No Lewy, no Party!

Der FC Bayern ist zu abhängig von Robert Lewandowski


Ratlos: Lewandowski beim 1:2 in Gladbach.

Ratlos: Lewandowski beim 1:2 in Gladbach.

Von Bernhard Lackner

Robert Lewandowski bleibt im dritten Liga-Spiel in Folge ohne Treffer, er und seine Kollegen vergeben zahlreiche gute Chancen. "Wenn Lewandowski nicht trifft, fangen die Probleme in München an", sagt Ex-Kapitän Stefan Effenberg.

München/Mönchengladbach - Insgesamt 40 Schüsse aufs Tor, nur zwei davon drin: Das ist die traurige Offensiv-Bilanz der Bayern in den vergangenen beiden Partien. Gegen Leverkusen traf Thomas Müller, in Mönchengladbach Ivan Perisic. Und sonst? Das große Nichts. Gut, viel Pech war auch dabei. Ein Ball fast hinter der Linie, den Gladbachs Torhüter Yann Sommer noch so eben rausfischte, gegen Leverkusen drei Mal Aluminium. Ein Anti-Lauf.

Wie der von Robert Lewandowski, ansonsten Torjäger mit Fließbandproduktion. An den ersten elf Spieltagen hatte der Pole 16 Treffer erzielt, in jeder Partie mindestens einen. Und nun, seit dem 4:0 in Düsseldorf vor zwei Wochen, als andere für ihn einsprangen, herrscht Flaute. No Lewy, no Party!

"Wenn Robert Lewandowski nicht trifft, fangen die Probleme in München an", befand Ex-Bayern-Profi Stefan Effenberg am Sonntag im "Doppelpass" auf Sport1 und schloss daraus: "Die Abhängigkeit ist zu groß." Ohne Lewandowskis Treffer sei die Mannschaft zu ausrechenbar. Der 31-Jährige spielte gut, verteidigte Bälle, erarbeitete sich Chancen, zielte aber nicht genau genug. Die (Lewy-)Null steht, Bayern verliert.

Chancen-Wucher beim FC Bayern: Hasan Salihamidzic ratlos

Hasan Salihamidzic kritisierte die Offensive: "Wir haben viele gute Torchancen herausgearbeitet, Hundertprozenter, aber die Tore nicht gemacht - normalerweise müssen wir zwei, drei machen, weil die Chancen wirklich sehr, sehr gut waren." Der Sportdirektor war ratlos: "Vor Leverkusen haben wir unsere Chancen verwertet, jetzt sind wir einfach nicht mehr eiskalt. Das ist nicht zu erklären."

Auch artistisch klappt es nicht: Bayern-Star Robert Lewandowski bleibt im dritten Liga-Spiel in Serie ohne Tor.

Auch artistisch klappt es nicht: Bayern-Star Robert Lewandowski bleibt im dritten Liga-Spiel in Serie ohne Tor.

Außer damit, dass eben Lewandowski eine Kunstpause einlegt. Trainer Hansi Flick fand es "absolut ärgerlich, dass wir die Chancen nicht reinmachen. Die Mannschaft hat die Qualität, Tore zu erzielen, sie setzt es derzeit nur nicht um." Natürlich ist es keine One-Man-Show, auch Top-Vorbereiter Kingsley Coman (lediglich ein Bundesliga-Tor diese Saison) darf öfter treffen.

Gegen Tottenham ruhen die Hoffnungen auf Gnabry

Und Müller "feierte" gegen Leverkusen auch erst seinen ersten Treffer. Philippe Coutinho, einen kreativen Spieler, der Lewandowski Tore auflegen könnte, saß in Mönchengladbach 90 Minuten auf der Bank. Und das trotz des kurzfristigen Ausfalls von Serge Gnabry, der das Training am Freitag wegen muskulärer Probleme hatte abbrechen müssen. Flick vor dem Anpfiff: "Es ist nicht sicher, ob die Muskulatur hält, er ist ein Sprintertyp. Wir brauchen Spieler, die 100 Prozent fit sind." Und welche, die wieder treffen.

In der Champions League gegen Tottenham Hotspur am Mittwoch (21 Uhr) könnte Gnabry wieder in die Startelf rücken - allein schon als Spurs-Schreck. Schließlich hatte er im Hinspiel in London beim 7:2 vier Treffer erzielt. Lewandowski will nach seinem Viererpack in Belgrad (6:0) seine Bilanz von zehn Vorrundentreffern weiter ausbauen.

Stefan Effenberg kritisiert Bayerns Transferpolitik

Eine Pause will er nicht, braucht er nicht. Abgesehen davon hätten die Bayern - außer mit der Konstruktion von Müller oder Gnabry als falsche Neun - keinen echten Mittelstürmer als Ersatz.

"Da haben sie vielleicht auch nicht gut eingekauft", meinte Effenberg über die Kaderzusammenstellung. Er vermisst "einen Backup für Lewandowski auf der Bank, der reinkommen kann und ein Spiel auch mal drehen kann. Ein Sandro Wagner war so ein Typ", ergänzte er. Doch Wagner stürmt seit Januar für den chinesischen Erstligisten TJ Teda. Er wollte unbedingt weg.

Schlusswort Chefkritiker Joshua Kimmich: "Wenn man so eine Vielzahl guter Chancen nicht macht, dann ist das nicht immer nur Pech."

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