"Unbekümmert und frech"
Sophie Dreblow neue Libera bei NawaRo Straubing
24. Mai 2018, 17:00 Uhr aktualisiert am 24. Mai 2018, 17:00 Uhr
Die 19-jährige Sophie Dreblow besetzt in der kommenden Saison die Libera-Position bei NawaRo Straubing. "Eine coole Sache für beide Seiten", findet Trainer Benedikt Frank.
NawaRo Straubing, Aufsteiger in die Volleyball-Bundesliga, hat eine weitere wichtige Position im Team für die kommende Saison besetzt. Die 19 Jahre junge Sophie Dreblow wechselt vom SC Potsdam nach Niederbayern. Die Libera, die auf der Webseite des Volleyball-Verbandes als "unbekümmert und frech" beschrieben wird, passt laut Trainer Benedikt Frank perfekt in Anforderungsprofil von NawaRo. "Ich freue mich auf eine neue Herausforderung in Straubing", sagt die sympathische Brandenburgerin.
Früh hat Sophie Dreblow die Leidenschaft für den Volleyball entdeckt. Ihre Eltern spielten genauso wie ihre drei älteren Geschwister. Mama Marlies gründete in Pinnow, einem kleinen Dorf in der Uckermark, wo die Familie wohnte, sogar einen eigenen Verein. Marlies Dreblow spielt heute aufgrund einer Behinderung in der Nationalmannschaft im Sitzvolleyball, die Schwester spielt in der 3. Liga - eine sportbegeisterte Familie eben. Sophie war als kleines Kind schon immer in der Halle dabei, fing in jungem Alter an und spielte mit fünf bereits ihr erstes Turnier. Der Sport hat sie dabei von Anfang an fasziniert: "Ich bin ein richtiger Familienmensch und brauche ein Team um mich herum. Deshalb war Volleyball für mich perfekt, eine Einzelsportart wäre nichts für mich."
Dreblow war als Kind sehr aktiv, wollte laut eigener Aussage immer Sport machen. "Zwei- bis dreimal Training pro Woche war mir eigentlich zu wenig", erzählt sie. Also wollte sie zur siebten Klasse auf die Sportschule in Potsdam wechseln. Mit ihrer Mutter und ihrer Schwester ging sie nach Potsdam, später zog die gesamte Familie nach. Für Sophie Dreblow war die Sportschule genau das, was sie gesucht hatte: "Ich hatte genug Sport und war ausgelastet", sagt sie und lacht.
Ehrgeiz und Motivation
Es war zunächst einmal aber ein großer Sprung. Dreblow war in einem neuen Umfeld und die anderen Kinder waren sportlich anfangs besser als sie. "Aber genau das war eine schöne Herausforderung für mich. Ich musste mich eben noch mehr beweisen und noch härter trainieren", blickt sie zurück. Ehrgeiz und Motivation spielten bei ihr hier eine große Rolle. "Ich habe extrem viel Input von den Trainern bekommen. Ich habe viel gelernt und man hat schnell Fortschritte gesehen."
Für Dreblow begann damit der Weg nach oben. Im Alter von zwölf, 13 Jahren messen sich die Talente der Sportschule bereits mit den Damen in der Landesliga. Es ging Stufe für Stufe und Liga für Liga nach oben, ehe Dreblow im Alter von damals gerade einmal 15 Jahren zu ihrem ersten Einsatz in der Bundesliga kam. "Die Halle war voll und ich war richtig aufgeregt", erzählt sie. "Die Leute haben gedacht, dass das Küken jetzt auch mal ran darf. Und ich denke, dass ich es dann ganz gut gemacht habe."
Rund fünf Jahre war sie nun in Potsdam. Viel gespielt hat sie anfangs allerdings nicht. In der Saison 2015/16 lief sie mit einem Zweitspielrecht für den VCO Berlin auf. Eigentlich sollte sie nur zweimal pro Woche nach Berlin fahren, am Ende pendelte sie aber fast jeden Tag. "Berlin wurde in dieser Zeit quasi meine zweite Heimat", sagt sie. In der darauffolgenden Saison war sie "Rollenspielerin" in Potsdam. Heißt: Dreblow wurde, ohne Libera-Funktion, für andere Spielerinnen in der Annahme eingewechselt. Vergangene Saison spielte sie ihre erste Saison als Libera in Potsdam durch.
Mit der Nationalmannschaft auf Weltreise
Auch für die A-Nationalmannschaft spielte Dreblow bereits, im Sommer vor zwei Jahren. Einige "Stars" waren nicht mit dabei und dadurch bekamen die Talente ihre Chance. "Das war eine super coole Erfahrung für mich", erzählt sie rückblickend. Das Nationalteam machte Station in Ningbo (China), Amerika und Hongkong - eine kleine Weltreise also. Zwei Einsätze hat Dreblow absolivert. Einen kurzen und, nachdem sich die erste Libera Lenka Dürr nicht fit fühlte, auch ein ganzes Spiel. "Das war ein tolles Gefühl", sagt sie. Allgemein habe sie, auch wenn sie nicht viel gespielt hat, bei dieser Reise alleine im Training sehr viel gelernt.
Nun hat sich Dreblow dazu entschlossen, Potsdam zu verlassen und zu Aufsteiger NawaRo Straubing zu wechseln. "Ich war so lange in Potsdam, war immer das kleine Küken. Ich will nun auch einmal raus aus meinem gewohnten Umfeld und eine neue Herausforderung starten", erklärt sie ihren Wechsel. In Straubing sieht sie gute Möglichkeiten, sich "sportlich wie persönlich weiterzuentwickeln." Sie will auf dem Feld trotz ihres jungen Alters Verantwortung übernehmen und die Mannschaft mitführen. Vor allem will sie an ihrer Konstanz arbeiten. "Als Team wollen wir die Liga halten, aber nach oben ist natürlich alles offen", blickt sie auf die Saison voraus.
Seit vergangenem Freitag ist Dreblow bereits in Straubing, hat sich die Stadt bereits ein bisschen angeschaut und war auch schon beim Football-Spiel der Straubing Spiders. Sie wohnt in der Innenstadt in einer WG mit ihren Mitspielerinnen Dana Schmit und Franzi Liebschner. Ihre ersten Eindrücke? "Es ist eine ganz andere Welt als Potsdam - alles ist kleiner und ein bisschen familiärer. Aber mir gefällt's und die Leute hier sind super nett."
Schon zweimal in Straubing gespielt
Zweimal war Dreblow zuvor bereits in Straubing - da allerdings noch als Gegnerin. Einmal beim letzten Erstliga-Abenteuer von NawaRo mit dem VCO Berlin. Und in der vergangenen Saison im Achtelfinale des DVV-Pokals mit dem SC Potsdam. "Es ist eine ziemlich kleine Halle, aber eine enorm gute Atmosphäre", so ihre Erinnerungen. "Wir haben mit Potsdam zwar hier gewonnen, aber trotzdem haben die Fans ihre Mannschaft immer angefeuert."
Wenn sie nicht Volleyball spielt, dann liest Dreblow gerne oder trifft sich mit Freunden. In Potsdam hat sie neben dem Volleyball ein Praktikum bei der Polizei gemacht. Auch in Straubing würde sie gleichzeitig gerne etwas für die berufliche Karriere machen, am liebsten auch bei der Polizei. Weil das in Bayern aber nicht so einfach ist mit dem Sportförderprogramm der Polizei und Mannschaftssportlern, gibt es auch verschiedene andere Möglichkeiten, wie Trainer Benedikt Frank sagt.
Dieser freut sich sehr auf die Zusammenarbeit mit Sohpie Dreblow. "Mit dem Vertrauen, das wir ihr geben, werden wir sehr viel Freude an Sophie haben und sie wird ein ganz sicherer Rückhalt für uns sein", ist er überzeugt. Der Kontakt zwischen Frank und Dreblow besteht schon seit über einem Jahr. "Dadurch spürt man gegenseitiges Vertrauen", sagt Frank. Er will mit der neuen Libera vor allem daran arbeiten, eine mentale Stärke und dadurch eine Konstanz aufzubauen. "Sophie passt perfekt zu unserem Weg, den wir gehen wollen, sie passt mit ihrer Persönlichkeit sehr gut in unser Team und ich bin sicher, dass das für beide Seiten eine coole Sache wird. Und die Fans dürfen sich nach jedem Punktgewinn auf ein breites Grinsen freuen", sagt Frank und lacht.
Seit Montag läuft das Sommerprogramm bei NawaRo. Hier liegt der Fokus zunächst auf der Technik und der Athletik, sagt Frank. Dreblow ist bereits voll dabei und man spürt ihre Lust auf die Saison in Straubing: "Ich freue mich einfach darauf."