Landkreis Regensburg

Streit im Asylbewerberheim endet tödlich


Bei einer Messerstecherei im Asylbewerberheim in Wörth an der Donau wurde am Samstag ein Iraker getötet. (Foto: Reinhard Soller)

Bei einer Messerstecherei im Asylbewerberheim in Wörth an der Donau wurde am Samstag ein Iraker getötet. (Foto: Reinhard Soller)

Am Samstag gegen 21.30 Uhr ereignete sich nach einem Streit im Asylbewerberheim in Wörth eine folgenschwere Tat: Ein 29-jähriger iranischer Mitbewohner stach mehrfach mit einem Messer auf einen 20-jährigen Iraker ein. Trotz intensiver Rettungsmaßnahmen, die zeitnah begannen, konnte in einem Regensburger Krankenhaus das Leben des 20-Jährigen nicht gerettet werden. Dieser starb um 23.30 Uhr. Der Grund für die Auseinandersetzung ist bis jetzt unbekannt.

Um 21.30 Uhr entstand am Samstag am Rosenhof-Parkplatz erheblicher Lärm. Mehrere Polizeiautos und ein Rettungsfahrzeug waren erschienen. Unter den Asylbewerbern herrschte sofort große Unruhe: Jeder wollte wissen, was los war. Allmählich wurde allen bewusst, dass ein Streit zwischen zwei Mitbewohnern der Grund für den Polizeieinsatz war. Es herrschte ein großes Sprachgewirr.

Neben Irakern und Iranern wohnen zum Beispiel auch Georgier, Weißrussen, Vietnamesen, Aserbaidschaner und Kosovaren in der Einrichtung. Die schreckliche Folge - der Tod des Opfers - sprach sich erst am nächsten Tag allmählich herum. An der Tür zu Zimmer 15 im zweiten Stock klebt seit Samstag ein Polizeisiegel. Der Raum darf nicht betreten werden.

Groß war dann die Niedergeschlagenheit im Aufenthaltsraum des Gebäudekomplexes am Sonntag, als alle die Folgen des Streits kannten. Im Asylbewerberheim sind rund 80 Personen untergebracht, darunter etwa 30 irakische Staatsbürger.

Die meisten davon sind Singles. Fehlende Sprachkenntnisse stellen ein erhebliches Problem dar. Keiner kann zunächst irgendwelche Auskünfte über die Person des Täters beziehungsweise des Opfers machen. Lediglich Cemal Akkaya, Miteigentümer des Anwesens, hat den Täter als ruhigen, unauffälligen Mann in Erinnerung.

Akkaya und seine Angestellten haben nach eigenen Angaben niemals zuvor Auseinandersetzungen zwischen dem späteren Täter und Opfer mitbekommen. Auch sonst verlaufe alles friedlich in dem Heim.

Die Tat machte auch Akkaya recht betroffen. Der 29-jährige Iraner habe, wie der Eigentümer erläuterte, seit Eröffnung des Asylbewerberheims vor rund einem Jahr in der Einrichtung gewohnt. Der nun Tatverdächtige habe schon das Verfahren, seinen Status betreffend, hinter sich gebracht und sei anschließend in Deutschland geduldet gewesen.

Bis dieser Personenkreis selbst eine Wohnung gefunden habe, sei es üblich, so Akkaya, dass die Betreffenden nach wie vor in einem Asylbewerberheim leben können. Im nächsten Monat hätte er an einem Sprachkurs in Regensburg beziehungsweise in Neutraubling teilnehmen können.

Auch der Iraker ist nach Angaben Akkayas unauffällig gewesen. Der 20-Jährige wohnte seit rund einem Monat in der Unterkunft und hatte seine Verfahren um Anerkennung noch vor sich.

Die Asylbewerber haben sich vor Monaten an Amnesty International gewandt und wollten Unterstützung beim Lernen der deutschen Sprache. So kam das "Asylprojekt Deutschkurs Wörth" zustande. Hilfe erhielten die Asylbewerber auch beim Ausfüllen von Formularen und bei Rechtsfragen. 15 Studenten stellten sich abwechselnd als Deutschlehrer zur Verfügung.

Auch die Stadt Wörth bemühte sich um Kontakte mit den Asylbewerbern. Bürgermeister Anton Rothfischer war mehrmals vor Ort und betonte im November im Gespräch mit unserer Zeitung: "Der Staat tut für die Integration der Asylbewerber zunächst gar nichts, die Flüchtlinge sind auf sich allein gestellt." Das Projekt Deutschunterricht müsse fortgesetzt werden. Diese Initiative erhielt von vielen Seiten Unterstützung.

An einer öffentlichen Weihnachtsfeier mit den Asylbewerbern am Tag der Menschenrechte nahm auch stellvertretender Landrat Sepp Weitzer teil. Er lobte das Engagement der Helfer. Die mangelnden Sprachkenntnisse der Asylbewerber stellen aber nach wie vor ein großes Problem für alle dar, die mit den Neuankömmlingen Kontakt aufnehmen wollen.