Agnes-Bernauer-Festspiele
Überschlag in das Mittelalter mit "Flip Flops"
17. Juli 2015, 8:53 Uhr aktualisiert am 17. Juli 2015, 8:53 Uhr
Herkules haben sie dabei und kleine zierliche Mädchen. Also Typen mit einem stählernen Rückgrat und biegsame Turnerinnen, die scheinbar kein Rückgrat besitzen. Die Rede ist von den Gauklern bei den Agnes-Bernauer-Aufführungen, die außerhalb des Mittelalters die Showtanzgruppe "Flip Flops" bilden. So bunt wie die gleichnamigen Badelatschen sein können, ist das Programm der Gruppe, die aber auf der schrägen Festspielbühne in Sandalen oder gleich lieber barfuß auftritt, ohne sich ein Bein zu brechen. Darauf wetten würde aber kaum ein Zuschauer, so waghalsig und schnell verknoten sich die "Flip Flops" oder werfen sich gegenseitig durch die Luft.
Die Stärke der Truppe gründet sich aber nicht nur auf trainierte Muskeln oder Körperspannung. Die größte Stärke ist wohl, dass sich groß und klein, jung und alt so gut verstehen, auch wenn gerade die halbe Truppe kopfsteht, oder gerade deshalb. Auf der Bühne sieht alles spontan und gewollt durcheinander aus, damit der Zuschauer gar nicht weiß, wo er zuerst hinschauen soll, bei diesem mittelalterlichen Rummel. Dabei ist alles einstudiert und wird vor jeder Vorstellung, wenn alle Gäste bereits ihre Plätze eingenommen haben, vor dem Herzogschloss noch einmal durchgegangen. Wer wann bei wem mit dem Bauch auf den Füßen schwebt, wer von wem in die Luft geschmissen wird und wer Teil einer Pyramide ist.
Theresa Beringer ist 16 und seit drei Jahren dabei. Durch Zufall ist sie zur Akrobatik gekommen und das ist "so, als hätte man sich verliebt". Und sie fügt hinzu, dass man Angst haben darf, aber auch Vertrauen und das gewinnt man, in dem man immer wieder mit er Gruppe Hilfestellungen übt. Martin Berg (25), der sie gerade hochgehoben hat, ist vom Showtanz zur anspruchsvollen Akrobatik gekommen. Er liebt den anspruchsvollen Sport, der Technik, Kraft und Körperspannung benötigt. Das Mittelalter gefällt der ganzen Gruppe, "ein Thema, das viel hergibt und es müssen nicht immer Glitzerklamotten sein".
Seine Mutter Trixie Berg leitet die Flip Flops und ist dabei auch auf die Jugendarbeit sehr stolz. Die können bei den Anfängern schnell mit viel Spaß erste Fortschritte machen und wer etwas ambitionierter ist, darf auch mit auftreten: "Bei uns dürfen alle mit auftreten, wie in einer Zirkusfamilie." Die älteren Schüler bekommen je nach Schuldirektor die erste Stunde frei, wenn am Vortag eine Bernauer-Aufführung war. Die jüngsten werden durchgewechselt, damit jeder mal im Pausenprogramm der Bernauer-Festspiele auftreten darf, aber auch keiner zu wenig Schlaf bekommt. Die Nachricht, bei den Agnes-Bernauer-Festpielen aufzutreten, freute alle, berichtet Trixie Berg, aber dass man neben der Akrobatik noch schauspielern sollte, da haben einige die Stirn gerunzelt. Aber das hat man sich schnell von den anderen Mitwirkenden abgeschaut und die Regie half auch.
Johanna Lummer ist neun und furchtlos und schwindelfrei sowieso. Man darf "nur a bisserl Angst haben", wenn man von zwei Mitakrobaten an Händen und Füßen beim Schwung holen erst einmal Richtung Boden geworfen wird, bevor es rasant in die Luft geht, erklärt sie keck. Bevor sie auf die Schultern von Manfred Stieghorst klettert, der das Fliegengewicht locker in die Höhe stemmt. Auf der Bühne macht er das mit einer Stange und zwei wesentlich älteren Turnerinnen. Den männlichen Hingucker der Truppe hat Trixie Berg beim Krafttraining im Vitadrom rekrutiert und ihm macht es Spaß, "einmal von starren zu beweglichen Gewichten zu wechseln", wie er lächelnd erklärt. Mit Kraft alleine ist es auch bei ihm nicht getan, das Stemmen von gleich zwei Akrobatinnen an der Stange verlangt eine ausgewogene Balance, "und das macht brutal viel Spaß".
Info
Wer Lust hat, sich selbst einmal zu verbiegen, ist zum Akrobatik-Training der Showtanzgruppe "Flip Flop" eingeladen. Jeweils freitags wird eine tänzerische Früherziehung für Kinder zwischen vier bis fünf Jahren von 16 bis 17 Uhr angeboten, die "Flip Flop Minis", Kinder im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren trainieren dann von 17 bis 18 Uhr und die älteren "Flip Flops" ab 18.20 Uhr in der Bildungsstätte St. Wolfgang, Regensburger Straße 66. Sonntags wird ein Akrobatik-Training von 18 bis 19 Uhr und ein "Flip Flop"-Training von 19 bis 20.30 Uhr im ABG, Hans-Adlhoch-Straße 23, angeboten.