Klimaprotest in Regensburg
Studentische Gruppen besetzen Uni-Hörsaal
26. November 2019, 18:19 Uhr aktualisiert am 26. November 2019, 18:19 Uhr
Studentische Aktivisten werden ab Mittwochnachmittag den Hörsaal H2 der Uni Regensburg für 48 Stunden besetzen. idowa hat mit einem Mitorganisator und mit der Universitätsleitung über Ablauf und Zielsetzungen der Aktion gesprochen.
Der Anlass für die Besetzung ist laut Angaben der studentischen Organisatoren der Vortrag des bekannten deutschen Klimaforschers Prof. Dr. Hans Schellnhuber im "Audimax" der Regensburger Universität. Der 69-jährige Schellnhuber stammt aus dem Landkreis Passau, ist langjähriges Mitglied des Weltklimarats und zählt zu den renommierten Klimaforschern. Sein Vortrag trägt den Titel "Herausforderung Klimawandel - Brauchen wir eine neue Erzählung der Moderne?" Im Anschluss soll mit der Besetzung ein Signal im Hinblick auf die Klima-Problematik gesetzt werden.
Der Besetzungs-Organisator Michael Grauschopf betont im Gespräch, dass ein anderer Anlass aber wenigstens genauso bedeutsam ist: "Was auch mit hineinspielt, ist die große Hörsaal-Besetzung vor ziemlich genau zehn Jahren, die dazu beigetragen hat, die Studiengebühren abzuschaffen. Wir wollten eine ähnlich große, direkte Aktion machen, mit der wir sowohl im Uni-Kontext als auch darüber hinaus Aufmerksamkeit erzeugen wollen."
Neben dem symbolischen Gehalt verbinden die Aktivisten mit ihrer Besetzung aber auch konkrete Forderungen: "Wir wollen zum Beispiel einen Ausbau der Solaranlagen auf den Dächern der Universität - denn da ist mehr als genug Platz und die OTH ist uns da eindeutig voraus."
Ein festes Programm für die 48 Stunden dauernde Besetzung gibt es bewusst nicht, so Grauschopf weiter: "Wir haben aber verschiedene Redner, wir organisieren Workshops und es werden Pressesprecher vor Ort sein. Wir haben auch Kontakt zu Bands und Musikern aufgenommen, es wird also eine Art Musikprogramm geben." Man rechne mit mindestens 50 Teilnehmern, so Grauschopf weiter. "Aber wenn es richtig gut läuft, würden wir uns 250 Teilnehmer wünschen, wobei natürlich nicht alle die vollen 48 Stunden vor Ort sein werden."
Mit dem Regensburger Ableger von "Fridays for Future" hängt die Aktion nicht wirklich zusammen, erklärt Grauschopf: "Es gibt natürlich eine gewisse Schnittmenge mit deren Aktivisten und es werden sicher auch einige da sein, aber prinzipiell ist ein Zusammenschluss von vielen studentischen Gruppen dafür verantwortlich", erklärt der 21-Jährige gegenüber idowa. Natürlich habe man aber befreundete Gruppen auf die Aktion hingewiesen und stehe über die sozialen Medien in Kontakt. "Es gibt keinen For-Future-Dachverband, der das organisiert - und wir wollen es auch vermeiden, hier direkt als Fridays for Future abgestempelt zu werden."
Uni-Leitung überrumpelt - aber aufgeschlossen
Mit der Universitätsleitung abgesprochen sei die Aktion nicht, erklärt Grauschopf, "weil wir die Aktion wohl auch nicht für 48 Stunden genehmigt bekommen würden. Wir haben aber den Segen verschiedener Campus-Organisationen bekommen und machen uns nicht wirklich Sorgen, rausgeworfen zu werden." Sollte die Uni mit Räumung drohen, will man sich kooperativ zeigen, "denn wir wollen natürlich nicht, dass jemand wegen unserer Aktion von der Uni fliegt."
Für die Leitung der der Universität Regensburg bedeutet die Besetzung einigen logistischen Aufwand, wie Jan Kleine, Leiter des Uni-Pressereferats, idowa gegenüber erklärt: "Wir müssen für die Dauer der 48 Stunden viele Veranstaltungen in andere Hörsäle verlegen. Bisher sieht es so aus, als würde das klappen, sodass hoffentlich keine Vorlesungen der Aktion zum Opfer fallen müssen."
Generell steht die Uni-Leitung der Besetzung aber sehr aufgeschlossen gegenüber, so Kleine weiter: "Die Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit sind der Uni Regensburg sehr wichtig. Genau deshalb haben wir Herrn Prof. Dr. Schellnhuber ja auch zum Vortrag eingeladen - und dieser Vortrag ist jetzt offenbar auch Anlass für die Besetzung." Gewünscht hätte er sich allerdings, dass die Kommunikation im Vorfeld umfangreicher erfolgt wäre: "Im Hinblick auf das Anliegen stehen wir auf der selben Seite." Die Uni hätte den "Besetzern" gerne das Angebot gemacht, Professor Schellnhuber zum Gespräch in den Hörsaal H2 zu schicken, betont Kleine. Unabhängig davon gelte aber: "Unsere Position ist ganz klar: Kein Skandal, keine Konfrontation."