Bogener Zeitung

Waffenbesitzer trennten sich von "Erbstücken"


Waffen, die im Rahmen der Amnestieregelung abgegeben worden sind (Bild), werden von Spezialisten des Landeskriminalamts zerlegt. Die Metallteile werden eingeschmolzen.(Foto: Polizei Bayern)

Waffen, die im Rahmen der Amnestieregelung abgegeben worden sind (Bild), werden von Spezialisten des Landeskriminalamts zerlegt. Die Metallteile werden eingeschmolzen.(Foto: Polizei Bayern)

Von Redaktion idowa

Straubing-Bogen. Floberts, Luftgewehre und Relikte mit Bajonetten aus dem Zweiten Weltkrieg: Etwa 350 Waffen sind im letzten Jahresdrittel am Landratsamt abgegeben worden. Viele weitere Waffen wurden von ihren Besitzern in die Dienststellen der Polizei gebracht. "Ganz viele haben sich noch auf den letzten Drücker entschlossen, sich von Waffen zu trennen. Entsprechend hoch war der Andrang in den Dienststellen zum Jahreswechsel", berichtet Michael Emmer vom Polizeipräsidium Niederbayern.

Am 31. Dezember ist die Frist zur straffreien, kostenlosen Abgabe von nicht angemeldeten Waffen abgelaufen. Von September bis Jahresende wurden über 350 Waffen beim Landratsamt abgegeben, teilte Pressesprecher Markus Mühlbauer auf Anfrage mit. Bei etwa einem Drittel habe es sich um unregistrierte, also illegale Waffen gehandelt. Der Rest, also rund 230 bis 240 Gewehre, Pistolen oder Stichwaffen, waren legale Waffen, die von ihren Besitzern ordnungsgemäß gemeldet waren.

Unangemeldete Kontrollen bei Waffenbesitzern möglich
In vielen Fällen wurden dabei "Erbstücke" entsorgt. Manche trennten sich aber auch aus Altersgründen von Waffen. "Oftmals wollten sich die Besitzer die Anschaffung eines Waffenschranks ersparen", so die Erfahrung am Landratsamt. Mit der Verschärfung des Waffengesetzes müssen Besitzer einen Nachweis darüber erbringen, dass sie ihre Waffen wie vorgeschrieben im Waffenschrank aufbewahren. Die Aufbewahrung im Waffenschrank ist dabei nichts Neues. Neu ist aber, dass die Behörden die korrekte Lagerung unangemeldet überprüfen können. Werden Verstöße festgestellt, hat das Konsequenzen. "Wer Waffen nicht ordnungsgemäß verwahrt, riskiert nunmehr stärker, das Recht zum Waffenbesitz oder auch seinen Jagdschein zu verlieren", erläutert Mühlbauer.

Am Landratsamt werden die Waffen bis zur Abgabe beim Bayerischen Landeskriminalamt (LKA) in München gelagert. Dort werden die Waffen zerlegt. "Wir haben vier Spezialisten für diese Arbeit. Sie schaffen täglich etwa 100 Waffen", berichtet Ludwig Waldinger, Pressesprecher am LKA. Die Läufe werden in versiegelten Kisten unter Polizeiüberwachung zum Einschmelzen gebracht.

Waffensammlung des LKA "wie eine Bibliothek"
Nur einzelne Waffen entgehen dem Schmelzofen. Sie werden zu Schulungszwecken eingesetzt. "Wir haben eine Waffensammlung von derzeit rund 6500 Waffen. Das muss man sich vorstellen wie eine lebendige Bibliothek", erklärt Waldinger. Wenn mit einem bestimmten Waffentyp eine Straftat verübt worden sei, müssten die LKA-Experten beurteilen, ob die Waffe tatsächlich schussbereit war oder nicht. Das sei vor allem bei älteren Modellen nicht immer einfach. Eine modellgleiche Waffe aus der hauseigenen "Waffen-Bibliothek" helfe hier bei der Beurteilung.

Beim Gros der abgegebenen Waffen handle es sich um "Massenschrott": in großer Menge hergestellte Waffen, die keinen Marktwert haben. In den vergangenen Wochen sei aber auch ein Stockgewehr abgegeben worden, also ein Gewehr, das in einem Spazierstock versteckt ist - "wie man es aus schlechten Filmen kennt", sagt Waldinger. Eine Filmrequisite war das abgegebene Stockgewehr aber nicht; es war tatsächlich schussbereit.

Im vergangenen Jahr habe das LKA insgesamt rund 19000 Waffen vernichtet. Im Jahr zuvor waren es nur 8000 Stück. Auch heuer rechnet das LKA aufgrund der restlichen Waffen aus der Amnestieregelung mit einem hohen Aufkommen.

2003 gab es schon einmal die Möglichkeit, Waffen straffrei abzugeben. Damals hätten allerdings deutlich weniger Menschen davon Gebrauch gemacht, sagen die Experten.

Wie viele Waffen und wie viel Schuss Munition im Landkreis diesmal tatsächlich legal entsorgt worden sind, darüber gibt es keine Zahlen. Bei der Polizei beispielsweise sei nicht schriftlich festgehalten worden, wer was abgab. "Das war so gewollt. Die Abgabe war ja straffrei und anonym. Es sollte nicht der Eindruck entstehen, die Polizei sammle irgendwelche Daten über die Leute", macht Michael Emmer, Pressesprecher am Polizeipräsidium Niederbayern in Straubing deutlich. Das Bayerische Innenministerium will demnächst zumindest einen groben Überblick darüber geben, wieviel "Amnestieware" in den einzelnen Regierungsbezirken zusammengekommen ist. Die Erhebungen dazu dauern aber noch, sagte ein Sprecher.

Mehr dazu lesen Sie in der Bogener Zeitung und im Straubinger Tagblatt vom 15. Januar 2010!