Landkreis Regensburg
Dem Heiligen Vater ganz nahe
1. März 2013, 7:17 Uhr aktualisiert am 1. März 2013, 7:17 Uhr
Auf Spurensuche hat sich Bischof Rudolf Voderholzer am Donnerstag im Papsthaus in Pentling begeben. Am letzten Tag des Pontifikats von Benedikt XVI. sprach Voderholzer von einem "besonderen Gefühl in diesem Haus zu sein, das mit so viel Zukunftserwartungen verbunden war". Eigentlich habe der Papst hier, in der beschaulichen 6000-Einwohner-Gemeinde Pentling bei Regensburg, seinen Lebensabend verbringen wollen.
Das Haus spiegle durchaus Charaktereigenschaften des Papstes wider, erklärte Voderholzer. Nachdem Joseph Ratzinger 1969 als Theologie-Professor an die Universität Regensburg berufen worden war, ließ er sich in den 70er-Jahren das zweistöckige Haus in Pentling bauen. "Das Haus ist schlicht, aber auch innovativ", sagte Voderholzer. Ratzinger habe sich bei den Planungen mit seiner Vorstellung von einem langen Balkon zum "Wandeln" vor dem Arbeitszimmer im ersten Stock durchgesetzt. Der Architekt sei eher skeptisch gewesen. Auch das Bad und das Treppenhaus seien vergleichsweise großzügig gestaltet worden. "Das Haus hat eine eigene Würde und einen eigenen Stil", betonte Voderholzer.
Der Regensburger Bischof ist mit den ehemaligen Wohnräumen des Papstes bestens vertraut. In seiner Eigenschaft als Gründungsdirektor des Instituts Papst Benedikt XVI. war er federführend an dem Umbau des Hauses zu einer Begegnungsstätte beteiligt gewesen. Im Großen und Ganzen ist der Umbau abgeschlossen. Eventuell kommen in den nächsten Jahren noch einige Original-Einrichtungsstücke aus der Familie Ratzinger hinzu, wie Voderholzer ankündigte.
Auch Geschwister gewürdigt
Ganz bewusst habe er im Papsthaus auch die 1991 gestorbene Schwester Maria sowie den Bruder Georg gewürdigt. "Vom Papst erntete ich dafür freudigste und dankbarste Zustimmung", berichtete Voderholzer. "Die Ratzingers sind Familienmenschen." Wie sehr für Joseph Ratzinger Pentling Heimat geworden war und bleiben sollte, lasse sich eindrücklich an der Tatsache ablesen, dass die Geschwister 1974 ihre Eltern auf einen Regensburger Friedhof überführen ließen. "Er liebt die Menschen hier, fühlt sich mit ihnen verbunden, er genießt die Landschaften, ihre Dörfer und Städte und ihre Kirchen", sagte Voderholzer.
Er selbst habe mehr als einmal erlebt, dass der Papst - der mehrere Sprachen fließend beherrscht - es genießt, in bayerischer Mundart zu sprechen. Trotz aller Verbundenheit mit der Oberpfalz bezeichnete Voderholzer eine Rückkehr des Papstes nach Regensburg als "unrealistisch". Einen genauen Blick warf der Bischof auf den Nachbau des berühmten Papst-Schreibtisches, der im Arbeitszimmer in Pentling steht - das Original hat Benedikt mit nach Rom genommen. "Zur Stunde wird das Original wohl verpackt und nach Castel Gandolfo transportiert", erklärte Voderholzer. Auf diesem Schreibtisch seien alle wichtigen Texte und Bücher des Papstes entstanden.
Dienstschreibtisch von 1953
1953 hatte Joseph Ratzinger ihn als Dienstschreibtisch zur Verfügung gestellt bekommen, ihn 1959 gekauft und von da an überallhin mitgenommen. Möglicherweise seien auch Dokumente auf dem Tisch gelegen, die entwendet wurden, was die "Vatileaks-Affäre" auslöste. "Ein Vertrauensbruch, der den Papst schwer belastet hat", wie Voderholzer betonte. Der Regensburger Bischof äußerte sich auch zu kritischen Einwänden gegenüber dem Führungsstil des Papstes. Hier liege seines Erachtens ein grundsätzliches Missverständnis vor. Nicht Macht und ihre Mittel sollten den Führungsstil der Kirche prägen. Ihre Weisung lebe vielmehr aus dem Wort.
Doch wer den Weg der geistigen Führung gehe, mache sich verletzlich, räumte Voderholzer ein. Persönlich erhoffe er sich, dass der emeritierte Papst eine verstärkte Zusammenarbeit mit dem Institut Papst Benedikt XVI. aufnehmen wird - "sofern das seine Kräfte zulassen". Das in Regensburg ansässige Institut hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Papst-Schriften zu sammeln und herauszugeben. In 16 Büchern sollen die "Joseph Ratzinger Gesammelte Schriften" veröffentlicht werden. "Das wird sein Erbe sein für die Kirche."