Meinung

Personalnot in sozialen Einrichtungen

Verband für Pflegeberufe zeichnet ein geschöntes Bild


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Viele Leiter von Seniorenheimen, Krankenhäusern und sozialen Einrichtungen beklagen einen Personalmangel. (Symbolbild)

Am Donnerstag vergangener Woche hat das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe eine Verfassungsbeschwerde gegen die sogenannte einrichtungsbezogene Impfpflicht zurückgewiesen. Kurz nach der Entscheidung erklärten Branchenvertreter, dass die Impfpflicht keine Personalnot auslösen würde.
Wer sich mit Leitern von Seniorenheimen, Krankenhäusern und sozialen Einrichtungen unterhält, hört andere Töne. „Wir verlieren wieder Mitarbeiter, müssen umstrukturieren, um den Personalausfall bewältigen zu können“, sagt beispielsweise Markus Eckhardt, Geschäftsführer des BRK-Kreisverbands Straubing-Bogen.
Stellt man beide Positionen gegenüber, entsteht der Eindruck, dass der Verband für Pflegeberufe ein geschöntes Bild zeichnet, vielleicht auch, um der Politik und der Bevölkerung das Gefühl zu geben, „wir sind nach wie vor einsetzbar, haben alles im Griff“. Und das in einer Branche, von der bekannt ist, dass sie seit vielen Jahren mit Personalmangel kämpft.
Doch wenn schon die Berufsverbände, eigentlich die Interessensvertreter der in der Pflege beschäftigten Mitarbeiter, Probleme erst gar nicht benennen beziehungsweise kleinreden, wie soll dann die Öffentlichkeit und die Politik erkennen, dass sie zügig handeln muss, damit das Pflegesystem in ein paar Jahren nicht kollabiert?
Mit Schönfärberei ist niemandem geholfen, weder den Leitern von Pflegediensten und Seniorenheimen, für die jede Dienstplanerstellung mangels Personal zum Spießrutenlauf wird, noch den Pflegebedürftigen, die darauf angewiesen sind, dass jeden Tag ein Pfleger ihnen beim Aufstehen, Waschen und Anziehen hilft.     

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