Trendlokal in Regensburg
So geht es den Tempelkatzen im Corona-Lockdown
2. Dezember 2020, 17:40 Uhr aktualisiert am 2. Dezember 2020, 17:40 Uhr
Anfang des Jahres eröffnete in Regensburg der "Katzentempel", ein Katzencafé. Ein regelrechter Hype ums Kaffeetrinken in Gesellschaft der Samtpfoten wurde losgetreten. Dann kam Corona. Wie es den Katzen im Lockdown geht und wie der Betrieb in der Regensburger Innenstadt mit der Krise klarkommt.
Ausgerechnet im Corona-Jahr eröffnen Robin Warta und sein Team ein Restaurant in Regensburg. Bekanntermaßen nicht das beste Jahr, um in der Gastro-Szene durchzustarten. Niemand hätte ahnen können, dass nur Monate nach der Eröffnung die angeordnete Schließung folgt. In Robin Wartas Fall gibt es aber dennoch einen Lichtblick: Das Konzept ist derart beliebt in Regensburg, dass selbst knapp zwei Monate Betrieb ausgereicht haben, um das Lokal über Wasser zu halten.
Eröffnet wurde der mittlerweile sechste Ableger des Münchner Katzentempels Mitte Januar 2020. Kurze Zeit später in der zweiten Märzhälfte stand dann der erste flächendeckende Lockdown in Deutschland vor der Tür. Bis wieder ein Hauch von Normalität zurückkehrte, vergingen Monate. Im November kam dann der Teil-Lockdown. Von Schließungen betroffen sind Ende des Jahres hauptsächlich Gastronomiebetriebe, im Fall des Katzentempels aber erneut auch die tierischen Bewohner.
Erster Lockdown habe Katzen gutgetan
Angela Sehr ist Vollzeitkraft im Regensburger Katzentempel. Die 21-Jährige ist von Anfang an dabei und unterstützt Franchise-Nehmer und Inhaber Robin Warta mittlerweile in der Geschäftsleitung. Sie sagt: "Die ersten Wochen und Monate war ziemlich viel los, unsere Gäste haben teilweise sogar vor unserem Lokal gewartet, um einen freien Platz zu bekommen." Die Eröffnung in Regensburg sei zudem die bislang intensivste Eröffnung eines Katzentempels gewesen, so Angela Sehr. So hätten es auch die Gründer der Katzentempel, die zur Eröffnung angereist waren, erlebt. "Regensburg vereint viele verschiedene Gruppen von Menschen. Viele sind offen gegenüber unserem ausschließlich pflanzlichen Angebot. Den Rest machen die Katzen", so Angela Sehrs Erfahrung.
Der ständige Trubel in den Anfangsmonaten sei auch für die Katzen eine anstrengende Zeit gewesen. "Die Katzen, vor allem Kitsune, Hermann und Phantom, haben sich oft in ihr Katzenzimmer verkrochen oder haben sich auf die Holzbalken über den Tischen zurückgezogen. Sie haben am Anfang vielleicht noch Abstand gebraucht, der erste Lockdown hat ihnen also bestimmt gutgetan", sagt Angela Sehr. Erst mit der Zeit seien die Tiere zutraulicher geworden, ließen sich streicheln.
Eigentlich ein ganz normales Verhalten kurz nach dem Einzug. Erst muss man sich an die neue Wohnung und dann noch an die neuen Mitbewohner gewöhnen. In der Obermünsterstraße in Regensburg sind es sechs Katzen aus dem Tierschutz, die sich das Lokal als gemeinsames Domizil teilen: Hermann, Yamato, Kitsune, Poppy, Amon und Phantom.
WG-Oberhaupt Phantom
Den Katzen kam der erste Lockdown also vermutlich gerade recht, um sich noch einmal einzuleben, sich gegenseitig zu beschnuppern. Das WG-Oberhaupt sei auch schon gefunden: "Phantom ist der Anführer", sagt Angela Sehr. Der schwarze Kater mit den großen gelben Augen streife oft wie ein majestätischer Löwe durch das Lokal. "Phantom legt sich gerne neben Amon, unseren Bengalen, und fordert ihn so auf, ihn zu putzen. Amon macht das dann meistens auch", sagt Angela Sehr. Phantom werde auch nur selten gejagt, gebe den Ton an. "Zum Zeitpunkt der Wiedereröffnung hatten die Katzen die Eingewöhnungsphase hinter sich und fühlten sich im Getümmel sichtlich wohler", sagt Angela Sehr. Mittlerweile seien die sechs eine sehr harmonische Gruppe.
Als der erste Lockdown angekündigt wurde, sei schon deutlich weniger los gewesen im Lokal. "Die Atmosphäre war angespannt. Das haben auch die Katzen gemerkt", so die 21-Jährige. Das Geschäft kurz nach der Wiedereröffnung sei nur schleichend angelaufen, am Anfang seien fast ausschließlich Stammkunden gekommen. "Es hat Monate gedauert, bis wir uns wieder einen gewissen Gästezulauf erarbeitet haben", sagt Angela Sehr. Erst nach einer gewissen Zeit habe sich die Situation verbessert, weshalb wieder mehr Personal nötig war. Zunächst seien lediglich eine Servicekraft und Chef Robin Warta da gewesen.
"Die Zeit zwischen den Lockdowns war wohl für die Katzen am schönsten", sagt Angela Sehr. "Sie hatten nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig Gesellschaft. Die Balance hat einfach gepasst." Jetzt im zweiten Lockdown fehlen den Samtpfötchen wiederum die Spielkameraden. "Die Katzen leiden natürlich nicht automatisch darunter, aber an ein gewisses Maß an Gesellschaft haben sie sich einfach gewöhnt." Die Tiere seien in der Folge allesamt viel kuschelbedürftiger geworden.
Katzen suchen Kontakt
Die täglichen Streicheleinheiten holen sich die Stubentiger jetzt von den Katzentempel-Mitarbeitern ab, die abwechselnd einmal am Tag für mehrere Stunden im Lokal vorbeischauen, die Katzen füttern und ihnen Gesellschaft leisten. Inhaber Robin Warta habe sogar sein Homeoffice zeitweise ins Lokal verlegt, damit die Kätzchen nicht vereinsamen.
"Die Tiere suchen jetzt intensiv nach Kontakt. Yamato schmiegt sich an die Beine. Auch Kitsune will mittlerweile gestreichelt werden", sagt Angela Sehr. Während ihrer aktiven Phasen spielen die Katzen normalerweise mit den Gästen, hüpfen jetzt aber stattdessen ins Laufrad, ein Hamsterrad in Katzengröße. "Das haben wir bereits für den ersten Lockdown angeschafft."
Der zweite Lockdown mache den Katzen also weniger zu schaffen, der Betrieb aber leide nach wie vor. "Unsere Stammkunden halten uns jetzt über Wasser, die im Speziellen unser To-go-Angebot nutzen und während der Wartezeit Zeit mit den Katzen verbringen." Zwei Fliegen mit einer Klappe also. Generell werde das To-go-Angebot aber nicht übermäßig gut angenommen. Deshalb wurden alternative Lösungen entwickelt, um das Geschäft am Laufen zu halten, darunter Brunchbox-Angebote oder ein Nikolaus-Special. "Die Aktionen kommen gut an, wir liefern jetzt auch".
Zweiter Lockdown "unverhältnismäßig"
Ein kleiner Hoffnungsschimmer ist also da im Regensburger Katzentempel. Ein Kampf bleibe die Zeit trotzdem. "Es ist unfair und unverhältnismäßig, dass es jetzt im zweiten Lockdown wieder die Gastronomie am härtesten trifft, obwohl strenge Hygienekonzepte ausgearbeitet wurden", sagt Angela Sehr. Es werde einem nicht einfach gemacht. Der Bürokratiewust rund um die Beantragung und Auszahlung finanzieller Hilfen sei unpraktikabel.
"Wir wissen nicht, wie es weitergeht", sagt Angela Sehr. Sie befürchte allerdings, dass die Lockerung der aktuell geltenden Beschränkungen an Weihnachten die Situation des Katzentempels noch einmal verschlechtern könne. Ihre Einschätzung: Die Fallzahlen könnten nach den Festtagen erneut steigen. Der Katzentempel habe dann noch länger mit den Corona-Nachwehen zu kämpfen.