Dass die Tage des Metal Invasion-Festivals gezählt sind, war bereits vor der Veranstaltung am 11. Oktober ein offenes Geheimnis. Neu ist dagegen, dass das gesamte Genre Heavy Metal künftig in der Messehalle nicht mehr geduldet wird.
Stein des Anstoßes war die vierte Ausgabe des Metal Invasion-Festivals am Wochenende vom 11. und 12. Oktober. Die Vorzeichen waren ohnehin alles andere als rosig. Dem früheren Veranstalter war die Lust vergangen. Mitausschlaggebend hierfür waren ständige Querelen mit der Stadt und zu strenge Auflagen. In der Folge warf Alex Kluiber das Handtuch. Spontan sprang daher Ivo Raab als Veranstalter in die Presche. Er organisiert seit einigen Jahren erfolgreich das Ragnarök Metal-Festival im oberfränkischen Lichtenfels. Beim Metal Invasion-Festival zog er sich jedoch den Unmut einiger Anwohner und der Stadt zu. Es sei zu laut gewesen und Festival-Besucher hätten zudem verbotener Weise im Freien kampiert.
Tatsächlich ergaben Messungen, dass die zulässige Lautstärke während des Festivals um satte 15 dB überschritten wurde. Nachvollziehbar also, dass man seitens der Stadt wenig begeistert ob dieser Verstöße war. Rätselhaft jedoch, weshalb der Bannstrahl dann nicht nur den Veranstalter, sondern das gesamte Musik-Genre Heavy Metal trifft. Zwar betont man unisono, dass man um eine kulturelle Vielfalt in Straubing bemüht sei und jede Musikform ihre Daseinsberechtigung habe, aber "das Risiko Heavy Metal möchten wir in der Messehalle nicht mehr", so Karin Meyer vom Ordnungsamt. Und das, obwohl der Ablauf unter dem ersten Veranstalter Alex Kluiber positiv hervorgehoben wird. Meyer: "Da gab es nie Probleme." Ivo Raab sieht sich dennoch nicht in der Bringschuld: "Als Veranstalter habe ich überhaupt keine rechtliche Handhabe, die Leute vom Platz zu jagen, wenn sie im Freien campen. Das ist Sache des Ordnungsamts."
"Haben genauer hingeschaut, als bei einer Volksmusikveranstaltung"
Mit dem Vorwurf konfrontiert, dass man sich hier einer leidigen Klientel entledigen wolle, sagt Karin Meyer: "Die Art der Musik ist kein Beurteilungskriterium. Allerdings wussten wir natürlich nicht, was da auf uns zukommt, und wir haben daher schon genauer hingeschaut, als bei einer Volksmusikveranstaltung." Als dann die Beschwerden einiger aufgebrachter Anwohner nach der vierten Auflage des Metal Invasion-Festivals kamen, sah man sich zum Handeln gezwungen. "Man muss dazu sagen, dass die Messehalle keine gedämmten Außenwände hat und demzufolge gar nicht für Konzerte geschaffen ist", versucht Berufsmäßiger Stadtrat Alois Lermer zu beschwichtigen. Exakt denselben Einwurf gab es seitens des Umweltamts auch schon wenige Wochen vor dem ersten Metal Invasion-Festival 2011. Harry Pillmayer, der mit seinem Unternehmen "Bühnenfabrik" seither die Soundanlage zur Verfügung stellt, erinnert sich: "Ich habe dann angemerkt, dass dann z.B. die Meisterfeier der Handwerkskammer auch nicht in der Messehalle stattfinden dürfe, denn auch da gibt's Live-Musik bis spät in die Nacht." Das habe die Stadt zum Einlenken bewogen.
"Das Holi-Festival ist deutlich lauter"
Ohnehin scheint es schwer vorstellbar, dass ein Konzert in einer Halle mehr Lärm verursacht, als beispielsweise ein Holi-Festival, wo im Freien die Techno-Bässe in Richtung der Anwohner wummern. Alois Lermer hierzu: "Das Holi-Festival war heuer auf Anregung von OB Markus Pannermayr ein erster Versuch. Wir haben daraus nun unsere Lehren gezogen." Heißt im Klartext? "2015 wird es die Auflage geben, dass die Soundanlage eingepegelt wird, eine bestimmte dB-Zahl also nicht überschreiten kann", so Lermer weiter. Beim Metal Invasion-Festival seien überdies ja auch die Betriebszeiten ein Ärgernis gewesen. "Das Holi-Festival geht ja nur bis 22 Uhr, das Metal Invasion-Festival dagegen bis 2 Uhr", erklärt Lermer. Betriebszeiten, die den Veranstaltern im Vorfeld von der Stadt genehmigt wurden.
Wird mit zweierlei Maß gemessen?
Es beschleicht einen nicht selten das Gefühl, dass hier mit zweierlei Maß gemessen wird. Den Eindruck haben auch einige Anwohner nahe der Messehalle. Hört man sich dort um, bekommt man immer wieder zur Antwort: "Das Gäubodenvolksfest, das Bluetone-Festival und vor allem das Holi-Festival sorgen für deutlich mehr Lärm und negative Begleiterscheinungen." Das bestätigt auch Christina Ottl (Name von der Redaktion geändert), die einen Steinwurf von der Messehalle entfernt wohnt: "Ich kann zwar mit Heavy Metal auch nicht viel anfangen, aber beim Holi-Festival haben bei mir hier die Fensterscheiben vibriert. Das war beim Metal Invasion-Festival nicht der Fall." Lisa Reitbauer, ebenfalls Anwohnerin, unterstreicht diese Aussage: "Straubing will nach außen hin immer eine weltoffene Stadt sein, ist aber im Kern leider extrem konservativ." Vielmehr sollte das Prinzip lauten: "Gleiches Recht für alle." Es bleibt abzuwarten, ob diese Forderung bei der Stadt Gehör findet.