Scheidende Vorstände im Interview

Süß und Böhm: "Wollten das Maximale für den EHC herausholen"


Ihre Amtszeit als Vorstände des EHC Straubing geht zu Ende: Hannes Süß (links) und Markus Böhm.

Ihre Amtszeit als Vorstände des EHC Straubing geht zu Ende: Hannes Süß (links) und Markus Böhm.

Die scheidenden EHC-Vorstände im Interview über ihre Amtszeit, Differenzen mit den Tigers und ihre Wünsche für die designierte neue Vorstandschaft.

Am Dienstagabend geht mit der Mitgliederversamlung und den Neuwahlen die Amtszeit der aktuellen Vorstände des EHC Straubing zu Ende. Knapp sechs Monate, nachdem sie angekündigt hatten, nicht mehr zu kandidieren. Doch erst hatten sich keine Nachfolgekandidaten gefunden, dann kam Corona dazwischen. In den sechs Monaten ist viel passiert, genauso wie in den letzten Jahren. Der EHC hat sich in den vergangenen Jahren beachtlich entwickelt. Im idowa-Interview blicken Hannes Süß und Markus Böhm auf ihre Zeit an der EHC-Spitze zurück - der 2. Vorstand Gerhard Fischer konnte krankheitsbedingt nicht am Interview teilnehmen. Sie sprechen über die Entwicklung des Vereins, das fehlende Vertrauen der Tigers und erklären, was sie den EHC für die Zukunft wünschen.

Herr Süß, Herr Böhm, am Dienstag geht Ihre Zeit als Vorstände des EHC Straubing zu Ende. Mit welchen Gefühlen ist das bei Ihnen verbunden?
Hannes Süß: Bei mir sind es gemischte Gefühle. Einerseits war es eine schöne Zeit, auch eine erfolgreiche Zeit, wir konnten viel bewegen. Deshalb ist der Abschied mit einem weinenden Auge verbunden. Andererseits endet nun die Zeit der Ungewissheit für den EHC. Es hat sich eine neue Mannschaft formiert, die sicher den bislang erfolgreichen Weg weiter erfolgreich gestalten wird. Die Voraussetzungen dafür sind gegeben.

Markus Böhm: Wenn's am schönsten ist, soll man aufhören. Wir haben in den letzten vier Jahren sicher unseren Beitrag dazu geleistet, dass sich der EHC weiterentwickelt hat. Wir haben von unseren Vorgängern auf einem gewissen Niveau übernommen und haben das gesteigert. Jetzt sind neue Leute an der Reihe, die das weiter steigern sollen. Was wir schon ein bisschen unterschätzt haben, war tatsächlich die zeitliche Belastung, die dieses Amt mit sich bringt. Deshalb hatten wir ja auch vergangenes Jahr schon die Idee, den Vorstand personell aufzustocken, was nun auch der Plan der neuen Mannschaft ist. Die Arbeit wird nicht weniger - im Gegenteil, es wird eher mehr. Und du brauchst einfach möglichst viele Leute, die am gleichen Strang ziehen.

Nachdem Sie im Dezember verkündet hatten, nicht mehr anzutreten, haben sich zunächst keine neuen Kandidaten gefunden, dann waren es plötzlich sogar zwei Teams, aus dem nun eines wurde. Wie haben Sie die letzten Monate erlebt?
Süß: Im Januar ist an uns herangetragen worden, dass sich zwei Teams bereitstellen würden. Wir haben von Anfang an gesagt, dass wir mit beiden Teams reden und haben sie ins Tagesgeschäft eingeweiht. Das war genau die Phase, in der die neue Saison vorbereitet wurde und wir wollten einen harmonischen Übergang schaffen. Dass sich aus den zwei Teams eines bildet, haben wir immer begrüßt, denn wir wollten eine weitere Spaltung vermeiden. Aus jetziger Sicht ist es die beste Lösung, nur mit einem Team anzutreten.

Böhm: Es ist gut, dass es nun keine Kampfabstimmung gibt, sondern wir den Verein harmonisch übergeben können. Es wäre zudem unredlich gewesen, wenn wir sportliche Entscheidungen für die Zukunft getroffen hätten, ohne die Teams einzubeziehen. Denn es geht darum, die vier Sterne zu halten.

Süß: Die Voraussetzungen, dass sie das schaffen, sind gegeben. Es wurden im Sportlichen Leute gefunden, die selbst Eishockey gespielt haben und wissen, wie der Hase läuft.

Auf Seite 2 des Interviews sprechen Hannes Süß und Markus Böhm über Differenzen mit den Tigers und die EHC-Finanzen.

Hannes Süß und Markus Böhm über Differenzen mit den Tigers und die EHC-Finanzen

Vom neuen Team kamen viele Aussagen in die Richtung, dass sie die Zwistigkeiten zwischen dem EHC und den Tigers beenden wollen. Was waren denn die Probleme aus Ihrer Sicht?
Süß: Das ist eine gute Frage. Wenn wir wüssten, was das eigentliche Problem war, hätten wir das vielleicht umstellen können. Wir wussten es nicht und wissen es bis heute nicht. Wir haben versucht, immer offen zu agieren. Wir haben von Anfang an versucht, EHC und Tigers als eines zu sehen. Das merkt man nicht zuletzt daran, dass wir sogar das Logo der Tigers für den Nachwuchs übernommen haben und als "Young Tigers" aufgetreten sind. Deshalb haben wir, als wir im November, Dezember erkennen mussten, dass das an mancher Stelle nicht so gesehen wird, die Entscheidung getroffen, nicht mehr anzutreten. Das ist vielleicht der einzige Punkt, den wir uns ankreiden lassen müssen, dass dieser Schulterschluss, den wir gerne gehabt hätten, nicht geklappt hat.

Böhm: Was man sagen muss: Wir haben die Rechte eines Stammvereins auch in den Verhandlungen für den Kooperationsvertrag vertreten. Wir haben versucht, für den EHC das Maximale rauszuholen. Dazu sind wir gegenüber den Mitgliedern auch verpflichtet. Wir haben schon gesehen, dass in der Vergangenheit freiwillig nur das gekommen ist, was notwendig war. Wir haben das ein bisschen nach oben getrieben. Dass wir uns damit nicht nur Freunde gemacht haben, ist klar. Von unserer Seite war es hart, es war aber auch immer fair und nur im Sinne des Nachwuchses.

Süß: Es ging auch nie um Forderungen, die unerfüllbar waren. Wenn man mit den Fachleuten spricht, dann werden an anderen Standorten noch ganz andere Summen für den Nachwuchs gehandelt.

Es waren aus gewissen Richtungen immer wieder Vorwürfe da, dass es finanzielle Probleme beim EHC geben könnte. Nun hat mit Axel M. Koch ein potenzieller neuer Vorstand bestätigt, dass der Verein als gesunder Verein übergeben wird. Wie sehr freut Sie das?
Böhm: Das ist natürlich schön für uns, denn - da müssen wir keinen Hehl daraus machen - die Vorwürfe waren schon auch in einer gewissen Weise verletzend. Wir haben immer nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt, in manchen Bereichen sogar Geld zugeschossen. Hätten manche Gespräche früher stattgefunden, hätte man das vielleicht schon da aus der Welt räumen können.

Süß: Die Enttäuschung war tatsächlich schon sehr groß. Dadurch wurde für uns dann auch offensichtlich, dass das Vertrauen von Seiten der Tigers uns gegenüber nicht mehr da ist. Man muss sich immer fragen: Für wen macht man das Ganze überhaupt? Für einen gemeinnützigen Verein, für die Kinder und Jugendlichen. Deshalb war schon enttäuschend, welche Aussagen da zum Teil gefallen sind. Aber jetzt sagen wir: Schwamm drüber, wir richten den Blick nach vorne.

Sie haben die harten Verhandlungen bezüglich des Kooperationsvertrages bereits angesprochen. Nun ist auf EHC-Seite ein Tigers-Vertreter. Halten Sie es für sinnvoll, wenn auf beiden Seiten des Verhandlungstisches die gleiche Seite vertreten ist?
Süß: Zumindest werden die Gespräche zukünftig leichter laufen, das ist ganz klar, denn die laufen ja quasi in Personalunion. Ein wichtiger Bestandteil der Gespräche war immer, dass wir die Finanzen des EHC dargelegt haben. Da gab es dann manchmal Punkte, die es erst auszuräumen galt, die Sinnhaftigkeit von Investitionen musste begründet werden. Das wird zukünftig sicher einfacher.

Böhm: Wenn man das sportliche Niveau halten will, wird sich aber an der Notwendigkeit der finanziellen Aufwendungen nichts ändern. Wenn bei den Verhandlungen dafür eine beruhigende Transparenz da ist und das Geld kommt, das für die Nachwuchsarbeit notwenig ist, dann können alle beruhigt vom Tisch aufstehen. Dann wird es wahrscheinlich harmonischer als in der Vergangenheit.

Süß und Böhm: Was sie den zukünftigen Vorständen wünschen

Grundsätzlich wollten Sie beide Ende des vergangenen Jahres noch einmal antreten und Sie hatten auch Vorstellungen, wie die Zukunft angegangen werden sollte. Was sind denn die Baustellen des EHC?
Böhm: Auf alle Fälle die Professionalisierung der Geschäftsstelle, da ist eine hauptamtliche Besetzung einfach notwendig. Mit Günther Preuß ist hier nun jemand da, der die fachliche Expertise wie die administrative Stärke dafür hat. Die anderen Punkte sind weniger auf der sportlichen Seite. Sportlich läuft es ganz gut.. Es gilt jetzt Themen wie das Vereinsleben oder die Mitgliederzahl anzugehen.

Süß: Auch der Öffentlichkeitsbereich sollte weiter gestärkt werden. Wir haben vor vier Jahren begonnen, uns aktiv mit Schulen und Kindergärten in Verbindung zu setzen, um die Kinder und damit potenziellen Eishockeyspieler zu erreichen. Die Früchte wurden auch nach und nach geerntet, der Prozess sollte und muss aber weiter vorangetrieben werden.

Was wünschen Sie der neuen Vorstandschaft für die kommenden Jahre?
Böhm: Starke Nerven und - bildlich gesprochen - dass das Eis trägt, dass man nicht einbricht.

Süß: Ich wünsche der neuen Vorstandschaft, dass sie den EHC wieder ein Stück erfolgreicher und populärer macht. Nur wenn der EHC sehr populär bist, bist du im Nachwuchs konkurrenzfähig mit dem Fußball.

Was wird das erste sein, das Sie nach der Wahl am Dienstag machen werden?
Süß: Die Ausstellungshalle aufräumen (lacht). Scherz beiseite: Es wird schon schwierig sein, wenn das komplett wegbricht. Das waren vier Jahre und die waren sehr zeitintensiv. Teilweise waren das wirklich Stunden am Tag, die man dafür geopfert hat. Diese Zeit fällt weg - meine Familie jubelt. Meine Tochter kreuzt zu Hause schon die Kalendertage an, wann es endlich vorbei ist, weil ich dann wieder mehr Zeit für die Familie habe.

Böhm: Es war jetzt ein halbes Jahr ein Prozess, in dem man das Loslassen vom EHC ganz gut vorbereiten konnte. Ich habe in meinem Regal jetzt wieder zwei Meter frei von Ordnern, die bekommt jetzt alle Axel M. Koch (lacht). Ich bin ja letztes Jahr berufsbedingt schon etwas kürzer getreten. Jetzt wird es schön, wenn man wieder mehr Zeit für die Familie und die Freizeit hat.

Info: Aufgrund der Corona-Situation wird auch die Mitgliederversammlung des EHC Straubing keine gewöhnliche. Um für den nötigen Abstand sorgen zu können, wird die Mitgliederversammlung in der Ausstellungshalle E am Hagen stattfinden. Die Mitglieder müssen einen Mund-Nase-Schutz tragen und werden gebeten, einen eigenen Kugelschreiber mitzunehmen, auch wenn solche auch in hoher Stückzahl zur Verfügung gestellt werden. Beginn ist um 18.30 Uhr, Einlass ist ab 18 Uhr.