Mähroboter und Straßenverkehr
Igelstation in Straubing am Limit: So können Sie helfen
17. September 2020, 17:04 Uhr aktualisiert am 12. April 2023, 20:18 Uhr
Normalerweise ist sie es, die hilft, nun braucht die Tierhilfe Straubing selbst Unterstützung: Seit Monaten kommen fast täglich verwaiste Igel in die Einrichtung. Der Aufwand für die Betreuung ist seitdem enorm, sagt Vereinsvorsitzender Peter Druschba. Schuld an der Misere hat demnach vor allem der Mensch.
"Die größten Gefahren für den Igel sind allesamt menschengemacht", sagt Peter Druschba von der Straubinger Tierhilfe. Der bei uns heimische Braunbrustigel steht sogar auf der Vorstufe der roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tiere, weil er seinen natürlichen Lebensraum immer mehr verliert, so Druschba. Mittlerweile zählen auch Gärten zum natürlichen Igellebensraum. Doch selbst hier ist für Igel oftmals nicht mehr viel geboten. Denn immer mehr Menschen entscheiden sich für pflegeleichte Stein- und Schottergärten anstatt grüner Rasenflächen.
Mähroboterunfall: "Die Leute schämen sich"
Wo also soll das Tier hin? Grüne Gärten sind heutzutage auch oft keine Option mehr, weiß Druschba. Grund: Mähroboter und Motorsensen. Peter Druschba spricht von den Geräten als "eine der größten Gefahren für den heimischen Igel". Viele Igelmütter werden in den vermeintlich grünenden Gärten von den Robotern derart schwer verletzt, dass sie in der Regel nicht überleben. Den Tieren werden laut Druschba regelmäßig die Beinchen oder Teile des Gesichts abgemäht. "Die Roboter schneiden die Tiere regelrecht auf. Die Leute bringen uns die Tiere zum Teil gar nicht mehr, weil sie sich schämen, dass sie daran schuld sind." Deren Schicksal ist dann besiegelt.
Die anderen Igel kann aber auch meist nur noch ein Tierarzt von ihren Qualen erlösen, so Druschba. "Den Tieren ist meist nicht mehr zu helfen." Die Dunkelziffer bei Igeln, die bei Mähroboterunfällen getötet werden, muss sehr hoch sein, vermutet er. In der Tierhilfe übrig bleiben dann die Igelkinder, die ohne ihre Mutter in der Natur nicht überleben würden. "Fürchterlich traurig", sagt Peter Druschba.
Eine weitere tödliche Gefahr für den Igel ist der Straßenverkehr, sagt Druschba. Igelmütter sind meist nachts auf Futtersuche, laufen dabei über Straßen und werden überfahren. Übrig bleiben auch hier wieder die Igelkinder. Aufmerksame Menschen entdecken die Tiere und bringen sie dann zu Druschba und seinem Team. "Derzeit betreuen wir 54 Igelkinder und vier Igelmamas mit ihrem Nachwuchs. Die Igel bleiben so lange bei uns, bis sie das nötige Gewicht für eine Auswilderung erreicht haben", sagt Druschba. Die Tiere kommen aus dem gesamten Landkreis. Gelegentlich komme es auch vor, dass Igelmütter an einem ungeeigneten Platz ein Nest bauen und deshalb aufgenommen werden.
Eigene Pflegestelle für Igel einrichten
Doch allmählich kann die Tierhilfe die Arbeit nicht mehr stemmen. Der Verein braucht Hilfe bei der täglichen Versorgung der Tiere, dazu zählen etwa das Reinigen der Boxen und die Fütterungen. Wer mag, kann natürlich auch einen Igel aufnehmen, sagt Druschba. Dafür müsste man aber eine Pflegestelle für das Tier im eigenen Garten oder Haus einrichten.
Wem generell ein Igel in seinem Garten auffällt, kann ebenfalls etwas tun. "Ein igelfreundlicher Garten ist immer ein Naturgarten", sagt Druschba. Je grüner, desto besser. Gartenbesitzer können beispielsweise in einem Teil des Gartens Totholz, Reisig und Laub liegen lassen. So entstehe auch am besten eine natürliche Futterquelle, also ein paar Käfer und Würmer, für die Igel. "Der eigene Garten muss ja auch nicht immer perfekt aufgeräumt und zugeschnitten sein", so Druschba.
Das müssen Sie bei der Igelfütterung beachten
Auch bei der Fütterung muss einiges beachtet werden. Der Igel braucht keine Milch, sagt Druschba. Die sei sogar schädlich. "Natürlich trinkt er die Milch. Aber er verträgt sie halt einfach nicht", so der Igelexperte. Auch fresse das Tier kein Obst. Das Tier gehe nämlich nur an den Apfel, weil es den Wurm im Apfel suche. "Der Igel ist ein reiner Fleischfresser. Am ehesten tut es Katzenfutter mit einem hohen Fleischanteil. Damit kann das Tier unbedenklich gefüttert werden."
Für die Zukunft wünscht sich Peter Druschba eine offizielle Anerkennung seines Vereins. Oft brauche er für die Tierchen beispielsweise verschreibungspflichtige Medikamente. Dafür wird aber immer in Tierarzt benötigt. Druschba hätte einfach gerne mehr Handhabe bei der Ausführung seiner ehrenamtlichen Arbeit. "Die Leute, die uns die Tiere bringen, glauben, wir können den Igeln sofort helfen und haben alles da. Aber das ist leider oft nicht der Fall."