Vorerst aussortiert

Javi Martínez hat vorerst Spielpause beim FC Bayern


Seit dem 3:3 gegen Fortuna Düsseldorf mit gerade mal einer Minute Einsatzzeit: Bayerns Javi Martínez.

Seit dem 3:3 gegen Fortuna Düsseldorf mit gerade mal einer Minute Einsatzzeit: Bayerns Javi Martínez.

Von Simone Mauer

Javi Martínez, Bayerns einstiger Meistergarant, spielt unter Trainer Niko Kovac im Moment keine Rolle. Sein Vertrag läuft noch zweieinhalb Jahre. Aber bleibt der Baske wirklich so lange in München?

Zum letzten Mal trat Javi Martínez am 2. Dezember öffentlich in Erscheinung. Als Ehrengast bei der Weihnachtsfeier des Bayern-Fanklubs "Red-White-Kings Schwabniederhofen". Es gab ein zünftiges Weißwurst-Frühstück, die Blaskapelle Hohenpeißenberg spielte auf. Natürlich bekam der Spanier die Ehrenmitgliedschaft des Fanklubs überreicht und bewies Routine beim Antrinken eines Drei-Liter-Weißbier-Glases, des liebgewonnenen Meisterschaftsrituals.

Martinez hat aktuell Pause

Martínez, 30 Jahre alt, der seine siebte Saison beim FC Bayern spielt, kann Meister. Seit er im Sommer 2012 von Athletic Bilbao nach München wechselte, durfte er jedes Jahr am Ende der Spielzeit mit der Schale feiern, mit Weißbier rumblödeln. Javi, der Meister-Garant. Doch dieser Javi hat aktuell Pause, er spielt nicht mehr, er grätscht nicht mehr. Martínez wurde vorerst aussortiert. Am 1. Dezember, dem Tag vor dem Adventsbesuch in der oberbayerischen Gemeinde Altenstadt im Landkreis Weilheim-Schongau, hat er letztmals für die Bayern gespielt. Eine Minute lang. Als Last-Minute-Einwechselspieler, der in den letzten Sekunden mithelfen sollte, das knappe 2:1 bei Werder Bremen über die Zeit zu retten. Eine Minute - mehr Javi war nicht in den letzten fünf Pflichtspielen seit dem 3:3-Schock gegen Fortuna Düsseldorf am 24. November.

Kovac hinterfragt seine Aufstellung

Nach diesem doppelten Punktverlust nach doppelter Führung (2:0 und 3:1) hatten die Bayern-Bosse alles doppelt und dreifach hinterfragt, nicht zuletzt Trainer Niko Kovac. Der hinterfragte seine Aufstellungen der vorherigen Wochen, durchleuchtete Personal und System - und eines der Opfer hieß Javi Martínez. Beim 5:1 gegen Benfica Lissabon drei Tage später in der Champions League stellte Kovac um, installierte eine Doppel-Sechs mit Joshua Kimmich und Leon Goretzka. Drei Spiele veränderte der Coach seine erste Elf nicht, sprach von "Fixstartern", erklärte die Rotation für ausgesetzt. Als Kovac letzten Samstag beim 4:0 in Hannover zurückrotierte und drei Veränderungen vornahm (Mats Hummels, Thiago und Kingsley Coman für Jérôme Boateng, Rafinha und Franck Ribéry) blieb einer wieder draußen: Javi Martínez. Als nacheinander die Einwechselspieler Renato Sanches, Rafinha und Sandro Wagner zu ihren Einsätzen beordert wurden, trottete Martínez mit hängendem Kopf in die Kabine.

Defizite wurden zu offensichtlich

Seine Rolle als alleiniger Sechser vor der Abwehr wurde abgeschafft, auch weil seine Defizite nach all den Profijahren in Bayerns Krise zu offensichtlich wurden: Tempo, Handlungsschnelligkeit, Umschaltspiel. Nun, könnte man meinen, gibt es doch zwei Stellenausschreibungen für die Sechser-Position, doch da sind Goretzka und Thiago, der Spielmacher, gebucht. Oder eben Kimmich, doch der wird noch mehr als Rechtsverteidiger gebraucht.

Martinez schrieb Vereins- und Bundesliga-Geschichte

2012 war Martínez eine Sensation, mit 40 Millionen Euro Ablöse der teuerste Einkauf der Vereins- und Bundesliga-Geschichte. 2013 war der Baske der Baustein von Jupp Heynckes beim Champions-League-Triumph, zum Triple kamen der Uefa-Supercup und der Fifa-Weltpokal. Kaum einer hat so viele Titel gewonnen wie Martínez, mit der spanischen Nationalelf wurde er 2010 Weltmeister, 2012 Europameister. Mittlerweile wird er nicht mehr berufen.

München ist "dahoam"

Sein Vertrag bei Bayern läuft noch zweieinhalb Jahre, er wird sich genau anschauen, wie Kovac ab kommendem Sommer mit ihm plant. Dabei liebt er München, das Umland, die Berge. "Nach sechs Jahren ist München für mich dahoam. Meine Familie, meine Kinder und ich sind hier zuhause und ich hoffe, wir können noch länger bleiben", sagte er im Herbst. Er weiß: "Die Konkurrenz bei Bayern ist sehr groß, hier sind die besten Spieler der Welt."

Als er auf der Weihnachtsfeier des Fanklubs als Losfee den Hauptpreis der Tombola, ein Trikot von ihm mit persönlicher Signatur, zog, blickte er auf den Zettel, schaute in die Runde und sagte schelmisch-lächelnd: "Javi Martínez". Seinen Humor verliert er nicht so schnell.

Lesen Sie auch: "Stars des FC Bayern im Kicker-Duell mit ihren Fans"