Triple-Held vor Wechsel
Javi Martínez' Abschied vom FC Bayern: Das Ende einer Ära
9. Juli 2020, 6:12 Uhr aktualisiert am 13. Juli 2020, 13:14 Uhr
Triple-Held Martínez steht beim FC Bayern vor dem Abschied - aus dem 2013er-Team sind nicht mehr viele Stars übrig. Was von Javi bleibt.
München - In Schwalmtal am Niederrhein, wo Jupp Heynckes (75) sein Rentnerdasein genießt, wird der Fernseher laufen, wenn im August die Entscheidung in der Königsklasse fällt. Und vielleicht hat der Fußballgott ja wirklich einen besonders guten Tag und schenkt "Don Jupp" sowie allen anderen Fans des FC Bayern einen perfekten Abschied: Javi Martínez (31), der im Champions-League-Finale in Lissabon am 23. August kurz vor Schluss mit einer Grätsche im Strafraum den Sieg der Münchner sichert - das wäre doch ein schönes Szenario. Eines, das der Bayern-Karriere von Martínez einen würdigen Schlusspunkt setzen würde.
Vor fast acht Jahren kam der Baske auf Heynckes' Drängen von Athletic Bilbao zum FC Bayern, nun steht er vor dem Abschied. Die Münchner würden ihrem Javi die Freigabe für einen Wechsel erteilen, wenn sich ein interessierter Klub melden sollte. Auch aus Dankbarkeit für die gezeigten Leistungen. Bislang gibt es allerdings keine konkreten Verhandlungen. Er sei "für alles offen", sagte Martínez kürzlich erst: "Es könnte sein, dass ich in den USA leben und Fußball spielen werde, oder in Australien. Oder, dass ich zurück nach Spanien gehe."
Martínez brillierte neben Schweinsteiger
Vielleicht ja sogar zurück ins Baskenland. Dort hatte ihn Heynckes damals gesichtet und den Bayern-Bossen dringend empfohlen. Trotz der hohen Ablösesumme in Höhe von 40 Millionen Euro. Doch die Investition zahlte sich bereits in der ersten Saison aus: Martínez war auf dem Weg zum Triple 2013 einer der wichtigsten Spieler, er brillierte als Abfangjäger im zentralen Mittelfeld neben Bastian Schweinsteiger.
Noch heute spricht Heynckes vom "Königstransfer" Martínez, der ihm und den Bayern damals gelang. Doch der Dreifach-Triumph, inklusive Bayerns Erfolg im Champions-League-Finale von Wembley gegen Borussia Dortmund (2:1), als Martínez eine anfangs nervöse Bayern-Mannschaft stabilisierte, ist nun schon sieben Jahre her.
Im September wird Martínez 32 Jahre alt, sein Körper sendete dem Defensivspezialisten in den vergangenen Jahren mehrmals Signale, dass die intensive, selbstlose Spielweise irgendwann ihren Tribut fordert. In dieser Saison etwa reichte es für Martínez nur zu 23 Einsätzen, einige davon fielen kurz aus. Im Oktober belastete ihn die Gesamtsituation unter Ex-Coach Niko Kovac so sehr, dass er vor der Partie gegen 1899 Hoffenheim weinend auf der Bank saß und vom damaligen Co-Trainer Hansi Flick getröstet werden musste. Flick jüngst über Martínez: "Er muss letztendlich entscheiden: Wo geht mein Weg hin? Er weiß natürlich, dass die Konkurrenz hier groß ist."
Neuzugang Nianzou steht für die Zukunft
Mit Tanguy Nianzou Kouassi (18) wurde ein junger Franzose von Paris Saint-Germain verpflichtet, der auf Martínez' Positionen im defensiven Mittelfeld und in der Innenverteidigung eingesetzt werden kann. Nianzou steht für die Zukunft, Martínez für eine glorreiche Vergangenheit.
Es ist das Ende einer Ära. Mit Manuel Neuer, David Alaba, Thomas Müller und Jérôme Boateng stehen künftig wohl nur noch vier Triple-Sieger im Kader. Wobei: Im August könnten ja ganz viele neue Helden dazukommen, wenn in Lissabon der Coup gelingt. Mit einem letzten großen Martínez-Beitrag? Auch Heynckes würde das sicher freuen.
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