Renaissance der Weltmeister
FC Bayern: An Müller und Boateng kommt Löw nicht mehr vorbei
10. März 2020, 11:42 Uhr aktualisiert am 10. März 2020, 11:42 Uhr
Der FC Bayern verdankt den Sieg gegen Augsburg vor allem Manuel Neuer sowie den aus der Nationalelf aussortierten Jérôme Boateng und Thomas Müller. Das Duo wäre bei der EM ein großer Gewinn.
München - Hansi Flick hat ein besonderes Gespür für die Befindlichkeiten seiner Stars, und so wusste er, was nach diesem mühsamen 2:0-Erfolg gegen den FC Augsburg zu tun war: Er verordnete der Mannschaft zwei Tage Pause. "Unterm Strich bleiben die drei Punkte, das wollten wir", erklärte der Coach, der trotz einer mäßigen Leistung - speziell in der ersten Halbzeit - natürlich nicht komplett unzufrieden war. Schließlich liegt Bayern nun vier Punkte vor dem Zweiten Borussia Dortmund und sogar fünf Zähler vor RB Leipzig.
Vize-Kapitän Thomas Müller (30) gab stellvertretend fürs Team die Devise vor: "Jetzt machen wir zwei Tage frei, versuchen uns zu erholen, um ab Mittwoch wieder eine Schippe draufzulegen."
Erfolgreiches Bayern-Trio gegen Augsburg
Dies wird nötig sein, um den achten Meistertitel in Folge zu holen - und auch in der Champions League sowie im DFB-Pokal weiter von Trophäen träumen zu dürfen. Bereits im Heimspiel gegen Paderborn zuletzt und beim 1:0-Pokalerfolg gegen Schalke hatte die Flick-Elf ein bisschen schläfrig gewirkt.
Dass es gegen Augsburg trotzdem zu drei Punkten reichte, hatte Bayern vor allem einem Trio zu verdanken: Manuel Neuer (33) im Tor (AZ-Note 2), Jérôme Boateng (31) in der Abwehr (AZ-Note 2) und eben Müller im Angriff (AZ-Note 2).
Der Sturm-Wirbler vollendete in der 53. Minute einen Sahnepass Boatengs volley mit dem linken Fuß zum 1:0. Ein echtes Schmankerl. "Das hat das Spiel aufgemacht, das war hervorragend", sagte Sportdirektor Hasan Salihamidzic über die beiden vor einem Jahr von Bundestrainer Joachim Löw aussortierten Nationalspieler, die unter Flick wieder in bestechender Form spielen und bei Bayern unersetzlich sind. "Sie spielen beide sehr, sehr gut, wie überhaupt die ganze Mannschaft", ergänzte Salihamidzic.
Die Renaissance der Weltmeister von 2014. Denn auch Neuer im Tor gehört schon seit Monaten zu den besten Keepern der Welt, er hält wie früher die Unhaltbaren. Beispiel gefällig? Gegen den FCA rettete er in der 80. Minute gegen den frei vor ihm auftauchenden Florian Niederlechner. Nicht die erste fantastische Neuer-Parade in den vergangenen Wochen. Doch zwischen dem Torhüter und dem Duo Müller/Boateng gibt es einen feinen Unterschied: Neuer ist für die EM im Sommer fest eingeplant, seine beiden Weltmeister-Kollegen nicht. Aber warum eigentlich?
Löw sieht in seiner jungen Mannschaft viel Potential
"Ich sehe in der jungen Mannschaft, deren Entwicklung für mich im Vordergrund steht, viel Potenzial, diese Spieler haben unser Vertrauen verdient", erklärte Löw zuletzt in der "Bild am Sonntag", er ließ zugleich aber eine Hintertür für Müller, Boateng und den ebenfalls verbannten Ex-Bayer Mats Hummels offen: "Ich weiß, dass ich mich als mögliche Option auf sie verlassen könnte, wenn wir kurz vor der EM Probleme bekämen."
Rund drei Monate sind es noch bis zum EM-Start, und wenn man ehrlich ist, sind die Probleme aktuell ziemlich groß. In der Offensive nähern sich die von Verletzungen geplagten Leroy Sané (24) und Marco Reus (30) gerade erst wieder ihrem Comeback - während Bayern-Star Müller Woche für Woche Topleistungen zeigt: In 36 Pflichtspielen dieser Saison war er an 29 Toren direkt beteiligt.
Müller, der Raumdeuter, findet wieder die Lücken in der gegnerischen Hälfte, er ist ein großer Anführer - und könnte in dieser Rolle freilich auch Löws jungem Team helfen.
Gleiches gilt für Boateng (und Hummels) in der Defensive. Löws neuer Abwehrchef Niklas Süle (24) schuftet nach seinem Kreuzbandriss zwar für eine baldige Rückkehr, doch es bleibt ein Fragezeichen, wie schnell Süle fit wird. Die anderen Abwehrmänner - Antonio Rüdiger (27), Matthias Ginter (26) oder auch Jonathan Tah (24) - agieren in dieser Saison gewiss nicht auf einem höheren Niveau als Boateng und Hummels. Es ist eher umgekehrt. Die 2014er-Weltmeister erleben eine Wiedergeburt, Bayern-Trainer Flick profitiert davon. Und Löw?
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