Kommentar

Das Schweigen der Tigers


Muss die Straubing Tigers nach neun Jahren verlassen: René Röthke.

Muss die Straubing Tigers nach neun Jahren verlassen: René Röthke.

Gedanken zum anstehenden Abgang von René Röthke und den Umgang des Vereins damit.

Mitte Dezember wurde in der ARD die Dokumentation "Franz Beckenbauer - der Fall des Kaisers" ausgestrahlt. Der Sportwissenschaftler und Philosoph Gunter Gebauer trifft darin eine bemerkenswerte Aussage. Als Funktionär habe ihn nämlich Franz Beckenbauer nie überzeugt. "Ein Funktionär muss auch Öffentlichkeitsarbeit betreiben. Er muss Aktionen, die er unternimmt, rechtfertigen und ist Rechenschaft schuldig. Franz Beckenbauer ist eigentlich nie jemand gewesen, der öffentlich begründet hat, was er gemacht hat. Er begründet eigentlich sowieso nie etwas."

Was nun Franz Beckenbauer mit den Straubing Tigers zu tun hat? Nicht viel oder besser gesagt gar nichts. Aber diese Aussage lässt sich natürlich auch auf andere Vereine und Funktionäre übertragen. Die Sportbranche lebt zu großen Teilen vom öffentlichen Interesse, von den Fans, die mitfiebern und ins Stadion kommen. Deshalb sind die Verantwortlichen in dieser Branche dazu angehalten, zu informieren, zu erklären, zu begründen - und sich Kritik zu stellen.

Kein Kommentar vom Verein

Als unsere Redaktion am Neujahrstag bei den Straubing Tigers um eine Stellungnahme zum bevorstehenden Abgang von Stürmer René Röthke bat, kam als Antwort nur, dass man sich zu dieser Personalie nicht äußern werde. Verständlich ist das kaum. Das Thema bewegt die Fans, wie man in den sozialen Netzwerken verfolgen kann. Es ist ein Wunsch nach Aufklärung, nach Gründen vorhanden. Dennoch schweigt der Verein, hat Röthkes Abgang bis heute noch nicht einmal öffentlich bestätigt.

Vermutlich fanden es die Vereinsverantwortlichen wenig berauschend, dass ein Spieler selbst die Initiative ergriffen und mit den Neuigkeiten an die Öffentlichkeit gegangen ist. Im Interview mit der Telekom hat Röthke am Mittwochabend vor dem Auswärtsspiel in Krefeld seine Gründe für die eigenmächtige Bekanntgabe des Wechsels dargelegt. So hätten die Fans nach neun gemeinsamen Jahren schlicht und ergreifend ein Recht darauf, rechtzeitig über die Situation informiert zu werden. Man muss diese Ansicht nicht teilen und dennoch ist sie verständlich. Schließlich gab es in den vergangenen Jahren einige Beispiele, wo sich Spieler durch eine verspätete Bekanntgabe nicht mehr entsprechend vom Anhang verabschieden konnten.

Frage des Stils

Viele Fans haben auf die Bekanntgabe Röthkes sehr emotional reagiert und viele können oder wollen die Entscheidung nicht verstehen. Über die grundsätzliche Entscheidung kann man sicherlich diskutieren. Viel mehr zu denken geben sollte aber die Art und Weise, wie die Entscheidung vom Management getroffen worden ist. Denn, so hat es zumindest Röthkes Ehefrau in einem emotionalen Facebook-Post dargestellt, es wurde dem Angreifer bereits zum Start in die Saison mitgeteilt, dass er keinen neuen Vertrag mehr erhalten werde. Man hat demnach Röthke nicht einmal mehr die Möglichkeit gegeben, sich das so wertvolle zehnte Jahr im Verein zu verdienen. "Dass das René, der immer mit ganzem Herzen dabei war, stark getroffen und verletzt hat, könnt ihr euch bestimmt vorstellen", heißt es in dem an die Tigers-Fans gerichteten Post.

Warum das Thema René Röthke so emotional ist, liegt auf der Hand. Die Straubing Tigers verlieren nicht nur eine Identifikationsfigur und einen Fanliebling sondern auch einen Spieler des Typs "Kämpfer". Einen Typ also, von dem es in der aktuellen Mannschaft nicht mehr allzu viele gibt. Gerade in dieser Saison, in der die Mannschaft erst in den letzten Wochen auch auf dem Eis zeigt, zu was sie in der Lage ist und in der einige Spieler oft zumindest gefühlt den letzten Willen vermissen ließen, ist der Wunsch nach solchen Spielern logisch. Und dennoch steht fest, dass Röthke den Verein am Saisonende verlassen muss - und der Verein bleibt den Fans Antworten dazu nach wie vor schuldig.