DFB-Pokal

Jahn gegen Hertha: Wenn Verlierer trotzdem Gewinner sind


TEAMWORK: Mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung hielt der SSV Jahn (hier Torhüter Philipp Pentke und Kapitän Oliver Hein) 120 Minuten lang dagegen, scheiterte gegen Bundesligist Hertha BSC aber im Elfmeterschießen.

TEAMWORK: Mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung hielt der SSV Jahn (hier Torhüter Philipp Pentke und Kapitän Oliver Hein) 120 Minuten lang dagegen, scheiterte gegen Bundesligist Hertha BSC aber im Elfmeterschießen.

Gegen Bundesligist Hertha BSC muss sich Drittliga-Tabellenführer Jahn Regensburg erst im Elfmeterschießen mit 4:6 geschlagen geben. "Wir können aus dieser Partie viel Selbstvertrauen mitnehmen", sagte Jahn-Torhüter Philipp Pentke.

Jahn Regensburg hat sich in der 1. Runde des DFB-Pokals mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln gegen Bundesligist Hertha BSC Berlin gewehrt. Mit einer tollen Teamleistung stemmten sich die Regensburger gegen das Ausscheiden. 120 Minuten lang, bis ins Elfmeterschießen. Doch dann war Schluss. Bei der Hertha trafen alle Schützen, auf Jahn-Seite scheiterte Marcel Hofrath an Berlins Torhüter Rune Jarstein. Hertha ist weiter, der SSV Jahn raus. Stolz können die Regensburger trotzdem auf ihre Leistung sein. Oder wie es Jahn-Coach Heiko Herrlich nach der Partie ausdrückte: "Manchmal ist man auch Gewinner, wenn man nicht der Sieger ist."

Auch von Berliner Seite gab es Lob für den Jahn. "Glückwunsch an meinen Kollegen", sagte Hertha-Trainer Pal Dardai, "wir haben heute gegen eine sehr gute Mannschaft gewonnen." Er lobte Herrlich und den Jahn, da werde ein "toller Job" gemacht. Er habe gewusst, was seine Mannschaft in Regensburg erwartet.

Ob Dardai tatsächlich eine solch mutige Jahnelf erwartet hatte, wie sie sich am Sonntag präsentiert hat? Ein Klassenunterschied zwischen dem Drittliga-Aufsteiger und dem Tabellen-Siebten der vergangenen Bundesliga-Saison war zumindest in den ersten 45 Minuten kaum erkennbar. Die Hertha hatte zwar mehr Spielanteile, konnte gegen gut verteidigende Regensburger aber nur selten für Gefahr sorgen.

Nandzik erzielt die Jahn-Führung

Diese strahlte der Jahn dagegen bei einigen Kontern aus. So musste Peter Pekarik in höchster Not vor Marco Grüttner retten (21.) und fünf Minuten später tauchte Grüttner frei vor Rune Jarstein auf, doch der Hertha-Keeper konnte abwehren. "In der ersten Halbzeit haben wir ein sehr gutes Spiel gezeigt", fand auch Jahn-Sportchef Christian Keller im Anschluss lobende Worte für sein Team. Die beste Berliner Möglichkeit hatte kurz vor der Pause Valentin Stocker. Bedient von Genki Haraguchi scheiterte er erst am hervorragend reagierenden Philipp Penkte im Jahn-Tor.

Kurz nach dem Seitenwechsel belohnte sich der Jahn für seinen starken Auftritt vor 12.526 Zuschauern. Zunächst konnte Jarstein einen Versuch von Sven Kopp noch parieren. Nach der darauffolgenden Ecke kam Linksverteidiger Alexander Nandzik an den Ball und versenkte ihn zum 1:0. Auch in der Folge überzeugte der Jahn weiter mit einer geschlossenen Teamleistung. Der Druck der Hertha wurde aber größer und größer. "In der zweiten Halbzeit wurde die Luft immer dünner", schätzte auch Christian Keller ein.

In der 77. Minute lag der Ball erstmals im Jahn-Tor, aufgrund einer Abseitsstellung zählte der Treffer von Valentin Stocker aber nicht. Sieben Minuten später war es dann aber so weit. Mit einem ihrer zahlreichen Eckbälle war die Hertha erfolgreich. Mit Mitchell Weiser war es ausgerechnet einer der kleinsten Spieler auf dem Platz, der per Kopf erfolgreich war. In der Verlängerung war der Jahn sogar die aktivere Mannschaft, es blieb aber beim 1:1, sodass das Elfmeterschießen den Sieger ermitteln musste. Mit Marcel Hofrath scheiterte der vierte Regensburger Schütze an Jarstein, bei der Hertha verwandelten alle Schützen souverän.

Jahn-Sportchef Keller: "Die Mannschaft kann stolz sein"

"Die Mannschaft hat einen großen Kampf abgeliefert, darauf kann sie stolz sein", bilanzierte Christian Keller nach dem Abpfiff. Trainer Heiko Herrlich sagte: "Dieses Spiel muss uns Selbstvertrauen geben. Denselben Aufwand wie in diesem Spiel müssen wir immer wieder betreiben."

Sven Kopp sprach von einem "bitteren" Ausscheiden, "aber Elfmeterschießen ist immer Glückssache." Kopp, erst seit wenigen Wochen als Innenverteidiger im Einsatz, spielte erstmals gegen Stürmer wie Vedad Ibisevic oder Salomon Kalou. "Man merkt einfach, welche Klasse sie haben. Aber wir haben alles reingeworfen und gut dagegengehalten", sagte er. Torhüter Philipp Penkte meinte nach der Partie: "Natürlich ist man enttäuscht, wenn man so ausscheidet. Aber wir sind mental stark, können damit umgehen und viel Selbstvertrauen aus dieser Partie mitnehmen." Man könne stolz darauf sein, einem Bundesligisten "120 Minuten Paroli geboten zu haben", erklärte Jahn-Kapitän Oliver Hein.

Nach dem starken Saisonstart mit zehn Punkten aus vier Spielen und der Tabellenführung war das Pokalspiel der nächste Beweis dafür, dass die Entwicklung des Jahn in die richtige Richtung geht. Wichtig sei jetzt, so Hein, dass man den Fokus beibehalte. Am Mittwoch steht mit dem Totopokal-Spiel in Aiglsbach die nächste Aufgabe an, am Samstag gastiert der VfR Aalen in Regensburg. Man müsse sich "den Geist, den wir aktuell in der Mannschaft haben, bewahren", sagte Hein. Man trete als Einheit auf, jeder fighte für den anderen. Den Schwung aus der erfolgreichen Relegation gegen Wolfsburg II und dem guten Saisonstart müsse man mitnehmen in die kommenden Spiele. Und auch der starke Pokal-Auftritt gegen die Hertha dürfte dem Jahn noch mehr Selbstvertrauen verleihen.