Torschützenkönig vor der Krönung
Lewandowski: Überragende Saison, doch ein Titel fehlt ihm noch
12. August 2020, 10:02 Uhr aktualisiert am 12. August 2020, 10:02 Uhr
Lewandowski spielt die erfolgreichste Saison seiner Karriere, für viele Experten ist er der beste Stürmer der Welt. Doch der Titel in der Champions League fehlt ihm noch. Die Chance war selten besser.
Lagos - In den Tagen von Lagos nimmt sich Hansi Flick immer wieder Zeit für seine Spieler, in Einzelgesprächen gibt er kleine taktische Hinweise und spricht seinen Stars Mut zu.
Es kommt jetzt auf die Kleinigkeiten an, sogar bei einem Superstar wie Robert Lewandowski. Auch den Torgiganten des FC Bayern, der am 21. August 32 Jahre alt wird, holte sich Flick vor einer Trainingseinheit an der Algarve an die Seite, er diskutierte mit ihm, Lewy gestikulierte mit den Armen, am Ende des Gesprächs sah man beide lächeln.
Diese Lockerheit gepaart mit Konzentriertheit ist ein gutes Zeichen. Denn am Freitag im Königsklassen-Viertelfinale gegen den FC Barcelona in Lissabon (21 Uhr bei Sky und im AZ-Liveticker) wird es nicht zuletzt auf Lewandowski ankommen, dem der Titel in der Champions League noch fehlt. Die Chance war nie so groß wie jetzt. Krönt sich Torkönig Lewy endlich?
"Wir haben nur noch Barcelona im Kopf", sagte Lewandowski vor dem Duell mit den Katalanen um Superstar Lionel Messi (33). Aktuell wirkt es so, als sei der Respekt Barças vor dem Bayern-Stürmer sogar größer als die Furcht der Münchner vor Messi.
Sportzeitung Marca: "Lewandowski und Bayern machen Barça Angst"
"Zwei Tore und zwei Assists: Der große Lewandowski und Bayern machen Barça Angst", schrieb die Zeitung "Marca" nach Lewandowskis Gala beim 4:1 gegen Chelsea: "Das wird ein harter Brocken für Barça, vielleicht der härteste."
Wenn man sich die Statistiken dieser Saison anschaut, ist Lewandowski tatsächlich treffsicherer als der kleine Argentinier. 53 Tore in 44 Spielen stehen für Lewy in der Bilanz, hinzukommen acht Assists. Messi liegt bei 31 Toren in 43 Spielen, er hat zudem satte 27 Treffer vorbereitet. Ebenfalls eine Weltklasse-Ausbeute.
In der ewigen Torjägerliste der Königsklasse belegt Messi Platz zwei (115 Treffer) hinter Cristiano Ronaldo (130). Lewandowski (66) ist an Real-Star Karim Benzema (65) vorbeigezogen und jagt nun den früheren Stürmer der Madrilenen, Raúl González Blanco (71). Sollte möglich sein für den Bayern-Angreifer, der in dieser Saison sogar Ronaldos Rekord aus der Saison 2013/14 brechen könnte: Damals traf der Portugiese 17 Mal in einer Spielzeit, Lewandowski hat bislang 13 Mal geknipst.
Matthäus adelt Lewandowski
"Für mich ist er gerade der beste Mittelstürmer der Welt. Punkt", sagt Ex-Teamkollege Mats Hummels. Real-Angreifer Benzema dürfe zwar "auch mitreden, aber Lewandowski ist der Beste." Deutschlands Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus sieht Lewandowski aktuell sogar als "besten Spieler überhaupt", wie er sagte. Und auch Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, früher selbst ein Weltklassestürmer, schwärmt in den höchsten Tönen von Lewandowski, adelt ihn im exklusiven AZ-Interview als professionellsten Spieler der Bayern-Historie.
Bislang fehlt Lewandowski aber eben noch der ganz große internationale Triumph. Übers Halbfinale der Königsklasse kam er mit Bayern nie hinaus, 2013 verlor er das Endspiel gegen die Münchner im Dress von Borussia Dortmund.
Es gab immer wieder Kritik, Lewandowski würde in den ganz großen Partien nicht seine Bestleistung abrufen. Freitag, das Viertelfinale gegen Messis Barcelona, ist so ein Abend. Der Moment für den Stürmer, diesen Makel in seiner sonst famosen Karriere abzulegen.
"Lewandowski hat in den letzten 18 Monaten unheimlich viele Tore erzielt, er bringt sich jetzt noch mehr in die Mannschaft ein und legt auch mehr Wert auf das Zusammenspiel mit seinen Teamkollegen", sagt Sky-Experte Didi Hamann gegenüber der AZ.
"In diesen K.o.-Runden der Champions League mit nur einem Spiel kommt es noch mehr auf die Mittelstürmer an, dass sie voll da sind und den Unterschied machen."
Bayern entspannen am Strand vor Barça-Match
Darauf setzen die Bayern, darauf setzt Flick. Deshalb wird es bis Freitag wohl noch viel Zuspruch für Lewandowski geben. Er ist der Mann, der die Münchner ins Halbfinale schießen soll. Am Dienstagnachmittag war aber Kräftetanken angesagt. Lewandowski suchte mit dem Großteil seiner Kollegen ein bisschen Entspannung und Ablenkung im türkisblauen Meer.
Eine wohlverdiente Pause nach den anstrengenden und schweißtreibenden Einheiten in Lagos. Vom riesigen Garten des Hotels "Cascade" aus mussten die Spieler dafür einen steilen Hang hinuntergehen bis hin zur Bucht.
Dort lagen die Bayern-Stars neben den anderen Badegästen am Strand. Körper, Geist und Seele müssen auch mal abschalten.
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