Straubinger Tagblatt
"Ansätze und Talent im Team für Playoffs da"
2. September 2010, 11:34 Uhr aktualisiert am 2. September 2010, 11:34 Uhr
(wel) "Wir sind alle froh, dass es endlich los geht." Michael Bakos sprachs nach dem letzten Testspiel am Sonntag gegen München - und es spiegelt die Stimmungslage im Team und im Umfeld der Straubing Tigers wider.
Alle sind gespannt und heiß auf den Saisonstart, um zu wissen, wo man wirklich steht und wie realistisch das Saisonziel "Platz zehn" am Ende sein wird. Kein Zweifel, die Vorbereitung hat Lust gemacht auf mehr. Das Heimturnier um den Gäubodenvolksfest-Cup wollte man unbedingt gewinnen, dementsprechend bot man bei den Siegen gegen die DEL-Konkurrenten Nürnberg und Augsburg die besten Leistungen in der Pre-Season. In den Spielen gegen München (Niederlage auswärts, Penalty-Niederlage zu Hause) und gegen Wien (Unentschieden zu Hause, Niederlage auswärts) wurden aber auch die Mängel offen gelegt. Diese betreffen derzeit noch in erster Linie die Abstimmung in der Abwehr, die fast komplett neu formiert wurde. "Die Spieler müssen sich einfach noch aneinander gewöhnen, Laufwege und Stellungsspiel abstimmen", weiß Trainer Jürgen Rumrich.
Kampf um Verteidigerplätze
Angesichts von acht Verteidigern zeigt sich schon, dass der Kampf um die Plätze hart wird, wenn alle fit sind. Denn da Neuzugang Florian Ondruschka einer der Gewinner der Vorbereitung ist und häufig sogar in der ersten Überzahl zum Einsatz kommt, muss Vorjahres-Stammspieler Stefan Wilhelm schon hart kämpfen, um zu den Top-Sechs-Verteidigern zu gehören.
In Sachen Aufbau und Schussstärke wissen die Abwehrspieler bisher durchaus zu gefallen, bei Druck in der eigenen Zone hingegen gerät man zu häufig noch ins Schlingern. "Ich bin mir sicher, wir können das in den nächsten Wochen abstellen", hofft Jürgen Rumrich.
Angesichts von drei aktuellen Nationalspielern (Pätzold, Bakos und Osterloh), einem Ehemaligen (Draxinger, dessen Knie bisher hält, wenn auch noch Schmerzen vorhanden sind, was aber laut Ärzten ganz normal ist) und zwei Perspektiv-Spielern (Ondruschka und Brückner), sollte das zu schaffen sein. Zumal auch Dimitri Pätzold bisher als sicherer Rückhalt im Tor zu gefallen weiß.
Sturmreihen sind klar
Auch im Sturm kristallisieren sich die Formationen schon klar heraus. Nach einigen Experimenten am Beginn der Vorbereitungszeit konnten sich die Topblöcke zuletzt einspielen. Gerade das Trio Corazzini, Hahn, Goren dürfte den Fans noch einige Freude bereiten. Der schnelle und torgefährliche Ex-Ingolstädter Corazzini, der spielintelligente Hahn, der stets den Kopf oben und die Übersicht behält und der kantige Goren, der zwar nicht der beste Schlittschuhläufer ist, der aber kaum vom Puck zu trennen ist, immer dort hingeht, wo es weh tut und einen gefährlichen Schuss hat: Diese Kombination ist viel versprechend, aber die Wahrheit kommt eben erst jetzt zum Saisonstart.
Das gilt auch für den zweiten Block, in dem Probespieler Karl Stewart in den Testspielen durchaus zu gefallen wusste, dies aber nun bestätigen muss. Er hält deutlich besser die Position als im Vorjahr, hat sich im Kurzpass verbessert. Nun muss er aber beweisen, dass seine Spielintelligenz und technischen Fähigkeiten auch ausreichen. Mit Mapletoft und Trew kann dann auch diese Reihe zum Faktor werden.
Das gilt auch für Block drei, in dem Sandro Schönberger ebenfalls zu den Siegern der Vorbereitung gehört und er mit Dustin Whitecotton und Eric Meloche gespielt hat. Für Meloche ist die Rolle somit eine andere als im Vorjahr, eher harte Arbeit als Torgefahr ist gefragt.
Auch Reihe vier mit Baindl, Forster und Röthke (oder einem Spieler der vorderen Reihen, falls Röthke nach seiner Verletzung wieder in die zweite oder dritte Reihe kommt) kann sich im DEL-Vergleich durchaus sehen lassen, auch wenn hier ein erfahrener Center für die jungen Spieler dem Team sicher gut zu Gesicht stehen würde.
Wie gut ist das Powerplay?
Will man am Ende tatsächlich unter den ersten Zehn landen, müssen vor allem zwei Mankos der Vorsaison abgestellt werden: Die Special Teams, vor allem das Überzahl, muss endlich zum Faktor werden und es müssen mehr Treffer erzielt werden. Beides hat in Ansätzen in der Vorbereitung bereits geklappt.
Im Powerplay wirkte man variantenreicher, auch wenn zum Ende der Testspiele die Gefahr doch merklich nachließ. "Da hat mir das nicht mehr so gut gefallen", sagt Trainer Rumrich.
Und auch dass man am letzten Testspielwochenende nur einen Treffer erzielen konnte, erinnerte etwas an die Vorsaison. "Aber es ist halt Vorbereitung. Das darf man alles nicht überbewerten", relativiert Lee Goren. "Die Ansätze und das Talent im Team sind für die Play-offs sicher vorhanden", weiß der erfahrene Bakos. "Aber wir müssen es nun auf dem Eis auch alles zusammenbringen."
Und auch das nötige Quäntchen Glück haben, denn Verletzungen dürfen nicht allzu viele dazwischen kommen. So gibt es zum Beispiel nicht viele Spieler im Kader, die problemlos in Reihe eins aufrücken und dort das Tempo mitgehen können. Aber daran denkt momentan niemand: Man hat die Playoffs im Visier und eine Mannschaft zusammen, die dies auch erreichen kann. "Aber jeder Spieler ist gefordert, dies in jedem Spiel auch zu beweisen", weiß Bakos. "Denn ein Selbstläufer wird es nicht."