Weihnachten früher vs. heute
Vorurteile abbauen: Wörther Erzählcafé bereichert Senioren und Schüler
1. Dezember 2024, 15:13 Uhr
Zum ersten Mal in diesem Schuljahr haben sich Senioren mit Schülern der Mittelschule wieder zum Erzählcafé im Wörther Bürgersaal getroffen. Bei Kaffee und Kuchen in einer entspannten Atmosphäre unterhielt sich Jung und Alt über Advent und Weihnachtsbräuche, ihr Leben in der Schule, über Freundschaft, Familie und Freizeit.
In kleinen Gruppen saßen die Generationen an Tischen, lebhaft vertieft in ihre Gespräche. Da kommt vieles zur Sprache, was sich die Jugendlichen kaum mehr vorstellen können. Aber auch umgekehrt erfahren die Senioren, was die Heranwachsenden heute bewegt.
Von der Puppe, die nach den Feiertagen verschwand
An ihre Heiligabende als Kind denkt eine 78-jährige Seniorin am Tisch stets mit einem Lächeln zurück. Sie besuchte mit ihrer Familie in der Dämmerung des 24. Dezembers die Messe in der Kirche. Dabei dauerte der Fußmarsch zur Kirche bis zu einer Stunde hin und ebenso lang wieder zurück. "Erst nach der Christmette gab es etwas zu essen. Traditionell gab es dann die Mettenwürstl", erinnert sie sich. "Dann mussten wir warten, bis das Glöcklein ertönte und wir endlich in die Stube zum geschmückten Baum durften." Beim Anblick der Puppe, die ihr das Christkind unter den Baum gelegt hatte, war ihre kindliche Freude groß. Zum Erstaunen der am Tisch sitzenden Schüler erzählte sie jedoch weiter, dass die Puppe immer nach den Weihnachtsfeiertagen wieder verschwand, um dann im nächsten Jahr mit neuen Kleidern wieder als Geschenk unter dem Christbaum zu liegen. Recht viel mehr Geschenke gab es damals nicht. Man hatte sehr wenig Geld, aber man war zufrieden.
Übereinstimmend versicherten die Erzähler, dass Weihnachten in ihrer Kindheit ein einfaches und sehr bescheidenes Fest war. Andererseits hob sich die Advents- und Weihnachtszeit aus dem Jahreskreis heraus und stärkte das Gefühl der Zusammengehörigkeit durch das Zusammensein der Großfamilien und das Miteinander der Festvorbereitungen. Die Kinder glaubten auch noch viel länger an die Existenz des Christkinds.
"Wir führen mit solchen Angeboten Generationen zusammen, bauen Vorurteile ab und ermöglichen Gespräche miteinander", erläutern die Organisatoren Renate Biederer von der Mittelschule Wörth und der Generationenbeauftragte der Stadt Wörth Richard Schönberger. Im neuen Jahr ist ein weiteres Erzählcafé geplant, denn die Resonanz sei sehr gut. Biederer bekräftigt: "Schön, wenn man sieht, mit wie viel Herzblut die Kinder dabei sind." So stellte Achtklässler Simon fest: "Prima ist es, so eine Unterbrechung des Schulalltags zu haben. Es war eine interessante Erfahrung, von den Älteren persönlich ihre Geschichten zu hören und von ihren Erlebnissen." Auch der Rest der Klasse sprach begeistert über den Austausch mit den Senioren.