Landkreis Regensburg

Servus, Jürgen Pfundtner: Der Mann, der die Tigers groß gemacht hat, hört auf - Ein Rückblick


Jürgen Pfundtner (links) hatte ein Netzwerk hinter sich mit großen Namen wie dem Unternehmer Ludwig Stoffel (rechts). (Foto: EishockeyNews)

Jürgen Pfundtner (links) hatte ein Netzwerk hinter sich mit großen Namen wie dem Unternehmer Ludwig Stoffel (rechts). (Foto: EishockeyNews)

Eines der letzten Spiele des aktiven Spielers Jürgen Pfundtner war ein Regionalliga-Spiel in Deggendorf. 11:0 für Straubing endete es, es war am 9. Dezember 1984. Kurz danach kam eine Knieverletzung, Karriereende mit 21. Eishockey war kein Thema mehr, bis ein flüchtig Bekannter ihn zu einem Treffen von Eishockeyfreunden im Landshuter Hof einlud: Der Club war am Rand der Pleite, ein Vorstand fehlte. "Und wenn's i mach?", sagte Pfundtner, eine schnelle Entscheidung. In Pfundtners erster Saison gewann Straubing wieder in Deggendorf. Diesmal knapp, 4:3 nach Verlängerung. Aber es war der erste Sieg in Deggendorf seit 1984. Das war am 19. März 2000. Fünf Wochen später war Straubing Aufsteiger in die zweite Liga.

Heute spielt Straubing seit neun Jahren in der DEL. Nie war der Club so lange ununterbrochen in einer Liga. Da erscheint irgendwie seltsam, dass Jürgen Pfundtner fast unbemerkt aufgehört hat, so leise, so ruhig. Ruhe und Nichtbemerktwerden waren nie die herausragenden Merkmale von Jürgen Pfundtner, ganz im Gegenteil: Wo Jürgen Pfundtner war, war selten Ruhe. Da waren eher Lautstärke und Unruhe, im Sinn von Leben und Lebendigkeit.

16 Jahre war Jürgen Pfundtner einer der führenden Köpfe des Straubinger Eishockeys. Es ist nicht so, dass alle in dieser Stadt begeistert waren, dass er das war. Dazu gab es zu viele Leute, die schon bei der bloßen Erwähnung des Namens Pfundtner die Gesichtsfarbe änderten ins Grünliche, weil sie es lieber etwas ruhiger hatten, statischer, unbewegter, etwas weniger aggressiv. Wenn Pfundtner Anfang der 2000er Jahre mit dem Rathaus verhandelte über das Stadion, gab es oft Krach. "Da war kein Bittsteller", so beschreibt ihn Thomas Engl, "der hat gefordert; der war das Gegenteil von unterwürfig." Damit hat er Vieles aufgebrochen.

Engl war der damals flüchtig Bekannte aus dem Landshuter Hof, und Pfundtner hat das Spiel ganz anders gespielt, als man in Straubing bisher gespielt hat. Er war das Gegenteil eines vorsichtigen Diplomaten, er hatte kein Problem, notfalls über die Medien Angriffe zu fahren. Das hat irritiert, aber das hat auch Eindruck gemacht im Rathaus, und nicht nur, weil dieser damals noch junge Mann dominant auftrat. Er hatte ein Netzwerk hinter sich, mit großen Namen wie Ludwig Stoffel, dem Unternehmer, und mit Fachleuten wie eben Thomas Engl, dem EishockeyNews-Gründer. Engl zog sich vor einem Jahr zurück, und jetzt auch Pfundtner: Ende einer Straubinger Sport-Epoche.