Straubing/Deggendorf/Regensburg
Sportstars aus den USA: So feiern sie Thanksgiving hier
21. November 2018, 16:42 Uhr aktualisiert am 22. November 2018, 12:35 Uhr
An diesem Donnerstag wird in den USA Thanksgiving gefeiert. Noch ist das Fest nicht über den "großen Teich" geschwappt, wie Halloween oder der Black Friday. Das amerikanische Erntedankfest ist in den USA traditionell der Tag, an dem die Menschen zusammenkommen, um miteinander zu feiern - im Familien- und im Freundeskreis. Doch was tun Expats, also Amerikaner im Ausland?
Der Vogel regiert derzeit - zu diesem Schluss kommt die New York Times in Anbetracht der Titelseiten der vielen Hochglanzmagazine in den USA. Und das ist kein Wunder, denn an Thanksgiving geht es neben dem gemütlichen Zusammensein vor allem um eines: Essen. Und das traditionellste der Gerichte ist nun mal ein Vogel, genauer Truthahn mit Cranberry-Soße. Neben dem Essen gibt es aber viele weitere Traditionen zum wohl amerikanischtem aller Feste - zum Beispiel Football-Schauen am TV.
Wir haben mit Sportlern aus unserer Region gesprochen, die ursprünglich aus den USA kommen. Sie haben uns erzählt, wie sie Thanksgiving hier in Deutschland feiern.
Tyler Richardson, Volleyball-Spielerin bei Nawaro Straubing
"Ich bin über Thanksgiving hier in Deutschland, aber ich nutze Facetime, um mit meiner Familie zuhause Kontakt aufzunehmen," sagt Tyler Richardson. Die Sportlerin erholt sich derzeit von einem Trainingsunfall. Am Thanksgiving-Tag hat eine Kollegin von ihr Geburtstag. Also gibt es auch in Deutschland eine Feier - und zwar mit ihrem Team.
"Wir werden wohl deutsches Essen haben," schätzt Richardson. "Zuhause gibt es immer Truthahn, Kartoffelbrei und Maccaroni mit Käse." Die Frage, ob sie mit ihrer Familie das Klischee erfüllt und nach einem üppigen Essen vor dem Fernseher sitzt und Football schaut, beantwortet Tyler Richardson mit einem Nein. Statt auf dem TV-Sofa im Wohnzimmer sei sie an Thanksgiving hauptsächlich in der Küche anzutreffen, wenn sie zu Hause ist: "Wir stehen gerne gemeinsam in der Küche und bereiten den ganzen Tag über das Essen zu."
Auch an Weihnachten wird die Spielerin ihre Familie in den USA nicht sehen. "Die Weihnachtspause ist zu kurz, um rüberzufliegen. Aber ich spiele schon so lange Volleyball, dass ich es gewohnt bin, von meiner Familie an Feiertagen getrennt zu sein."
Matt Vance, Baseball-Spieler bei den Buchbinder Legionären in Regensburg
"Neben Weihnachten ist Thanksgiving einer der wichtigsten Feiertage in den USA. Es ist immer ein großer Familientag mit viel Essen und Football," erklärt Vance. "Heuer wird mein erstes Thanksgiving zu Hause, seit meiner Studienzeit [Anm. d. Red.: etwa 15 Jahre]. Infolge meiner Elternzeit haben wir geplant, schon vor Thanksgiving anzureisen. Wir wollen über Thanksgiving und Weihnachten in den USA bleiben. Ich freue mich sehr, zusammen mit meiner Frau und meinem Sohn unser erstes Thanksgiving mit der ganzen Familie in San Diego zu feiern."
Auf die Frage, wie gefeiert wird, erklärt Vance: "Mittags sind wir normalerweise bei der Familie meiner Mutter. Sie kommt von den Philippinen. Da ist immer viel los, wir sind eine sehr große Familie. [Anm. d. Red.: Die Mutter hat acht Geschwister]. Es ist immer eine coole Mischung aus traditionellem Thanksgiving-Essen und philippinischem Essen. Abends sind wir dann bei der Familie meines Vaters. Das ist eher traditioneller mit einem Thanksgiving-Truthahn mit Füllung, Kartoffelbrei und Preiselbeer-Soße."
Auch in Deutschland hat Matt Vance schon Thanksgiving gefeiert: "Einmal habe ich das sogar mit Freunden bei mir gemacht und dafür die verschiedenen traditionellen Speisen gekocht, inklusive Truthahn. Ein guter Freund von mir im Verein, Eric Faint, feiert jedes Jahr hier Thanksgiving. Das Fest läuft in der Fremde ähnlich ab, wie zu Hause. Wie man merkt, hat es viel mit Essen zu tun - und natürlich damit, Zeit mit der Familie oder Freunden zu verbringen. Das kann man überall machen. Was aber oft fehlt, sind die Football-Spiele und die Thanksgiving-Parade. Wegen der Zeitverschiebung sehe ich die Fernsehübertragungen oft nicht."
Jason Bacashihua, Eishockey-Torhüter vom Deggendorfer SC
"Das typische Thanksgiving bedeutet: Familie, Truthahn mit Füllung und Kartoffelbrei essen", erklärt Bacashihua. Feiern kommt für ihn heuer nicht infrage, weil er am Freitag bei einem Eishockeyspiel gefordert ist.
Kyle Gibbons, Eishockey-Spieler vom Deggendorfer SC
"Ein typisches Thanksgiving mit meiner Familie bedeutet, dass wir zur Farm fahren, auf der meine Mom aufgewachsen ist. Dort verbringen wird den Tag mit der Familie meiner Mutter. Meine Mutter und ihre Geschwister helfen meiner Oma dabei, Lamm und Beilagen zu kochen, denn mein Opa mag keinen Truthahn. Als Vorspeise gibt es verschiedene Snacks. Dann setzen wir uns hin, beten und essen. Um 16.30 Uhr und um 20.30 Uhr beginnen die Footballspiele, die wir auf der Couch verfolgen. Wenn wir aus dem Essens-Koma erwacht sind, geht es weiter: Dann essen wir die Nachspeisen, die meine Oma zubereitet hat. Wenn wir dann nach Hause fahren, nehmen wir die Überbleibsel mit. Einfach gesagt: Thanksgiving ist ein Tag mit essen, schlafen, noch mehr essen, und Zeit mit der Familie."
Kyle Gibbons feiert in diesem Jahr auch in Deutschland: "Meine Frau und ich feiern hier in Deutschland ebenfalls. Allerdings nicht an Thanksgiving, weil ich vor einem Spiel nicht so viel essen kann. Dieses Thanksgiving unterscheidet sich nicht so sehr von denen in Amerika, außer dass wir nicht mit unserer Familie feiern. Aber wir empfinden Dankbarkeit für die Menschen in unserem Leben und für die Möglichkeit, sie wieder treffen zu können. Jede Familie hat ihre Traditionen und besonderes Essen. Deshalb fühlen wir uns ein wenig wie Zuhause, wenn wir die Speisen zubereiten, mit denen wir aufgewachsen sind. Dies ist unser erstes Thanksgiving als verheiratetes Paar, darum ist es schon etwas anders. Schade nur, dass der Tag nicht mit Football endet."