Über 600 Arbeitsplätze betroffen
Harman will Standort Straubing bis Jahresende schließen
16. Januar 2020, 15:45 Uhr aktualisiert am 17. Januar 2020, 9:05 Uhr
Die nächste Hiobsbotschaft aus der Automobilindustrie: Harman will sein Werk in Straubing in Kürze dicht machen - Ungarn ist billiger. Und auch andere deutsche Standorte trifft es.
Der Autozulieferer Harman will sein Werk in Straubing noch dieses Jahr schließen. 625 Stellen fielen weg, 25 Stellen würden an andere Standorte in Deutschland verlagert, teilte der Autoradio- und Navi-Hersteller am Donnerstag mit. Außerdem würden in der Entwicklung an anderen deutschen Standorten 130 Arbeitsplätze gestrichen.
Die bayerische IG Metall und der Betriebsrat kündigten Widerstand an. Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) bat die Unternehmensleitung, ihre Pläne zu überdenken.
Auf einer Mitarbeiterversammlung in Straubing wurden die Betroffenen am Donnerstag informiert. Harman-Personalchef John Stacey sagte dem Unternehmen zufolge, die Autobauer hätten enormen Kostendruck, den sie an die Zulieferer weitergäben. Harman reduziere seine Werke in Europa und lege die Entwicklung in globalen Zentren zusammen. Die Produktion in Straubing solle schrittweise vor allem in zwei ungarische Werke verlagert werden.
Gewerkschaft und Betriebsrat wollen nicht kampflos aufgeben
Ein Unternehmenssprecher sagte, die Beratungen mit den Arbeitnehmervertretern begännen jetzt. Der bayerische IG-Metall-Vorsitzende Johann Horn sagte: "Die IG Metall, der Betriebsrat und die Beschäftigten werden den Schließungsplan nicht kampflos hinnehmen."
Die IG-Metall-Tarifkommission für die bayerische Metall- und Elektroindustrie kritisierte: "Harman will das Straubinger Werk ohne Not aus reiner Profitgier schließen. Die Produktion soll an Billigstandorte verlagert werden." Das sei ein Skandal.
Aiwanger forderte, die geplante Schließung des Werkes Straubing "zum Jahresende 2020" zu überdenken und bot Gespräche an. "Sollte es tatsächlich zu einer Werksschließung kommen, werden wir den Betroffenen über Qualifizierungsangebote neue Perspektiven eröffnen."
Weiterer Stellenabbau auch in anderen Werken
Harman gehört zum koreanischen Samsung-Konzern und beschäftigt weltweit 30.000 Mitarbeiter. In Straubing sollen 625 Arbeitsplätze in Produktion und produktionsnahen Bereichen wegfallen, darunter 45 Zeitarbeitsstellen. 25 Arbeitsplätze würden von Straubing an andere Standorte in Deutschland verlagert.
In der Entwicklung fielen darüber hinaus deutschlandweit 130 Stellen weg und 60 Stellen würden an andere Standorte in Deutschland verlagert. Die Standorte Köln, Ulm, Karlsbad bei Karlsruhe, Böblingen bei Stuttgart, Garching bei München blieben erhalten.
Die deutsche Industrie steckt in der Rezession. Audi, VW, Daimler, Bosch, Continental und andere Unternehmen der Autobranche streichen Stellen. Die bayerische Metall- und Elektroindustrie erwartet im laufenden Jahr den Verlust von 10.000 Arbeitsplätzen.
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