Straubinger Tagblatt
Die Invasion der langhaarigen Headbanger
7. Oktober 2011, 8:05 Uhr aktualisiert am 7. Oktober 2011, 8:05 Uhr
Von Stefanie Sobek
Heavy Metal - das sind ultralaute Gitarren, irrwitzig schnelle Songs, Headbanging, schwarze T-Shirts, lange Haare. Vor allem aber: Heavy Metal hat die treuesten und leidenschaftlichsten Fans. Das größte Metal-Festival der Welt ist das Wacken-Open-Air. Jedes Jahr im August trifft sich die Metal-Szene in dem 1800-Seelen-Dörfchen in Schleswig-Holstein und lässt es dort ein Wochenende lang krachen. Angefangen hat es vor gut 20 Jahren mit 800 Fans, heuer waren es sage und schreibe 86000. Eine Art "Mini-Wacken" findet nächste Woche, am 14. und 15. Oktober, in Straubing statt: die "Metal Invasion 2011".
Von Wackener Dimensionen ist es zwar noch weit entfernt, aber die "Metal Invasion" ist immerhin das größte Heavy-Metal-Festival Niederbayerns. Die Veranstalter, die "Metalheads Niederbayern" aus Spiegelau, rechnen mit 2500 Besuchern pro Tag. Mittlerweile kommen die Fans aus ganz Deutschland und sogar Europa. Heuer feiert die "Metal Invasion" fünften Geburtstag, in den Vorjahren war das Festival in Passau und Ruhstorf beheimatet. Aus Platz- und Infrastrukturgründen haben die Verantwortlichen beschlossen, eine neue Heimat zu suchen - und sind auf das Messeareal am Hagen gestoßen, so Alex Kluiber von den "Metalheads".
Die Konzerte finden in der Messehalle am Hagen statt. Die Bands, die hier auftreten, haben gefährlich klingende Namen wie "Die Apokalyptischen Reiter", "Sodom", "Bolt Thrower" oder"Amon Amarth". Auch der Untertitel des Festivals hört sich bedrohlich an: "Five years of total destruction". Doch die Fans sind in absolut friedlicher Mission unterwegs. Sie wollen feiern und Metal hören: "Nur Metalheads, die in Ruhe ein Wochenende mit ihren Helden feiern wollen", beschreibt Alex Kluiber. Und das können sie zur Genüge: Mehrere nationale und internationale Top-Acts werden das Messeareal zum Beben bringen, versprechen die Veranstalter. Das sieht auch die Polizei so: "Wir haben keine Bedenken und sind gut aufgestellt", betont Polizeihauptkommissar Günter Ostermeier. Es seien "ausreichend viel Kräfte" im Einsatz, die vor Ort nach dem Rechten sehen. An vergleichbare Musikveranstaltungen in Straubing könne er sich nicht erinnern, so Ostermeier. Er geht davon aus, dass die Fans unter sich bleiben und nach Ende der Konzerte um halb ein Uhr auch nicht mehr durch die Stadt ziehen und dort weiterfeiern.
Enttäuscht sind die "Metalheads" allerdings darüber, dass sie nicht - wie sonst auf Festivals üblich - im Freien campen können. Geplant sei gewesen, vor der Fraunhoferhalle auf dem Parkplatz ein Zeltlager zu errichten. Das sei aber von der Stadt nicht genehmigt worden. Carolin Ippisch vom Ordnungsamt erklärt das Campingverbot mit "Lärm- und Müllgründen". Das Areal sei zu nahe an den Wohnhäusern. Auch in Rücksprache mit Polizei und Ordnungsamt in Passau habe sich diese Befürchtung bestätigt: "Auch dort gab es in den vergangenen Jahren Probleme mit Lärm und Müll."
Ausstellungshallen als Schlafsaal für 400 Fans
Für Alex Kluiber ist das eher eine fadenscheinige Begründung, gerade auch in der Hinsicht, dass das Gäubodenvolksfest auf genau dem gleichen Areal stattfinde. Er hat den Eindruck, dass Straubing "ein solch wildes Festival mit schwarz gekleideten, biertrinkenden und Heavy Metal hörenden Besuchern einfach nicht in der Stadt haben wollte". Deshalb seien seiner Ansicht nach alle Register gezogen worden, um die Durchführung des Festivals zu verhindern.
Nur zähneknirschend habe man sich mit dem Campingverbot abgefunden. "Es war aber die einzige Möglichkeit, sonst wäre die Veranstaltung nicht genehmigt worden", erklärt Alex Kluiber. In Zusammenarbeit mit der Ausstellungs- und Veranstaltungs-GmbH sei schließlich ein Kompromiss gefunden worden, der auch von der Stadt genehmigt worden ist: Nun können die Ausstellungshallen als Schlafsaal genutzt werden. Dort werden rund 400 Metal-Fans von Freitag bis Sonntag übernachten.
Ob das Festival auch nächstes Jahr wieder in Straubing stattfinden wird, wissen die Veranstalter noch nicht. "Das wird sich rausstellen, wie uns die Ordnungsbehörden nach der Veranstaltung gestimmt sind", sagt Alex Kluiber. Grundsätzlich bestehe immer eine "freundliche Kooperationsbereitschaft".
Und vielleicht ist ja die Stadt Straubing bald auch so stolz auf ihr Metal-Festival wie Wacken. Dort wirbt sogar der Bürgermeister auf der Homepage für das Open Air und führt den Erfolg der Veranstaltung auf seine "tolerante und weltoffene Gemeinde" zurück.
Infos zum Heavy-Metal-Festival, das am 14. und 15. Oktober am Hagen stattfindet, gibt es unter www.metal-invasion-festival.de . Tickets sind unter anderem beim Leserservice des Straubinger Tagblatts, Telefon 09421/9406700, erhältlich.