Fußball-Bundesliga
Eklat um Feuerzeug-Wurf in Berlin: So geht es weiter
15. Dezember 2024, 13:53 Uhr
Der Feuerzeug-Eklat beim Bundesligaspiel zwischen dem 1. FC Union Berlin und dem VfL Bochum wird wohl schnell das DFB-Sportgericht beschäftigen. Dass es für den getroffenen VfL-Torwart Patrick Drewes erste Entwarnung von den Ärzten gab, dürfte den für Montag angekündigten Einspruch der Bochumer gegen die Wertung des Spiels nicht verhindern. Neben der Debatte um mögliche Folgen wird auch darüber diskutiert, ob Schiedsrichter Martin Petersen die Partie wirklich hätte fortsetzen sollen.
Für mehr als 25 Minuten war das Duell in Berlin in der Nachspielzeit unterbrochen, nachdem Drewes von einem aus dem Union-Block geworfenen Feuerzeug getroffen worden war und benommen vom Feld musste. Referee Petersen begründete die Fortsetzung bei Sky später so: "Beide Mannschaften haben sich bereiterklärt weiterzuspielen. Die Sicherheitsverantwortlichen haben mir gesagt, dass die Sicherheit der Spieler gewährleistet ist."
Auch DFB-Schiedsrichter-Lehrwart Lutz Wagner unterstützte das Vorgehen. "Als dann die Entscheidung getroffen wurde, dass die Sicherheit aller Beteiligten und die ordnungsgemäße Durchführung gewährleistet sind, muss das Spiel fortgesetzt werden", sagte Wagner der "Sportschau".
Allerdings spielten die Bochumer nur unter Protest weiter. Stürmer Philipp Hofmann musste ins Tor, weil die Gäste nicht mehr wechseln konnten. Beide Mannschaften einigten sich darauf, keine Angriffsaktionen mehr zu unternehmen und passten den Ball nur noch hin und her.
Die Bochumer wollen am Montag Einspruch gegen die Wertung des Spiels einlegen. "Aus unserer Sicht hätte der Schiedsrichter das Spiel abbrechen müssen, das ist nicht geschehen", sagte Geschäftsführer Ilja Kaenzig. Der Einspruch muss innerhalb von zwei Tagen schriftlich begründet eingereicht werden. Das Sportgericht entscheidet in erster Instanz, und bei einer Spielwiederholung würde die Partie am gleichen Ort ausgetragen.
Ein möglicher Grund für einen Einspruch, der in der Rechts- und Verfahrensordnung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) aufgeführt ist, ist die "Schwächung der eigenen Mannschaft durch einen während des Spiels eingetretenen Umstand". Dieser müsse unabwendbar gewesen sein und dürfe nicht mit dem Spiel und einer dabei erlittenen Verletzung im Zusammenhang stehen.
Der VfL sieht diese Schwächung gegeben. Er gehe davon aus, dass das Spiel nachträglich für den VfL gewertet werde, "wenn man das Regelwerk auslege", sagte Kaenzig.
Im Sport1-"Doppelpass" betonte Wagner: "Der Schiedsrichter hat hier nicht von vornherein irgendetwas abgeschnitten durch irgendwelche Entscheidungen. Dem Sportgericht sind die Hände nicht gebunden. Das Sportgericht hat freie Hand." Der Vorfall an sich müsse drastisch bestraft werden. "Das darf keine Nachahmer finden."
Nach Angaben von VfL-Trainer Dieter Hecking war Drewes in der Kabine benommen und wurde ins Krankenhaus gebracht. Ein Test auf Gehirnerschütterung bei dem 31-Jährigen sei unauffällig verlaufen, teilte ein Sprecher des Fußball-Bundesligisten der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag mit. Der Keeper habe unter Übelkeit, Kopfschmerzen und Unwohlsein gelitten.
Drewes durfte nach den Tests mit dem Arzt des Clubs aus der Hauptstadt zurück ins Ruhrgebiet reisen. Er setzte am Sonntag mit dem Training aus. Am Montag haben die Bochumer frei. Dann schaue man weiter, so der Sprecher.
Ja, ein 27-Jähriger wurde vom Sicherheitsdienst gefunden und an die Polizei übergeben. Der Mann wurde festgenommen. Es wurde Anzeige wegen gefährlicher Körperverletzung gegen ihn erstattet. Nach Angaben der Polizei wurde bei ihm auch ein Bluttest gemacht.
Aus der Rechts- und Verfahrensordnung geht auch hervor, dass Vereine für das Verhalten ihrer Fans verantwortlich sind. Im März 2022 gab es einen ähnlichen Fall mit Bochumer Beteiligung. Damals traf ein VfL-Fan beim Spiel gegen Borussia Mönchengladbach Schiedsrichter-Assistent Christian Gittelmann mit einem Bierbecher.
Das Spiel war daraufhin abgebrochen und später für Gladbach gewertet worden. Außerdem verhängte der DFB eine 100.000-Euro-Geldstrafe gegen Bochum. Auch andere Sanktionen sind möglich.
Der Fan selbst wurde in diesem Fall später wegen Körperverletzung verurteilt, musste eine Geldstrafe von 3.200 Euro und Schmerzensgeld von 800 Euro zahlen.
Der berühmteste Fall dürfte der Wurf eines Golfballs auf den damaligen Bayern-Torwart Oliver Kahn sein. Ein 16-jähriger Freiburg-Fan traf den Weltklasse-Keeper im April 2000 kurz vor Schluss am Kopf. Blutüberströmt übergab Kahn den Ball an den Schiedsrichter, konnte das Spiel aber beenden. Die Bayern gewannen 2:1.
Die Bilder des wütenden Kahn, der von Manager Uli Hoeneß nur mit Mühe zurückgehalten werden konnte, blieben in Erinnerung. Der Sportclub wurde zu einer Zahlung von 75.000 Mark Geldbuße verurteilt.
Auch Schiedsrichter Petersen musste schon Erfahrungen mit einem Feuerzeug-Wurf machen. Beim Pokalspiel zwischen dem VfL Osnabrück und RB Leipzig im Jahr 2015 wurde der Referee selbst von einem Wurf aus dem Block der Niedersachsen getroffen. Die Partie wurde abgebrochen und für Leipzig gewertet.
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