Von wegen bieder - auch wenn die Kleider, Zylinder und Fracks an die Biedermeierzeit erinnern mögen, spießig oder streng ging es nicht zu, bei der diesjährigen Bruder-Straubinger-Redoute am Samstagabend im Rittersaal. Etwa 200 tanzfreudige Besucher, vom Hotelpagen und Zimmermädchen bis hin zur Prinzessin mit Tüllschleppe, ließen sich auf das Ballvergnügen der besonderen Art ein, zu dem der bayerische Landesverein für Heimatpflege und die KEB seit über 20 Jahren in der Faschingszeit einladen.

"Wir lieben den bayerischen Tanz und wir lieben die Redoute", sagt Volksmusikliebhaber Erich Gruber frei heraus. Liebevoll hat er sich zurecht gemacht mit goldenen Schuhen, weißen Strümpfen und echtem Chapeau Claque. Seine Frau Renate trägt ein Blumenkleid mit Spitze und eine Löckchen-Perücke. "Durch Zufall sind wir beim Kostümverkauf des Münchner Nationaltheaters gelandet", erzählt der leidenschaftliche Tänzer, der sich gerne verkleidet.

Nach der Polonaise zur Eröffnung geht es mit Walzer, Foxtrott und Tango weiter. Auch Sophia Reischer hat sich mit ihrem Freund Markus Schemp auf zur Tanzfläche gemacht. "Zwei Freundinnen von mir spielen im Orchester, die haben immer so von der Redoute geschwärmt", erzählt sie. Mit ihrer Mama habe sie ihr Kleid genäht und mit Markus die beiden Übungsabende zur Auffrischung der Tänze wie Française und Galoppade besucht. "Letztes Jahr war ich am Schluss fix und fertig", gibt sie zu. Denn das Wirbeln über die Tanzfläche, das Galoppieren, Drehen und Klatschen strengen an.

Die zwölf Tanzrunden sind genau im liebevoll gestalteten Ballheft beschrieben. Jede Dame erhält am Eingang ein solches Heftchen, in das sich die "Cavaliere" eintragen können, um so den Tanz mit der Auserwählten zu reservieren. Dazwischen gibt es kleine Pausen für Tänzer und Orchester. Ulrike Plank ist 21 Jahre alt und schon zum fünften Mal als Geigenspielerin dabei. "Es ist natürlich immer ein Zwiespalt, weil man selber nicht tanzen kann", weiß die Studentin. "Aber es ist auch interessant zu sehen, wie die anderen tanzen", fügt sie lachend hinzu.

Ein ganzes Wochenende hat das Straubinger Ballorchester unter Leitung von Organisator und Kapellmeister Franz Schötz geprobt - auch neue Stücke aus dem frühen 20. Jahrhundert. Den Damen und Herren gefällt es, sie klatschen und lachen und werfen die Zylinder nach jeder Runde hoch in die Luft.

"Mit der Redoute, das ist wie ein Fieber", erklärt Erich Gruber. Viele der Gäste sind infiziert, kommen seit mehreren Jahren, kennen sich untereinander und begrüßen sich mit Handkuss und Verbeugung.

Bis aus München sind Elisabeth Attenberger und ihre Schwester Barbara Oehl angereist. "Ich bin zum allerersten Mal auf so einem Ball und finde es sehr lustig", berichtet Barbara Oehl begeistert. Schon im Vorfeld habe sie mit ihrer Schwester dafür Hüte gebastelt und Kleider genäht.

"Hier geht es nicht um sehen und gesehen werden, sondern um die Freude am Tanzen und an der Musik", meint Dr. Kathrin Kunze-Rösner. Sie ist besonders stolz auf ihr weißes Seidenkleid mit roten Stoffrosen, das sie günstig im Internet ersteigert hat. "Jeder hat gute Laune und Spaß am Tanzen" - und das sieht man auch: Wer sich doch nicht sicher ist, wie die Française oder das Männer-Roulette funktionieren, der muss keine Angst haben.

Kapellmeister Franz Schötz erklärt Schritt für Schritt, was zu tun ist. "Komplimente" heißt Verbeugen, beim "Durchhantln" geben sich die Paare beim Platzwechsel die Hände und dann geht das Ganze wieder zurück.

In der großen Pause nach der sechsten Tanzrunde erfreute Sängerin Heike Gündisch zusammen mit Franz Schnieringer am Flügel das Publikum mit ihrer Darbietung berühmter Musical-Klassiker.

Kurz vor Mitternacht ergriff dann Edmund Speiseder von der Katholischen Erwachsenenbildung als Gendarm verkleidet das Wort und bedankte sich bei den Organisatoren Hedwig Daffner, Karin und Franz Schötz sowie bei Gabriele Plötz für den Kartenvorverkauf. Auch dem Orchester, bestehend aus 30 Laienmusikern, Schülern und Ehemaligen des Anton-Bruckner-Gymnasiums, dankte er für den wunderschönen Abend.

Noch bis nach 2 Uhr morgens tanzten alte Hasen und Redoute-Frischlinge gemeinsam im ehrwürdigen Rittersaal und viele Nostalgie- und Musikfans vermerkten sich gleich im Kalender den Termin der nächsten Bruder-Straubinger-Redoute am 25. Januar 2014.