Wahl am 16. Juni

Große Eishockey-Koalition: Wie aus zwei Teams eins wurde


Peter Zankl (von links), Axel Koch, Helmut Kößl, Oliver Vöst und Edin Ramic wollen das neue Vorstands-Team des EHC Straubing bilden.

Peter Zankl (von links), Axel Koch, Helmut Kößl, Oliver Vöst und Edin Ramic wollen das neue Vorstands-Team des EHC Straubing bilden.

Am 16. Juni wird ein neuer Vorstand des EHC Straubing gewählt. Statt zwei stellt sich nun nur noch ein Team zur Wahl. Wie es dazu kam und was die designierten Vorstände planen.

Die Unterschrift leistet noch Hannes Süß. Den Arbeitsvertrag für die kommende Saison, unter dem der Noch-Vorsitzende des EHC Straubing unterschreibt, legt ihm aber bereits Axel M. Koch vor. Die Planungen für die Zukunft laufen bereits gemeinsam. Beim EHC steht ein Führungswechsel an, das symbolisiert diese Szene. Ein Team um den Unternehmer Koch will die Verantwortung an der Spitze des Vereins übernehmen. Zwar steht die Wahl des neuen Vorstandes am 16. Juni erst noch bevor, doch da von vormals zwei Kandidaten-Teams nun nur noch eines übriggeblieben ist, dürfte das am Ende des Tages nur eine Formsache sein.

Dass aus zwei Teams eines wurde, bedurfte im Hintergrund einiger Arbeit. Über 20 gemeinsame Gespräche habe es gegeben, beziffert Koch. Gemeinsam mit ihm stellen sich vier weitere Anwärter auf die Vorstandsposten zur Wahl: Die Ex-Spieler Peter Zankl, Helmut Kößl und Oliver Vöst sowie Edin Ramic, der Leiter der Eismeister im Eisstadion. Letzterer ist der einzig Übriggebliebene aus dem ersten Team. "In der Corona-Zeit hatten alle Zeit zu überlegen: Wo wollen wir hin?", sagt der aktuelle Vorstand Markus Böhm und verdeutlicht: "Wie in einer großen Koalition muss man an der einen oder anderen Stelle auch Abstriche machen. Manche können das nicht, die sind nicht mehr dabei."

"Signal an Eishockey-Gemeinde"

Insgesamt lagen die beiden Teams aber nicht so weit voneinander entfernt, erzählt Peter Zankl. Helmut Kößl spricht von "harmonischen, zielführenden und konstruktiven" Gesprächen. Die Trainerentscheidungen wurden beispielsweise gemeinschaftlich getroffen. "Wir wollten keinem Team Steine in den Weg legen", sagt Koch. Dabei habe sich herauskristallisiert, "dass es so große strategische Unterschiede gar nicht mehr geben kann." Das Ergebnis: "Wir ziehen an einem Strang und treten nicht mit zwei Teams an. Das soll auch ein Signal an die Eishockey-Gemeinde sein."

Das neue Team wolle den EHC "in die Moderne führen", so lautete die Überschrift der Pressemitteilung am vergangenen Sonntag. Stellt sich die Frage: War der EHC bislang nicht modern? "In die Moderne führen bedeutet: Wir wollen statt mit bisher drei Vorständen mit fünf Vorständen agieren sowie den Verein in der Organisation und Verwaltung auf breitere Schultern stellen", sagt Koch. Neben dem - vorausgesetzt, die Satzungsänderung wird angenommen - erweiterten Vorstand soll es zukünftig auch eine Geschäftsstelle geben. Diese soll Günther Preuß leiten, dazu werde man noch jemanden einstellen, kündigt Koch an. "Das Administrative ist nicht anders leistbar."

Die Ziele der Vorstandskandidaten

Weitere Ziele der designierten Vorstände sind es, die Mitgliederzahl (Fernziel: 1.000) zu erhöhen, das Vereinsleben zu stärken und mehr Kinder für den Eishockey-Sport zu begeistern. "Wir wollen bei den älteren Teams nicht verlieren und unten stark anschieben", sagt Helmut Kößl. Oliver Vöst ergänzt: "Wir wollen schauen, dass die Kinder gerne da sind und da bleiben. Wir müssen unser Augenmerk darauf legen, dass die Kinder Spaß am Training haben. Dafür müssen wir den Verein in ruhige Gewässer führen." Peter Zankl findet: "Eishockey sollte in Straubing die Sportart Nummer eins sein. Warum sollte es das, was es im Profibereich schon ist, nicht auch bei den Kindern und Jugendlichen werden?" Um das zu schaffen, wolle man den Verein "noch hipper" machen, wie es Kößl ausdrückt und den Besuch an Schulen - auch mit Tigers-Profis gemeinsam - stärken.

Ebenfalls soll es unter neuer Führung gelingen, den zuletzt erneut erreichten vierten Stern des Fünf-Sterne-Ausbildungskonzepts zu sichern. "Der ist sehr wichtig", unterstreicht Kößl. "Vier Sterne sind die Benchmark", sagt Markus Böhm. "Die gilt es zu halten", sagt Peter Zankl.

Der EHC und die Finanzen

Dass gute Jugendarbeit auch Geld kostet, ist den designierten Vorständen freilich bewusst. Man übernehme den EHC in einem soliden und ausgeglichenen Zustand ohne Altlasten, sagt Koch. Der Kooperationsvertrag als Stammverein mit den Straubing Tigers sei abgesichert. "Aber natürlich braucht es darüber hinaus Gelder", weiß Koch. Das seien zum einen die Mitgliedsbeiträge. Über Marketing wolle man zudem Businesspartner gewinnen. Dazu soll auch die "Plattform Tigers" genutzt werden: "Wir wären dumm, wenn wir das nicht machen. Bei den Tigers trifft sich regelmäßig das 'Who's Who' der Straubinger Gesellschaft. Das sollte auch das wirtschaftliche Zugpferd sein", sagt Koch.

Die bisherigen Vorstände Hannes Süß und Markus Böhm werden dem neuen Team bei Fragen auch zukünftig zur Verfügung stehen. "Wir haben unsere Bereitschaft signalisiert", sagt Süß. Man stehe bereit, allerdings nicht mehr an vorderster Front. "Es ist auch erst einmal Zeit, um die Wunden zu heilen, die man davongetragen hat von den Schüssen von vorne und den Messern von hinten", umschreibt er die nicht immer einfache Zeit an der Spitze des Vereins. "Es ist klar, dass du nicht immer nur Befürworter hast, wenn du versuchst, einen Verein umzustrukturieren." Es sei selbstredend, sagt Axel M. Koch, "dass wir auf die Erfahrungen der jetzigen Vorständen bei vielen Fragestellungen und Ideen zurückgreifen werden. Wir müssen das Rad nicht neu erfinden." Immer wieder betont das neue Team auch die gute Arbeit der bisherigen Verinsführung.

Ein neuer Stefan Loibl? "Dann tragen sie uns über den Stadtplatz"

Das neue Team, da sind sich bisherige wie designierte neue Vorstände einig, hat es in einem Punkt einfacher: Die Differenzen zwischen Tigers und EHC fallen weg. Mit Axel M. Koch soll dem neuen Vorstandsteam ja schließlich auch ein aktueller Tigers-Gesellschafter angehören. Helmut Kößl hatte "das Gefühl, dass sich die Tigers und der EHC in den letzten Jahren ein bisschen auseinander entwickelt haben", und fand das schade. Das will das neue Team nun ändern. "Wir brauchen keine Lager und keine Spaltung. Wir wollen Ruhe im Eishockey-Sport haben", unterstreicht Edin Ramic.

Wo der EHC in fünf Jahren stehen soll? "Wirtschaftlich gesund, vielleicht mit ein bisschen Puffer. Dazu sollte er der Verein Nummer eins sein - in Straubing auf jeden Fall, aber vielleicht im Eishockey auch in ganz Ostbayern, auch wenn die Konkurrenz hart ist", blickt Helmut Kößl voraus. Die designierten Vorstände sind sich darüber bewusst, dass es "harter, langfristiger und nachhaltiger Arbeit" bedarf, wie Koch sagt. Langfristig wolle man es schaffen, dass man über die Kinder- und Jugendarbeit auch Profis generiert. Vielleicht einen neuen Stefan Loibl, der in der Ausbildung nicht den Umweg Landshut nehmen muss? "Das wäre irre. Wenn uns das gelingt, dann tragen sie uns über den Stadtplatz", sagt Koch. Träumen ist ja erlaubt.