NawaRo Straubing
Julia Schaefers Karriereende: Wenn der Körper Stop sagt
9. April 2020, 10:50 Uhr aktualisiert am 10. April 2020, 14:40 Uhr
Hinter Julia Schaefer liegt ein erfolgreiches Volleyball-Jahr bei NawaRo Straubing - persönlich wie mit dem Team. Nun beendet sie mit 23 Jahren ihre aktive Karriere. Der Körper spielt nicht mehr mit.
Als Julia Schaefer gerade einmal 20 Jahre alt war, kämpfte sie sich bereits von ihrer zweiten Operation zurück auf das Volleyballfeld. "Eine Mitspielerin hat mich damals gefragt, ob ich eigentlich spinne, dass ich auf diesem Niveau weiterspielen möchte", erzählt sie im Rückblick. Ihre Antwort damals war klar: Sie sei eben volleyballverrückt. Und das Gefühl, wieder auf dem Feld stehen zu können, sei ihr diese Strapazen wert. "Jetzt ist die Verrücktheit der Realität gewichen", sagt Schaefer. Nach weiteren Verletzungen beendet die sympathische Außenangreiferin nach einem Jahr bei NawaRo Straubing ihre aktive Volleyball-Karriere.
Dass sie vor rund einem Jahr nach Niederbayern gewechselt ist, hatte auch mit einer Verletzung zu tun. In der Finalserie der vorangegangenen Saison brach sie sich das Wadenbein, den Meistertitel mit Stuttgart erlebte sie mit einem Bein in Gips. In Straubing sollte sie sich ohne großen Druck auf ihr altes Level zurückkämpfen. "Ich wollte zurückkommen und voll mitmischen in der Bundesliga", blickt sie zurück. Mit ihrem Bein hatte sie auch relativ schnell keine größeren Probleme mehr. Aber die rechte Schulter machte ihr zu schaffen, eine alte Verletzung brach auf. Um eine weitere Operation wäre sie auf Dauer nicht mehr herumgekommen. Das wollte sie nicht. "Ich hatte in meiner Karriere genügend Operationen. Irgendwann sollte man auf seinen Körper hören, wenn er sagt: Es geht nicht mehr."
Akzeptiert ja, realisiert nein
Akzeptiert hat Schaefer ihre Entscheidung längst, realisiert noch nicht ganz. "Aktuell habe ich noch ein bisschen das Gefühl, ich mache ein paar Wochen Pause und dann geht's wieder los", sagt sie. Doch das wird es für sie nicht mehr. Dass ihr der Abschied vom Profivolleyball etwas leichter fällt, hat auch mit dem einen Jahr in Straubing zu tun, dieses sei eines ihrer schönsten der Karriere gewesen. "Das war für mich ein absoluter Glücksfall und ich bin unglaublich dankbar, dass ich so ein Jahr miterleben durfte. Diese Saison mit einem tollen Team und Umfeld macht es mir ein bisschen leichter. Ich bin mit mir im Reinen und zufrieden."
Julia Schaefer war in der abgelaufenen Saison eine der tragenden Säulen im Straubinger Team. Am Ende stand die Qualifikation für die Playoffs, die NawaRo erstmals in seiner Geschichte gespielt hätte, wäre nicht Corona dazwischen gekommen. "Das war sehr bitter, die Mannschaft hätte sich die Playoff-Spiele verdient gehabt", sagt Schaefer. Schade sei auch gewesen, dass einige Spielerinnen binnen Stunden abreisen mussten - "so hatten wir leider keinen wirklichen Abschied als Team." Auch für Schaefer war die Situation durch den abrupten Abbruch kurios: Beim Derby in Vilsbiburg absolvierte sie ihr letztes Spiel als Profi, wusste das in diesem Moment aber nicht. "Ein bisschen surreal ist es schon zu wissen, dass es jetzt vorbei ist", sagt sie.
"Da hat einfach alles gepasst"
Dass NawaRo eine so gute Saison spielen könne, "war vielleicht nicht von vornherein klar", sagt Schaefer. "Aber im Training hat man schnell gemerkt, dass das Potenzial da ist, mehr zu erreichen", erklärt sie rückblickend. Über die Saison sei die Mannschaft in jedem Bereich gewachsen, alle Spielerinnen hätten sich verbessert. "Jede Spielerin konnte auch ihren Charakter gewinnbringend in die Mannschaft einbringen, das schweißt zusammen. Teamspirit, Emotionalität und die verschiedenen Charaktere - da hat einfach alles gepasst."
In Straubing war die 23-Jährige auch erstmals in der Rolle einer Führungsspielerin. "Ich habe auch für mich super viel gelernt in diesem Jahr", berichtet sie. "Es war für mich ein tolles Gefühl, wie sich auch andere Spielerinnen weiterentwickelt haben, wie sie Tipps angenommen haben und diese fruchteten." Auch deshalb ist bei Schaefer der Wunsch gereift, dem Volleyball erhalten zu bleiben. Beruflich wird sie sich zwar anders orientieren und hat in der Stuttgarter Heimat auch bereits etwas in Aussicht, sie kann sich aber zum Beispiel gut vorstellen, als Trainerin im Jugendbereich zu agieren. Auch in Straubing hat sie durch Erzählungen von ihrer Mitspielerin Valbona Ismaili mitbekommen, wie gut die Jugendarbeit hier ist. "Das ist schön, wenn die Spielerinnen so gut gefördert werden", sagt Schaefer. Und so steht für sie fest: "Auch wenn ich jetzt aufhöre, wird es sicherlich nicht lange dauern, bis ich wieder einen Volleyball in Händen halte."