Auslandstagebuch
Philip aus Zinzenzell als Juniorbotschafter für die Bundesrepublik
28. Juni 2016, 16:00 Uhr aktualisiert am 28. Juni 2016, 16:00 Uhr
"The american way of life" kennenlernen - darauf freut sich Philip Sloma aus Zinzenzell. Die kommenden zehn Monate wird er seine Heimat in Niederbayern mit Columbus im Bundesstaat Ohio tauschen. Der 16-Jährige nimmt am Parlamentarischen Patenschaftsprogramm (PPP) des Deutschen Bundestages und des US Kongresses teil.
"Ziel dieses Programmes ist es, die deutsch-amerikanische Freundschaft durch direkte Beziehungen zwischen deutschen und amerikanischen Jugendlichen zu stärken und beiden Seiten zu zeigen, was die Kulturen unterscheidet und verbindet", erklärt Philip das Programm. Er wird in Columbus eine High-School besuchen und in einer Gastfamilie den amerikanischen Alltag hautnah miterleben. Wer innerhalb dieses Programms für einen Austausch nach Amerika geht, bekommt Programm- und Reisekosten gestellt, denn das PPP ist ein Vollstipendium.
Was bei der Teilnahme zählt, ist interkulturelles Verständnis und Interesse, gute politische und staatsbürgerliche Kenntnisse sowie Selbstständigkeit, Selbstbewusstsein und gute soziale Fähigkeiten. Welche Schule der Jugendliche besucht, ist hingegen nicht ausschlaggebend.
Nominiert für das Stipendium hat Philip der Bundestagsabgeordnete Alois Rainer. Er ist das kommende Jahr der Pate für den jungen "Kultur-Botschafter". "Ich halte dieses Prgoramm für ganz hervorragend. Die jungen Leute können ihren Horizont umfassend erweitern und viele Erfahrungen fürs Leben sammeln", zeigt sich Rainer begeistert von dem Programm.
Genau von diesen Erfahrungen wird Philip in seinem Auslandstagebuch berichten. Wie es ihm in Ohio ergeht, was er das kommende Jahr erlebt und was die amerikanische Kultur ausmacht, lest ihr hier in seinem Online-Blog.
Eintrag 16: Das Auslandsjahr ist zu Ende - 28. Juni 2016
Das Ende meines Auslandsjahres in den USA steht bevor. Elf Monate sind vergangen, seit ich am Flughafen JFK in New York in den USA angekommen bin. Elf Monate voller Höhen und Tiefen, elf Monate, in denen ich fürs Leben gelernt habe. Ich habe viele Orte gesehen, neue Perspektiven kennengelernt, viele Menschen getroffen und Erfahrungen gemacht, die ich wohl nie gemacht hätte, wäre ich nicht nach Amerika gegangen. Ich habe mich in eine fremde Kultur integriert und habe tolle Zeiten mit meiner Gastfamilie verbracht. Ich habe mein Englisch verbessern können und habe auch viel über die amerikanische Politik und Identität Einiges erfahren, was zahlreiche amerikanische Prinzipien für mich sinnvoll erscheinen lässt.
Kurz gesagt habe ich mich in den Vereinigten Staaten richtig eingelebt. Ich habe zwar mein Leben in Deutschland immer Hinterkopf behalten, doch war es schon ein Leben für sich. Auch hier hatte ich Vieles zu bewältigen. Durch die lange Zeit, in der ich hier war, erkannte ich ebenfalls mehr und mehr Gemeinsamkeiten zwischen deutscher und amerikanischer Kultur. Rückblickend war es ein Jahr, welches so vieles mit sich brachte. Ich kann definitiv sagen, dass es sich voll und ganz gelohnt hat, das Jahr anzutreten. Nun muss ich wieder nach Deutschland zurück. Dem Rückflug blicke ich mit gemischten Gefühlen entgegen. Einerseits freue ich mich, wieder mein altes Umfeld, meine Familie und Freunde zu sehen. Andererseits werde ich Amerika und meine dortige Familie und dortigen Freunde vermissen. Ich bin quasi in einer 50:50-Situation. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als einfach die Abreiseprozedur hinter mich zu bringen. Die Zukunkt liegt vor mir und ich werde sicher noch einige Male in meinem Leben die Vereinigten Staaten besuchen, vielleicht sogar beruflich mit ihnen zu tun haben. Die Erfahrungen meines Auslandsjahres werden auf jeden Fall immer ein Teil von mir bleiben.
An dieser Stelle möchte ich nochmals Alois Rainer, MdB, danken, da er mir die Teilnahme am PPP möglich gemacht hat!
Eintrag 15: Zu Besuch in Amish Country - 25. Juni 2016
Letzten Montag war ich an einem besonderen Ort: Amish Country. Dort hinzufahren, war wie eine Zeitreise. Warum? Dort leben die Amish People, ein Volk, welches sich aus dem Glauben heraus bescheiden verhält und bescheiden lebt.
In Deutschland kennt man meist die traditionellen Amischen, welche komplett auf moderne Systeme beziehungsweise Gegenstände, unter anderem Technik, verzichten. Hier beginnt quasi die Zeitreise ins 19. Jahrhundert. Daneben gibt es auch die Mennoniten, die moderne Mittel und Technik akzeptieren und verwenden. Diese sind meist im Tourismus der Region tätig. Tatsächlich verschreibt Amish Country sehr hohe Besucherzahlen. Die Leute kommen wegen den freundlichen Menschen, der Faszination an ihrer Kultur, der schönen Bauernhöfe, Örtchen und Landschaft und nicht zuletzt aufgrund der kulinarischen Köstlichkeiten aus der Amischen Küche.
Die Amish stammen aus der Schweiz und dem Südwesten Deutschlands, weshalb sie auch einen schwäbischen Dialekt sprechen. Sie siedelten aufgrund europaweiter Verfolgung in die USA über. Die Amischen haben sich Im 15. Jahrhundert im Zuge der Reformation haben sich die Amischen von der katholischen Kirche abgespalten. Sie setzten in ihrem alltäglichen Leben auf Schlichtheit, harte Arbeit und tiefen Glauben an Gott. Und so leben sie noch heute.
Das ist auch der Grund warum sie sich vom modernen Leben abgrenzen. Sie sehen die oben genannten Werte durch den modernen Lebensstil gefährdet. Dennoch sind sie sehr offen zu Besuchern und Interessierten, wie ich freudig feststellen konnte. Mein Ausflug begann am frühen Morgen mit einer zweistündigen Fahrt in den Nordosten Ohios. Zunächst sahen wir vor einem Antiquitätenladen nahe Amish Country einen riesigen Hahn. Der war ein Foto wert!
Anschließend besuchten wir in Amish Country einen weiteren Laden, in welchem amische Werkzeuge angeboten werden. Amische haben in den USA einen Ruf des guten Handwerks mit Holz. Sie stellen Möbel und Haushaltsgegenstände her - ganz ohne moderne Hilfsmittel! Den ganzen Tag über waren wir nebenbei eigentlich nur am Essen. Die Amische Küche ist legendär. Köstlichkeiten, die es zu probieren gilt, gibt es an jeder Ecke.
Im zentralen Museum der Gegend in Berlin (ja, der Ort heißt genauso wie unsere Bundeshauptstadt) erhielten wir einen umfassenden Einblick in die amische Geschichte und Lebensweise. Das Museum wurde von einem aus dem Allgäu stammenden Künstler gegründet, um der Öffentlichkeit die Welt der Amischen zu erklären und verständlich zu machen. In Amish Country bin ich freundlichen und offenen Menschen begegnet, die tief in ihrem Glauben verwurzelt sind. Es ist definitiv falsch, die Amischen für ihre Lebensweise zu verurteilen. Sie haben eine interessante Lebensweise und eine interessante Konfession. Und sie haben das Recht so zu leben, wie sie möchten.
Ebenso falsch ist es, die Amischen als rückständig zu bezeichnen. Sie verstehen die Probleme unserer Zeit genauso wie wir . Und wenn es ums Glücklichsein geht, kann so mancher auf dieser Welt noch von ihnen lernen!
Eintrag 14: Cincinnati und Kentucky - 29. April 2016
Vor einer Woche war ich mit anderen Austauschschülern zwei Tage in Cincinnati. Bei brütender Sommerhitze gelang es uns sogar, einen Sprung über den Ohio River nach Kentucky zu machen. Es war ein aufregendes Wochenende, an welchem wir gemeinsam einige spannende Entdeckungen machen konnten.
Am Freitagabend kamen wir nach zweistündiger Autofahrt von Columbus im Norden von Cincinnati an. Gemeinsam mit Austauschschülern aus vier Ländern besuchten wir Jungle Jim's, einen Supermarkt der Superlative, in dem es die größte Auswahl an klassisch amerikanischen und internationalen Lebensmitteln gibt. Attraktionen wie ein singender Elvis-Bär oder ein Dixi-Klo, das gleich mehrere Räume hinter sich verbirgt, gab es dort zu sehen. Nach dem hin und her Eilen zwischen der Auswahl an deutschen Lebensmitteln und den amerikanischen Delikatessen, waren wir hungrig, weshalb wir uns auf zur Old Spaghetti Factory machten. Das ist ein amerikanisiertes italienisches Restaurant, das zahlreiche Köstlichkeiten zu bieten hatte. Es wurde geredet, geschlemmt und gelacht.
Nach ein paar Bahnen im Hotelpool, genossen wir Karamalz, welches wir zuvor bei Jungle Jim's erstanden haben. Malzbier findet sich in den USA so gut wie nirgends. Selbst Mezzo Mix - uns Deutschen als amerikanisch erscheinendes Produkt bekannt - habe ich bisher nur bei Jungle Jim's gesehen. Mein Gastbruder, welcher mit auf den Trip kam, war fasziniert von beiden Getränke. Der Samstag sollte ein fantastischer Tag werden: Nachdem mir beim Frühstück das Oatmeal in der Mikrowelle explodiert ist, lief ansonsten alles bestens. Wir begaben uns nach Downtown Cincinnati, wo wir mithalfen, einen historischen Friedhof wieder auf Vordermann zu bringen. Auf jenem Friedhof waren sogar ein General des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges und mehrere Veteranen des Bürgerkrieges und des Unabhängigkeitskrieges begraben.
Anschließend besuchten wir das National Underground Railroad Museum. Die Underground Railroad war vor und während des Bürgerkrieges ein Netz des organisierten Beistandes für entflohene Sklaven aus dem Süden. Kentucky war ein Staat in dem Sklaverei erlaubt war. Das Netz sollte den Sklaven helfen, das vor Sklaven-Jägern sichere Kanada zu erreichen. Das Museum war sehr informativ. Vor dem Museum stand sogar ein Stück der Berliner Mauer. Eine gute Gelegenheit, ein Bild von uns Deutschen zu machen!
Nach einem stärkenden Mittagessen in einem Restaurant in Downtown Cincinnati kam es zu einem spannenden Ereignis: die Überquerung der Purple People Bridge nach Newport, Kentucky. Da noch keiner von uns jemals in Kentucky war, war es etwas Besonderes. Von der Brücke direkt über dem Ohio River bot sich uns sowohl nach Cincinnati als auch nach Kentucky ein wunderbarer Anblick. Als wir offiziell in Kentucky waren, musste ich jedoch zunächst zweifeln, ob das wirklich der Fall war, denn gleich in Newport befand sich ein bayerisches Hofbräuhaus mit traditionellem Maibaum. Sehr originell! Newport an sich strahlte bereits dieses sehr individuelle Südstaatenflair aus - mit vielen Harleys, Trucks und feinen Stadthäusern.
Danach mussten wir leider wieder nach Hause. Der Aufenthalt war viel zu kurz, darüber war sich die Gruppe einig. Jedoch konnten wir auf der Heimfahrt abschließend die unendliche Weite der Farmlandschaften Amerikas genießen. Diesen Trip wird keiner von uns je vergessen!
Eintrag 13: Die Esskultur der USA - 3. April 2016
Wenn man in Deutschland an typische Amerikaner denkt, dann ist die ungesunde Esskultur eines der ersten Vorurteile, die einem in den Sinn kommen. Tempel des goldenen M an jeder Straßenecke, Big Mac und riesige Portionen Pommes zu Mittag und Abend. Zum Frühstück gibt es bereits acht Pfund Pfannkuchen und zwischen den Mahlzeiten zwanzig Cookies und Eis.
Beweise dafür scheinen uns auch stets geliefert zu werden. Massives und gemäßigtes Übergewicht sind ein hartnäckiges Problem, welches negative Folgen für die Gesellschaft hat. Allerdings treffen die meisten Stereotypen für die Realität nicht zu. Denn die Art und Weise, wie und was gegessen wird, unterscheidet sich stark von Haushalt zu Haushalt.
Dass der durchschnittliche Amerikaner viel isst, stimmt überhaupt nicht. Sie essen wenig zum Frühstück, wenig zu Mittag und etwas mehr zu Abend. Zwischendrin spielen Snacks eine Rolle - das stimmt. Aber die fallen auch klein aus. Da es also ein Mittagessen in dem Sinne nicht gibt, ist das Abendessen eine Art Ersatz dafür. Nun stellt sich die Frage, wie sich das Übergewicht und die Stoffwechselkrankheiten erklären lassen, wo doch nicht viel Nahrung aufgenommen wird. Die Antwort ist: Es wird schlichtweg das Falsche aufgenommen und am meisten Zucker. Zucker ist in jeden Getränk, in jedem Snack, in jeden Smoothie, ja sogar in Nahrungsmitteln, in denen man es nicht erwartet. Das ist an sich nichts Neues, doch scheinen Amerikaner das nicht sonderlich zu beachten. Stattdessen wird der Übeltäter an anderen Stellen gesucht. Zum Beispiel gelten Schwarzbrot und Kartoffeln hier als Dickmacher.
Dass oftmals das Falsche gegessen wird, liegt sicherlich auch daran, das tatsächlich an nahezu jeder Ecke ein Fast-Food-Restaurant steht. Zwar ist nicht alles McDonald's unterworfen, doch bietet sich umso mehr eine Auswahl an "schnellem Essen". Diese Ernährungskultur macht uns Austauschschülern, und an dieser Stelle werden mir einige Austauschkollegen Recht geben, zu schaffen. Wir alle werden sicher mit mehr Gewicht zurückkommen, als zu dem Zeitpunkt, an welchem wir unser Startgewicht gemessen haben. Vor allem als Deutscher hat man es schwer, kein Gewicht zuzulegen. Denn wir essen gerne und auch viel, allerdings zu festen Zeiten und meist das Richtige, was uns Langzeit-Energie schenkt.
Diese Bedingungen findet man in den USA einfach nicht vor. Hat man keine geregelten Mahlzeiten, hat man häufiger Hunger, was dazu führt, dass man öfter zu zuckergefüllten Snacks greift, welche einem in der Schlussfolgerung mehr Gewicht schenken. Einige Austauschschüler, so auch ich, sind dazu übergegangen, sich selbst hin und wieder ein ausgewogenes Mittagessen zu kochen. Und das hilft!
Eintrag 12: Ostern in den USA - 29. März 2016
Die Feiertage rund um das Osterfest werden in den USA gediegen verbracht. Man sieht zu, sich Zeit mit dem engsten Familienkreis zu nehmen. Da Karfreitag und Ostermontag hier nicht als offizielle Feiertage gelten, mussten meine Bekannten allerdings an diesen Tagen arbeiten. In meinem Schuldistrikt war jedoch nun eine Woche Frühlingsferien - "Spring-Break" - weshalb zumindest ich frei hatte.
Da ich katholisch bin, war meine Gastfamilie daran interessiert, zur Osterfeier am Abend des Karsamstags in die örtliche katholische Kirche zu gehen. Sie selbst sind Methodisten und haben noch nie einen katholischen Gottesdienst besucht. Von daher war es eine schöne Erfahrung für beide Seiten. Der Ablauf des Gottesdienstes entsprach dem Gewohnten in Deutschland.
Der Ostermontag begann für mich und meinen Gastbruder erst einmal mit Suchen. Tatsächlich ist es in Amerika Tradition, dass man seinen Kindern, das Alter unbeachtet lassend, ein Osterkörbchen zu bereiten und es anschließend für sie zu verstecken. Meines war mit reichlich Jelly Beans - bittersüßen Zuckerbohnen - , Schokolade und lustigen T-Shirts bestückt.
Meine Gastmutter hatte vor einiger Zeit von einem deutschen Restaurant erfahren. Also machten wir uns am Abend auf ins kulinarische Deutschland. Der Osterbraten mit Windbeutel-Dessert war wohl doch zu deftig, da mir und meiner Gastfamilie spät einsetzende Bauchschmerzen leider noch den Abend vermiesen mussten. Nichts desto trotz hat die Schweinshaxe mit Beilagen vor Ort jedem geschmeckt.
Ostern an sich war ruhig und gediegen, wie ich schon erwähnt habe. In meiner Gastfamilie war es von größerer Bedeutung, den Sinn hinter Ostern und die Botschaft für das eigene Leben für sich selbst zu erkennen. Selbst die Enkelkinder meiner Gasteltern waren sich dessen voll bewusst. Wie Weihnachten auch wurde es hier als ein Fest der Werte wahrgenommen.
Eintrag 11: So war der Super-Tuesday - 7. März 2016
Nun war also der Super-Tuesday. In zahlreichen Bundesstaaten wurde gewählt. Noch nicht in Ohio, da ist das später dran. Ich habe zuvor von einer gewissen Wahlkampfmüdigkeit in meiner Umgebung gesprochen. Der Super-Tuesday wurde hier deshalb auch nicht ernsthaft wahrgenommen. Allerdings hat Trump einige Siege eingefahren, was hier wiederum eine große Besorgnis ausgelöst hat. In meiner Gastgemeinde ist man grundsätzlich gegen Trump - egal ob Demokrat oder Republikaner. Am Anfang des Wahlkampfs hat man Trump nicht wirklich ernstgenommen, hat Witze über ihn gemacht. Doch nun ist Schluss mit lustig, denn Trump hat nun ernsthafte Chancen finaler Kandidat der Republikaner und somit auch Präsident zu werden. Man meint hier: Wenn Trump einmal Präsident ist, dann führt er Amerika in den Ruin. Er macht es nicht wieder "großartig" und vielleicht zerstört er auch die Welt. Hier würde man ihm als Befehlshaber über die amerikanischen Streitkräfte und Nuklearwaffen überhaupt kein Vertrauen schenken. Überzeugte Republikaner, welche noch nie in ihrem Leben einem Demokraten, egal bei welchen Wahlen, ihre Stimme gegeben haben, in deren Familien es Tradition ist, Republikaner zu sein, sagten zu mir, sie würden im November für den oder die Präsidentschaftskandidaten/-tin der demokratischen Partei stimmen, sofern Trump von republikanischer Seite dafür nominiert wird, um seine Präsidentschaft zu verhindern! Diese Angst vor Donald Trump herrscht auch an einigen anderen Orten in den USA und sie ist real!
Eintrag 10: 26. Februar 2016 - Die Qual der Wahl
In meiner Gastgemeinde in Ohio lässt man es in dieser Hinsicht ruhig angehen: Nur keinen Wahlstress! Da zieht man einen Spaziergang im Park oder einen Kinobesuch vor. Mit dem Nachbarn spricht man allenfalls über den milden Winter. Lebensqualität kommt hier vor der Qual der Wahl (des Präsidenten).
Die lokalen Zeitungen hier berichten kaum über hitzige Kopf-an-Kopf-Rennen der Kandidaten. Es gibt keine Wahlkampfveranstaltungen und die meisten Bürger hier schauen nicht einmal Nachrichten. Die Vorwahlen sind hier nichts Besonderes.
Kann man sich vorstellen, dass es sich hier um eine Region des Swing States Ohio handelt, dessen Stimmen einem Kandidaten den Einzug ins Weiße Haus gewähren? Nein? Ist aber so! Im Herbst steigt hier der finale Wahlkampf! Bei der letzten Wahl kamen sogar Obama und Romney persönlich hierher, um die Vorstadt von Columbus jeweils für sich zu gewinnen, denn die Einwohner sind politisch ziemlich unterschiedlich eingestellt. Die Auswertungen der hiesigen Präsidentschaftswahlen bestätigten dies stets. Hier gibt es eben nur stille Demokraten und Republikaner, die ihre politische Motivation nur aus ihrem Bau heraustragen, wenn es um die Wurst geht.
Gut, manchmal höre ich im Getümmel der Vorwahlen einen meiner Mitschüler über Trumps selbstverliebtes Hetzergebrüll Witze machen. Aber Trump ist hier so und so nicht beliebt. Das wiederum merkt man deutlich.
Ich selbst bin ab und an in anderen Bundestaaten unterwegs und versuche mich mit Nachrichten und Magazinen auf dem Laufenden zu halten. Ein Phänomen hier ist Bernie Sanders. Über die Jugend in den Vereinigten Staaten wurde wie in Europa über Jahre hinweg entschieden. Ihre Zukunft wurde außer Acht gelassen, nur um die Gegenwart für die Generationen an der Macht zu verschönern. Die Jugend in den USA muss jetzt dafür bezahlen. Sei es durch viel zu hohe Studiengebühren oder hohe Jugendarbeitslosigkeit. Die Jugend ist verärgert. Bernie Sanders gibt ihnen wieder eine Perspektive. Er fasziniert die Jugend und hat hier eine Art "Revolution" ausgelöst. Er fokussiert die Zukunft sowie die Jugend. Ich vermute, dieser Trend kommt auch nach Europa. In europäischen Ländern, auch Deutschland, wurde der Jugend eine gewisse Perspektive genommen. Auch dort möchten die jungen Leute entscheiden, wie es für sie aussehen wird, wenn sie einmal die Verantwortung haben.
Eintrag 9: 4. Januar 2016: Weihnachten und Silvester in den USA
Lichterketten ohne Ende, viel Schnickschnack in den Straßen, übermäßig dekorierte Innenausstattungen und tonnenweise Geschenke unter dem Weihnachtsbaum - so stellen wir Deutsche uns amerikanische Weihnachten vor. Diese Vorstellung hatte ich auch, doch war ich überrascht, als ich eines besseren belehrt wurde. Die Häuser hier hatten genauso viele Lichterketten, wie man es von der durchschnittlichen deutschen Siedlung kennt. Dekoriert wurde in meiner Nachbarschaft auch nicht in einem übertriebenem Maße. Interessant zu wissen ist, dass man hier Ornamente mit Portraits oder Schriftzügen, welche einen persönlichen Wert für einen darstellen, an den Weihnachtsbaum hängt. Kugeln oder Lametta sind nicht im Trend. Was allerdings stimmt, sind die Tonnen von Geschenken. Zu Weihnachten war nahezu die gesamte Verwandtschaft meiner Gastfamilie bei uns zu Besuch. Nebenbei: Weihnachten wird in den USA erst am 25. Dezember gefeiert, der 24. ist hier nicht sonderlich von Bedeutung. Die Geschenke häuften sich im Wohnzimmer. Ich habe auch so manches tolles Geschenk bekommen.
Weil so viele Geschenke gebracht werden, möchte man meinen, dass die persönlichen Werte in den Hintergrund gestellt werden. Das ist nicht so. Wie ich beobachten konnte, haben die Amerikaner trotz der zahlreichen Geschenke, viel Wert auf das Zusammensein gelegt. Die meisten Gäste meiner Gastfamilie z. B. waren aus anderen Bundesstaaten angereist, was oftmals stunden- bzw. tagelange Autofahrten bedeutet. Also sieht man sich nicht so oft, weshalb man die Zeit miteinander genießen will.
Silvester war bescheiden. Während in Deutschland schon das Jahr 2016 begonnen hatte, saßen ich und meine Gastfamilie zu Hause und schauten uns Filme an und spielten Gesellschaftsspiele bis es sechs Stunden, nachdem in Deutschland das neue Jahr begonnen hatte, es nun auch hier hieß: "Happy New Year!" Von Raketen oder Böllern waren in meiner Gegend weit und breit nichts zu sehen oder zu hören. Sobald das neue Jahr begonnen hat, singt man in den USA traditionell Lieder, die einem Glück und Freundschaft im neuen Jahr bescheren sollen. Am Neujahrstag isst man Gerichte mit Sauerkraut, da dies angeblich Glück für das soeben begonnene Jahr bringen soll.
Eintrag 8: 27. Dezember 2015 - Ein Traum wird wahr: Washington D.C.
Washington D.C. - dieser Stadtname dürfte jedem auf dieser Welt etwas bedeuten. Washington D.C ist die vermutlich mächtigste Stadt der Welt. Es ist die Hauptstadt der Vereinigten Staaten von Amerika, Sitz der US-Ministerien und Staatsinstitutionen und Stadt der Museen. Ich war vor Kurzem mit anderen Austauschschülern bei einem Ausflug nach Washington D.C.. Es hat sich definitiv gelohnt, dabei zu sein!
Tag 1: Kürbisse über Kürbisse
Das wochenlange Warten hat ein Ende. Von Westerville, nördlich von Columbus, starten wir Richtung "Southern Ohio". Nach einer einstündigen Autofahrt erreichen wir Circleville, wo jedes Jahr im Spätherbst die größte und faszinierendste "Pumpkin-Show" der Welt, zu Deutsch: "Kürbis-Show", zu sehen ist. Die Straßen und Häuser sind mit Kürbissen und dessen Farben geschmückt. Tausende vergnügten sich an den zahlreichen Ständen. Zu sehen gab es viel: den größten Kürbis der Welt oder den größten Kürbiskuchen der Welt. Und alles, was essbar ist, wurde mit Kürbisgeschmack versehen. Ich gönnte mir einen Kürbis-Burger, Kürbis-Sauerkraut, Kürbiskuchen, Kürbiszuckerwatte und zu guter Letzt einen Kürbis-Milchshake. Das war auch nötig, schließlich waren wir als Austauschschüler ganz schön im Programm der Show eingespannt. Teil des Festaktes ist ein Umzug durch das Zentrum des beschaulichen Circleville. Unsere Austauschorganisation AFS hatte einen eigenen Wagen für diesem Umzug angemeldet. Also bereiteten wir den Wagen für den Umzug vor, bis wir schließlich, winkend auf dem Wagen sitzend, unsere Tour durch die Menschenmassen machten. Was wir nicht wussten: der Umzug wurde live im Fernsehen über die gesamte Nation ausgestrahlt! Leider sind wir dadurch nicht berühmt geworden, doch hatten wir an diesem Tage jede Menge Spaß. Zuhause stand uns noch immer der Geruch von Kürbis in unseren Nasen.
Tag 2: Es gibt viel zu sehen
Washington D.C. - ein großer Traum wird heute in Erfüllung gehen! Auf dem Weg zu unsrem Hotel wir schon die ersten Wahrzeichen, der Stadt, die man sonst nur aus den Nachrichten kennt: das Pentagon, das Air-Force-Memorial und aus der Ferne die Spitzen des Kapitols und des Washington Monuments. Die Metro erleichterte uns den Weg in die Innenstadt. An diesem ersten Tag in der US-Hauptstadt widmeten wir unsere Aufmerksamkeit signifikanten Denkmälern. Das Lincoln Memorial ist faszinierend. Es ist dem ehemaligen US-Präsidenten Abraham Lincoln gewidmet, welcher eine herausragende Rolle im Kampf gegen die Sklaverei in den Südstaaten und zur Zeit des Bürgerkrieges gespielt hat. Auch waren wir am Denkmal des Korea- und des Vietnamkrieges. Beide strahlten eine Atmosphäre des Respekts aus, Respekt vor den Gefallenen und Verwundeten der beiden Kriege und auch denen gegenüber, die dort unter Todesangst kämpfen mussten.
Tag 3: Endlich - das Weiße Haus
Heute ging es zur höchsten Spitze Washingtons und das im wörtlichen Sinne. Das Washington Memorial ist der berühmte Obelisk in der Mitte des Regierungsviertel, den man manchmal in den Nachrichten sehen kann. Es ist das höchste Gebäude Washingtons und ist dem ersten Präsidenten der Vereinigten Staaten und Kommandeur der amerikanischen Milizen im Revolutionskrieg, George Washington, gewidmet. Oben angekommen bot sich uns ein atemberaubender Ausblick über die US-Hauptstadt. Danach bekamen wir bei einem Rundgang durch das Zentrum Washingtons, das Weiße Haus zu Gesicht. Fantastisch!
Übrigens: Washington D.C. is im Gegensatz zur Bundeshauptstadt Berlin und unserer Landeshauptstadt München ziemlich ruhig. In Berlin und München herrscht wesentlich mehr Verkehr und Hektik.
Tag 4: Respekt vor Kriegshelden
Vor unserer Abreise haben wir noch einen Termin und zwar auf dem Arlington Friedhof. Dort fanden Kriegshelden und Soldaten der USA und so manche bedeutende Persönlichkeit, wie John F. Kennedy, ihre letzte Ruhestätte. Wir nahmen dort an einer Gedenkkranzlegungszeremonie am Grab des Unbekannten Soldaten teil. Der Ablauf der Zeremonie war sehr diszipliniert. Wir mussten formelle Kleidung tragen, welche strengen Vorschriften unterlag. Die Zeremonie hatte einen genau festgelegten Ablauf. Auch wir hatten Plätze, an welchen wir zu sein hatten. Die gesamte Zeremonie war sehr eindrucksvoll. Respekt spielte auch hier definitiv eine Rolle. Respekt vor allen, die für die Werte der Vereinigten Staaten und für die Freiheit von Millionen von Menschen auf der Welt in Kriege und Krisen gegangen sind und unter Einsatz ihres eigenen Lebens und ihrer eigenen Gesundheit gekämpft haben und vor denen, die ihre Gesundheit für immer verloren oder ihr Leben gelassen haben.
Eintrag 7: 10. Dezember 2015 - Haltung der Amerikaner nach den Anschlägen in Paris
Bei der Thanksgiving-Feier meiner Gastfamilie war für mich die perfekte Möglichkeit, mir ein paar Meinungen einzuholen. So waren dort die bevorstehende Präsidentenwahl und die islamistischen Terroranschläge der letzten Zeit die dominierenden Themen. Wie ich auch außerhalb der Familie festgestellt habe, sind sehr viele US-Amerikaner, unabhängig davon, welcher Partei sie angehören, der Meinung, dass die Vereinigten Staaten mehr Handlungsfähigkeit in Bezug auf ihre Grundwerte an den Tag legen sollten. Sie sind es müde, im Wahlkampf der Präsidentenwahl alles Mögliche versprochen zu bekommen, wovon später nicht viel eingehalten wird. Die Amerikaner wünschen sich eine entschlossenere Regierung, denn die zermürbenden Debatten im Kongress lähmen den Fortschritt im Land.
Wirtschaftliche und soziale Probleme sind durch die ständigen Machtspiele in den Regierungsinstitutionen nicht gelöst worden. Die Unzufriedenheit der Bürger, über welche politischen Themen auch immer, wird Stützpfeiler für den Wahlkampf aller Kandidaten werden. Meine Prognose: Es wird spannend im kommenden Jahr.
Die Angst vor dem Terror ist hier in den USA allgegenwärtig! Seit den Anschlägen vom 11. September, die ihrem eigenen Land galten, sind die Amerikaner sehr, sehr vorsichtig und sicherheitsbetont! Durch die grausamen Anschläge in Paris und im Mittleren Osten am 13. November und dem jüngsten, kürzlich als islamistischen Terrorakt erwiesenen, Anschlag in San Bernardino, Kalifornien, hat sich das alltägliche Leben hier keineswegs verändert. Die Amerikaner gehen ihren Erledigungen und Freizeitaktivitäten genauso nach wie eh und je, doch zentralisieren die Medien das Thema. Nach den Anschlägen zeigten die US-Bürger hohe Anteilnahme und Mitgefühl für die Trauernden und Betroffenen der Anschläge. Dies hat eine große Diskussion im Land angestoßen. Wie nun umgehen mit der neuen Terrorgefahr? Wie verfahren in der Flüchtlingskrise? Wie soll nun die Haltung gegenüber dem Islam sein? Auf die letzte Frage gibt es eine klare Antwort! Nicht wie Donald Trump es sich vorstellt! Die breite Mehrheit der Amerikaner lehnt die Haltung in Trumps letzter Aussage ab. Er stuft den Islam und vor allem Moslems grundsätzlich als Feinde Amerikas ein. Das sei unamerikanisch und verstoße gegen demokratische und im höchsten Grade gegen moralische Prinzipien. Allerdings hat die Skepsis gegenüber Flüchtlingen aus überwiegend muslimisch geprägten Gebieten zugenommen. Man stuft die Gefahr, dass Terroristen, getarnt als Flüchtlinge, ins Land einreisen könnten und Terroranschläge in den USA verüben, als äußerst hoch ein. All das wird hier scharf diskutiert, Tag für Tag, rund um die Uhr.
Eintrag 6: 10. Dezember 2015 - Thanksgiving
Am 26. November war Thanksgiving. Ein wichtiges Fest für die Amerikaner. Es ist ein Fest der Dankbarkeit. Diese Dankbarkeit sollte man in seinem Alltag umsetzen - einfach mal seinen Mitmenschen für ihre Unterstützung und andere Dinge, die sie Tag für Tag für einen leisten, danken! Thanksgiving hat seinen Ursprung in der Zeit der Pilgerväter, als sich die ersten Nordeuropäer in Nordamerika niederließen. Die Pilgerväter flohen damals vor der Verfolgung in ihrer Heimat Großbritannien in das heutige Massachusetts. Es war nicht einfach für sie, in der neuen Heimat Fuß zu fassen. Einige der ersten, die dort ankamen, sind vermutlich kurz nach ihrer Ankunft in der Neuen Welt gestorben. Krankheiten, ihnen bis dato unbekannte Gefahren und die zahlreichen ertraglosen Ernten waren die Ursachen. Zur Hilfe kamen ihnen schließlich die ansässigen Ureinwohner. Sie zeigten den Pilgervätern, wie man sich auf dem neuen Kontinent durchschlägt, was letztlich ihr Überleben sicherte. Dafür wollten die Pilgerväter den Indianern ein Zeichen des Dankes setzen und etablierten deshalb ein Fest des Dankes, das jedes Jahr am vierten Donnerstag im November gefeiert wird: "Thanksgiving". Zwar zeigten sich die weißen Siedler in der darauffolgenden Zeit nicht sonderlich dankbar, doch hat sich die Tradition des "Thanksgiving" bis heute gehalten.
Um "Thanksgiving" herum bekommen Schüler etwa eine Woche Ferien, viele Arbeitnehmer haben frei und über die Nation verstreute Familienteile kommen zusammen, um gemeinsam zu feiern. Ein ausgezeichneter Truthahn und allerlei Köstlichkeiten gehören dazu. Man schaut gemeinsam traditionell Football und Thanksgiving-Paraden und kommt ins Gespräch.
Eintrag 5: 17. Oktober 2015
Hofbräu-Schnitzel und Sauerkraut-Balls in German Village
Auch an diesem Morgen schlüpfte ich wieder in meineTracht. Denn an diesem Tag war Oktoberfest in German Village, einem Stadtteil von Columbus, Ohio, der ursprünglich von deutschen Einwanderern gegründet wurde. Noch heute betreiben dort deutschstämmige Familien Restaurants, Geschäfte, Bäckereien, etc.. An diesem ganz besonderen Tag hatten alle nennenswerten Lokalitäten geöffnet. So haben meine Gasfamilie, ein anderer Austauschschüler aus Deutschland und ich ein deutsches Restaurant namens "Schmidt's" besucht. Mein Hofbräu-Schnitzel lag sehr nah am bayerischen Original. Als deutsche Tradition ausgeschildert waren sogenannte "Sauerkraut-Bratwurst Balls", was sie freilich nicht sind, doch war die Rezeptur ausgezeichnet. Es ist eben eine amerikanisierte Version deutscher Essenskultur.
Anschließend stöberten wir durch urige Geschäfte, kosteten süße Leckereien und fanden "The Book Loft", einer der wunderbarsten Buchläden, die ich je gesehen habe. Auf 32 dichtgeschachtelten Räumen gab es Bücher, Bücher, Bücher, und nochmals Bücher, welche diesen bestimmten Bücherduft verbreiteten, von dem ich mich als Leseratte nur schwer zu trennen vermochte. Bücher in deutscher Sprache gab es bis auf vereinzelte Deutschland-Reiseführer keine. Nichtsdestotrotz war die "Book Loft" mit deutschen Dekorationen, Schildern und Fahnen ausgestattet.
Um das Oktoberfest angemessen abzurunden, suchten wir die bayerische Bäckerei "Jürgen's" auf und genossen einen echten Bienenstich nach bayerischem Rezept. Letztlich haben wir noch echtes Schwarzbrot und Teewurst gekauft. So manch einer, der vielleicht noch von seinen Eltern förmlich gezwungen wird, Schwarzbrot zu essen, möchte durchaus meinen, Amerika sei der Himmel auf Erden. Weißbrot, Toast, Burger, …. Doch dem ist nicht so! Nach zwei Monaten in den USA sehnt man sich nicht wirklich nach etwas, außer Schwarzbrot! Das kann ich bestätigen! Darum bin ich jetzt dementsprechend froh, dass wir nun häufiger Schwarzbrot mit Teewurstaufstrich zu Abend genießen können.
Noch eine Frage zum Schluss: Könnt ihr euch ein Oktoberfest ohne Lederhosen vorstellen? Nein, ich auch nicht! Aber am Samstag war ich tatsächlich der einzige, der eine Lederhose getragen hat! Dementsprechend bin ich auch dort aufgefallen. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie erstaunt die Leute mich angesehen haben!
Eintrag 4: 14. Oktober 2015
Deutsche Woche für mich
An amerikanischen High Schools gibt keine konkreten Pausen oder Mittagspausen. Jeder Schüler bekommt eine "Lunch-Period" für das Mittagessen. An meiner High School gibt es drei "Lunch-Periods" Da jede einzelne etwa 45 Minuten dauert und sie aufeinanderfolgen, habe ich mich in meine Lederhose und Tracht geschmissen und einen Informationsstand aufgebaut. Denn das ist eine perfekte Gelegenheit, meinen amerikanischen Mitschülern und Lehrern Wissen über unser Land zu vermitteln. Mein Info-Stand war mit reichlich Wissenswertem über Deutschland und Bayern versehen, als "Beilage" servierte ich Süßigkeiten direkt aus Deutschland. Beigleitet wurde das Ganze von deutscher Musik.
Erstaunlich viele Schüler ließen ihr Mittagessen stehen und sammelten sich um meinen Tisch - zumal ich in meiner Tracht doch sehr aus der Menge hervorstach. Ich hielt für die wissbegierigen Gemüter zunächst eine Präsentation, bevor ich die Süßigkeiten verteilte und Fragen beantwortete. Aufgrund des großen Interesses an diesem Tag führte ich auch sehr viele interessante Gespräche. Klar musste ich erstmal mit gewissen Stereotypen aufräumen, doch gab es erstaunlich viele Schüler, die sich zuvor schon einmal mit Deutschland beschäftigt hatten. Sie sprachen einige Themen an, die mit Deutschland in Verbindung gebracht werden. Das am häufigsten angesprochene Thema: Die aktuelle Flüchtlingskrise! Man muss erwähnen, dass es hier in den US-Medien sehr groß geschrieben wird, dass Deutschland so große Anzahlen an Flüchtlingen aufnimmt. Die Amerikaner wissen diese Leistung sehr zu schätzen. Sie meinen, wir seien mit unserer Weltoffenheit und der damit verbunden Leistung in der Flüchtlingskrise ein großes Vorbild für zahlreiche andere Länder auf dieser Welt. Sie meinen, wir haben es mehr als verdient, stolz auf uns und unser Land zu sein! Und als mir das mehrere Amerikaner hintereinander gesagt haben, war ich schon ziemlich stolz auf uns und Deutschland!
Eintrag 3: 6. September 2015
Am Freitag war wieder einmal ein Football-Spiel unserer Schulmannschaft. Jetzt in der Herbstsaison ist jeden Freitag ein Spiel. Leider haben wir die ersten beiden Spiele verloren und müssen nun um die Teilnahme an den Playoffs fürchten! Doch bei Football-Spielen geht es nicht wirklich ums Gewinnen! Wie ich in meinem letzten Blogbeitrag schon erwähnt habe, geht es hier in erster Hinsicht um den "School-Spirit".Was der "School-Spirit" überhaupt ist und wie das Schulsystem hier funktioniert, zeige ich heute.
Donnerstag, 3. September, 9.02 Uhr, Advisory-Klasse: Das Thema für das morgige Football-Spiel wird bekanntgegeben: Neon! Freude bricht aus, denn dieses Thema eignet sich hervorragend, um durchzudrehen! Es heißt, jeder sollte sich möglichst in Neon kleiden, schminken, mit Accessoires in Neon schmücken, , um die Schulmannschaft zu unterstützen. Weil es Spaß macht und jeder hofft, dass der Abend für unsere Schule siegreich ist, "verneont" sich auch jeder! Und wegen des "School-Spirits", des "Schul-Geists" natürlich. Was ist der "School-Spirit eigentlich? Ich würde ihn eine Art Schulpatriotismus nennen. Die Schülerinnen und Schüler sind stolz auf ihre Schule, auf alle Sportteams und Clubs, auf ihre Lehrer und in erster Linie auf sich selbst! Das schafft ein einzigartiges Gefühl der Gemeinschaft! Und das zeigt sich bei Events, wie Sport-Events, Veranstaltungen, die von den Schul-Clubs ausgerichtet werden (z.B.: Theateraufführung, Konzerte, Musicals,) oder allgemeine Schulevents (Homecoming, Prom, ). Bei Sportveranstaltungen gibt es eben ein Thema, welches jede Woche variiert. Da kleiden sich die Leute kräftig ein! So haben sich mein Gastbruder und ich entschieden, das Thema richtig ernstzunehmen. Das Foto dürfte alles sagen! So sind wir nämlich von früh bis spät aufgetreten. Wir haben dafür sogar Punkte vom Schulleiter persönlich für einen schulinternen Wettbewerb erhalten, der dem großartigsten Schulpatrioten einen Preis verspricht!
Den Höhepunkt der Woche stellt selbstverständlich das Footballspiel selbst dar. Denn dort ist wirklich die ganze Schülerschaft im "School-Spirit" gefangen! Man trifft sich und man genießt das Spiel, die Show des Schulorchesters in der Pause, die Atmosphäre im Allgemeinen und das Essen! Im regulären Alltag zeigt man seinen Schulpatriotimus gewöhnlich durch Schulkleidung.
Das Schulsystem und der Schulalltag ist sehr unterschiedlich zu unserem Schulsystem! Es fängt schon damit an, dass man sich die Fächer und die Schwierigkeitsstufen frei aussuchen kann. Natürlich gibt es gewisse Vorgaben, doch kommt man sich am ersten Schultag eher wie in einem Süßwarenladen vor. Allerdings gibt es keine Klassen, wie wir sie kennen - eine Klasse die nahezu jedes Fach gemeinsam hat - da jeder Schüler einen individuellen Stundenplan hat! Deshalb muss jeder Schüler nach jeder Stunde den Raum wechseln, denn jeder Lehrer unterrichtet aufgrund dieses Systems nur ein Fach und hat deshalb nur einen ganz bestimmten Raum in dem er unterrichtet.
Das Notensystem basiert auf Punkten. Je nachdem, wie viele Punkte man am Ende des Jahres gesammelt hat, wird auch die Endnote in einem Fach ermittelt. Punkte sammelt man mit großen Prüfungen, kleinen Tests, Mitarbeit bzw. Projektarbeit, Hausaufgaben und Zusatzaufgaben.
Das Schulsystem wird vom jeweiligen Schuldistrikt vorgegeben. Meine Stadt hat so zum Beispiel ihr eigenes Schulsystem. Gewisse Richtlinien werden jedoch auch vom Staat und vom jeweiligen Bundesstaat gestellt.
Eintrag 2: 31. August 2015
Nach etwa zehn Stunden in der Luft landete der Flug LH 400 aus Frankfurt am Main am New Yorker JFK. Am Flughafen habe ich noch nicht so wirklich realisiert, dass ich mich in den USA befinde. Erst nach der lang andauernden Einreise, als ich mich auf dem Weg vom JFK zum LaGuardia Airport befand, kam es mir langsam in den Sinn. Der Anblick der Straßen und Wohnviertel war wie im Film! Ein noch fantastischerer Anblick bot sich mir, als meine zweite Maschine an diesem Tag, im Licht des Sonnenuntergangs über Manhattan schwebend, ihrem Weg nach Columbus nahm - atemberaubend!
In Columbus angekommen empfing mich meine Gastfamilie herzlich. Sie haben extra ein Willkommensschild für mich gebastelt! Danach brachten sie mich gleich noch in ein Burger-Haus, in dem ich meinen ersten Bacon-Burger in Amerika genießen durfte. Anschließend sind wir in einen "kleinen" Supermarkt gegangen, um ein paar Erledigungen zu machen. Doch von "klein" war hier in keinster Weise die Rede! Dort gibt es sogar Ärzte - im Supermarkt! Und, na klar: alles ist größer! Das ist auch mein erster Eindruck von den Vereinigten Staaten.
Die nächsten Tage habe ich mich ein bisschen in meine Gastfamilie eingelebt und die Nachbarschaft kennengelernt. Alle sind sehr freundlich! Die Menschen hier zögern nicht, einem die Hand zu geben oder einem Fragen über sich und Deutschland zu stellen. Ich weiß diese Offenheit sehr zu schätzen. Auch habe ich andere Austauschschüler, die ebenfalls mit der Austauschorganisation AFS Interkulturelle Begegnungen e.V. in meine Gegend gereist sind, getroffen und wir alle teilen dieselbe Faszination.
Zur amerikanischen Vorstadt-Idylle gehört sicherlich auch, alles was man braucht in der Nähe zu haben. Um Alltagsgegenstände sowie Kleidung zu kaufen, brauche ich bloß zwei Minuten mit dem Fahrrad zu fahren und ich bin beim nächsten Geschäft. Auch meinen Hobbys kann ich hier problemlos, wenn nicht sogar besser als zuhause nachgehen. So ist zum Beispiel die Bibliothek nur zehn Minuten mit dem Fahrrad entfernt. Mal schnell in der Bibliothek lesen gehen ist bei mir zuhause nicht möglich.
Es gab in der ersten Woche Probleme, mich einzuschulen. Deshalb habe ich meiner Gastmutter, die eine gleichzeitig eine Tagesmutter ist, vormittags bei der Unterhaltung der Kinder geholfen. Aber letztlich hat es mit der Schule dann doch geklappt und ich konnte meine Fächerwahl treffen. Man muss wissen, dass man in Amerika eine große Freiheit hat, wenn man seine Fächer wählt. Was mir sehr gut gefällt ist der "School Spirit"!
So war ich vergangenen Freitag bei einem Football-Spiel unserer Schulmannschaft und was soll ich sagen - das war ein Fest! In dem kleinen schuleigenen Stadion fand ein fantastisches Spiel statt, umschmückt mit schrillen Shows. Leider haben wir das Spiel verloren, aber es waren einfach alle da und die Stimmung war zu gut, um enttäuscht zu sein. Tja, nun bin zweieinhalb Wochen hier und ich kann nur sagen: Amerika ist klasse!
Eintrag 1: 11. August 2015
Ich habe mich sehr über meine Nominierung gefreut und möchte Herrn Rainer nochmals dafür danken! Die Spannung steigt auf jeden Fall bis Donnerstag und ich habe noch alle Hände voll mit den Vorbereitungen zu tun. Nun werdet ihr in nächster Zeit so einiges über den "American way of life" von mir hören und ich werde euch natürlich auch von meinen Erfahrungen, die ich machen werde, berichten. Fakt ist: Es wird viel Neues auf mich zukommen, ich werde sicher mit mir bis daher unbekannten Situationen konfrontiert werden, aber auch wundervolle neue Dinge entdecken, Erfahrungen machen und mir ein Wissen auf manchen Gebieten aneignen können, wozu ich wahrscheinlich ohne mein Auslandsjahr keine Gelegenheit gehabt hätte. Hinzu kommen hoffentlich verbesserte Englischkenntnisse. Darauf freue ich mich und darauf, euch in gewisser Hinsicht daran teilhaben zu lassen!
Übrigens: Zum einem solchen Auslandsjahr kommt man in mehreren Schritten. Nach der Bewerbung wird man zu einem Auswahlwochenende der Austauschorganisation geladen. In unserem Gebiet ist AFS Interkulturelle Begegnungen e.V. für die Auswahlen zuständig. Wird man dort als geeignet empfunden, kann man darauf hoffen, vom jeweiligen Bundestagsabgeordneten zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen zu werden. Warum vom Bundestagsabgeordneten? Da die Stipendien auf meist einen Stipendiaten pro Wahlkreis verteilt werden, hat zum Beispiel in unserem Wahlkreis Alois Rainer (CSU) die Wahl zu treffen. Wurde man ausgewählt, so darf man sich auch über eine Vorbereitungswoche in der Kulturstadt Weimar freuen. Dort trifft man mit anderen Stipendiaten aus Deutschland und wird von AFS bestens auf seine Tätigkeit als Junior-Botschafter der Bundesrepublik in den Vereinigten Staaten vorbereitet.
Wer Interesse an einem Auslandsjahr hat, findet weitere Informationen zum PPP und auch zu den anderen tollen Möglichkeiten mit AFS ein Schuljahr im Ausland zu verbringen auf den Seiten: www.bundestag.de/ppp oder www.afs.de