Im Sommer soll eingekauft werden
Quo vadis, FC Bayern? - Kovac stellt die Grundsatzfragen
16. März 2019, 10:58 Uhr aktualisiert am 16. März 2019, 10:58 Uhr
Bayern-Trainer Niko Kovac rechtfertigt seine Taktik gegen Liverpool - und gibt die Verantwortung an seine Spieler weiter. Im Sommer soll eingekauft werden.
München - Die Stimme war noch heiser, als Niko Kovac am Freitag in den Presseraum des FC Bayern kam, um das Champions-League-Aus gegen Liverpool zu erklären.
Und auch sonst merkte man dem Trainer an, dass diese Niederlage Spuren hinterlassen hat. Denn Kovac sprach von "Grundsatzfragen", die Bayern nach der Lehrstunde gegen Jürgen Klopps Mannschaft nun zu beantworten habe. Speziell auf dem Transfermarkt.
"Was müssen wir als Klub anstellen, um in der neuen Saison anders aufgestellt zu sein?", fragte der Coach in die Runde. Seine Antwort: "Frühzeitig" viel Geld für "junge, talentierte Spieler" ausgeben. Denn die "Top-Ausländer" wie Liverpools Stürmer Mohamed Salah (Ägypten) oder Sadio Mané (Senegal) würden schon länger lieber nach England gehen als nach Deutschland. Aus einfachem Grund, wie Kovac meinte, "weil es dort viel mehr Geld gibt".
Deshalb müsse man sich als FC Bayern entscheiden, wie man künftig bei Transfers agieren werde: "Wollen wir da mitmachen? Dann müssen wir was verändern. Oder wollen wir damit leben, dass die anderen uns davonlaufen?"
Im Sommer will der FC Bayern kräftig in den Kader investieren
In der Klubführung hat man den Plan bereits beschlossen. Im Sommer soll kräftig in den Kader investiert werden, 200 Millionen Euro werden als realistische Summe angesehen. Aber ist es tatsächlich damit getan, ein paar Verstärkungen zu holen, "fünf, sechs Neue", wie sie Sky-Experte Didi Hamann nun fordert?
Gegen Liverpool schied Bayern auch deshalb aus, weil Klopps Mannschaft taktisch und physisch überlegen war. Ein Offensivkonzept der Münchner war nicht zu erkennen, Stürmer Robert Lewandowski bezeichnete die Ausrichtung als "zu defensiv".
Kovac wollte die Kritik seines Mittelstürmers nicht als persönlichen Angriff verstanden wissen. "Wenn Lewy das so empfunden hat, ist das okay. Die Enttäuschung nach dem Spiel ist groß. Wenn ein Stürmer wenige Bälle bekommt und gegen zwei Hünen von zwei Metern anlaufen muss, ist das nicht ganz einfach", sagte der Coach - und widersprach Lewandowski inhaltlich: "Die Herangehensweise am Mittwoch war genau die gleiche wie gegen Gladbach und Wolfsburg. Und da haben wir elf Tore geschossen. Wenn ich sehe, dass wir 69 Prozent Ballbesitz hatten, kann ich dem nicht beipflichten."
Niko Kovac widerspricht Lewandowski
Eigene Fehler wollte Kovac bei seinem Verteidigungsplädoyer am Freitag nicht einräumen. Er gab die Verantwortung für das Aus an seine Spieler weiter, die etwa "mit dem Ball nicht so richtig was anfangen konnten", wie er sagte. Ob das gut in der Mannschaft ankommt? Nicht nur Lewandowski hatte das mutlose Auftreten der Bayern-Mannschaft nach dem Königsklassen-Knockout ja erwähnt, auch Kapitän Manuel Neuer und Mats Hummels ließen Zweifel an der Taktik durchblicken.
Hummels etwa erwähnte das grundsätzliche Problem der Bayern gegen Teams, die gut pressen können. Kovac meinte dazu auf AZ-Nachfrage: "Man muss mutig sein, den Ball fordern, Anspielstationen bieten." Das gelang gegen Liverpool kaum. Und Kovac war nicht in der Lage, dies mit Korrekturen von außen zu beheben.
Für den Coach ist ohnehin die Einstellung "entscheidend", wie er klarstellte, und nicht "das System". Man müsse sich auf dem Platz "zerreißen" - wie jüngst Juventus Turin beim 3:0-Sieg gegen Atlético Madrid, und "die Spielstile außer Acht lassen". Mentalität schlägt Taktik: Ist das wirklich die Bayern-Lösung für die Zukunft?
Kovac gibt Double als Saisonziel aus
Am Sonntag (18 Uhr im AZ-Liveticker und bei Sky) soll zunächst ein Erfolg gegen Mainz 05 her, um zumindest in der Bundesliga die Chance auf den Titel zu wahren. "Wir wollen in die Länderspielpause mit einem Sieg. Wir müssen das Spiel gewinnen, um zwei Wochen einfach mal entspannt zu arbeiten", sagte Kovac - und gab das Double als Ziel für die restliche Saison aus. "Wir wollen die verbleibenden beiden Wettbewerbe gewinnen."
Falls Bayern das nicht schafft, steht der Klub im Sommer vor einer ganz anderen Grundsatzfrage: Nämlich der, ob Kovac der richtige Trainer ist.