Glosse

kreis & quer

Landkreis-Kolumne: Rollkofferreisen


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Ein Zugbegleiter hat erzählt, was das prägendste Geräusch seines täglichen Arbeitslebens ist: das satte "Wumm!", mit dem Wischkastl auf dem Boden des Waggons aufschlagen. Während großer Reisezeiten kommt freilich ein zweites dazu, im Bereich der Mehrzweckfläche: "Roll, roll, roll, roll - patsch." Da hat sich dann wieder einmal ein Koffer selbstständig gemacht.

Es ist faszinierend, was Leute alles unternehmen, um diese Lehrbeispiele in praktischer Physik zu verhindern. Zum Beispiel stellen sie drei dicke Rollkoffer nebeneinander. Die klatschen dann halt alle zusammen an die nächste Sitzreihe, sobald der Zug bremst. Oder sie beschweren den Koffer mit weiteren Taschen. Die herunterfallen, während es "roll, roll - patsch" macht. Oder sie binden die Koffer mit dem für Fahrräder gedachten Gurt fest. Entweder rollen die Koffer dann nur eine Kurzstrecke, bevor es sie gegen die Seitenwand schleudert - oder der Gurt löst sich, und es rollt und patscht erneut.

Manche Menschen stellen ihre riesigen Koffer wegen des Problems nicht im Mehrzweckbereich ab, sondern bugsieren sie neben ihren Platz. Statt der Koffer stehen dann andere Reisende im Mehrzweckabteil, denn wie sollen sie sich setzen, wenn kein Raum für ihre Füße bleibt, weil zwar ein Sitz frei wäre, vor diesem aber der Koffer parkt?

Neulich - man war versucht, Applaus zu klatschen - hat jemand doch wirklich mitgedacht. Er hat seinen Koffer nicht auf den Rollen stehen lassen, sondern ihn ganz einfach hingelegt.