Sorgen um die Löwen-Zukunft

TSV 1860: Der Löwenuntergang - acht Spieler intern schon verabschiedet


Permanent unter Bedrängnis: der TSV 1860 in Jena.

Permanent unter Bedrängnis: der TSV 1860 in Jena.

Von Patrick Mayer / Online

Der TSV 1860 erlebt in Jena ein Debakel. Löwen-Sportchef Günther Gorenzel verweist auf den Konsolidierungskurs. Mehrere Spieler wurden schon intern verabschiedet.

München - Danke für nichts, Löwen! Ganz Jena hatte gebangt und gehofft. Was kommt noch von Sechzig? Werden wir es schaffen? Weil der TSV 1860 dem alten und neuen Drittliga-Konkurrenten Carl Zeiss Jena nichts entgegenzusetzen hatte, haben die Thüringer alles gewonnen.

TSV 1860 sucht schnell das Weite

Der 4:0-Kantersieg des abstiegsbedrohten Klubs vor 10 600 Zuschauern im ausverkauften Ernst-Abbe-Sportfeld geriet zu einer blau-gelben Klassenerhalts-Sause. Die Löwen suchten dagegen umso schneller das Weite. "Viele der Spieler waren heute der Gesamtsituation nicht gewachsen", erklärte Geschäftsführer Günther Gorenzel, der als einziger Löwe Rede und Antwort gestanden hatte: "Das war ein Kopfproblem."

Spielerinterviews, selbst die Pressekonferenz mit Daniel Bierofka und Trainer-Kollege Lukas Kwasniok sowie die obligatorische Danksagung der Sechzger in der Kurve fanden am Samstag nicht statt: Der gewohnte Gang der Dinge fiel dem Platzsturm der Jena-Fans, die sich vor Anpfiff teils wenig friedlich mit der Polizei angelegt hatten und im Duell zündelnder Fanlager Leuchtraketen umherschossen, zum Opfer.

Eine Not-Elf der Löwen, die so noch nie zusammengespielt hat - und das auch nie wieder tun wird -, wurde von topmotivierten Hausherren dagegen im Stile eines wehrlosen Opfers auseinandergenommen: Kristian Böhnlein brachte Sechzig per Eigentor früh auf die Verliererstraße (9.). Felix Brügmann (17.) und ein Blitz-Doppelpack von Maximilian Wolfram per direktem Freistoß und Traumtor (67., 68.) sorgten für die höchste Saisonpleite der Sechzger - und weiß-blaue Auflösungserscheinungen.

Niedergeschlagen: Kristian Böhnlein (re.) und der TSV 1860 nach dem letzten Saisonspiel.

Niedergeschlagen: Kristian Böhnlein (re.) und der TSV 1860 nach dem letzten Saisonspiel.

Günther Gorenzel schiebt es auf die Löwen-Lage

Gorenzel schob es auf die aktuelle Löwen-Lage: "Ich weiß, was die Spieler leisten und unter normalen Bedingungen abliefern können. Psychisch waren heute viele überfordert. Wie wir die Tore bekommen haben, hat nichts mit taktischen Dingen zu tun. Die Spieler waren einfach nicht in der Lage, sich zu fokussieren." Körperlich seien viele Akteure wie Torjäger Sascha Mölders, Verteidiger Simon Lorenz oder Benjamin Kindsvater zuletzt "am Limit gewesen und mussten fitgespritzt werden". Von daher sei man "erleichtert", dass Sechzig "am letzten Spieltag nicht mehr unbedingt gewinnen musste". Die Saison bezeichnete er als "Berg- und Talfahrt".

2019/20 endet für 1860 mit verhaltenem Klassenerhalt-Jubel - führt er ins Jammertal? Gorenzel steht seit Wochen in der Kritik - weil der 47-Jährige das tut, was im Geschäft Profifußball eigentlich gang und gäbe ist: in der Öffentlichkeit Fragen über sportliche und wirtschaftliche Themen beantworten.

Laut des Sportchefs sei ein Zusammenhang zwischen dem verordneten Konsolidierungskurs der Sechzger und der sportlichen Leistung nicht zu leugnen: Kürzlich sei man "auf Platz fünf und auf dem Sprung nach vorne" gewesen, bevor "Dinge passiert" seien, die "absolut kontraproduktiv für die Entwicklung einer Mannschaft sind. Den Zug, das muss man ehrlich sagen, konnten wir dann nicht mehr aufhalten."

Sportchef des TSV 1860: Günther Gorenzel.

Sportchef des TSV 1860: Günther Gorenzel.

TSV 1860: Schon acht Spieler verabschiedet

Ob Bierofkas Hilferuf am Freitag, als der Coach die Situation in aller Deutlichkeit offenlegte, noch etwas aufhalten kann? Acht Spieler wurden intern bereits verabschiedet. Sollten sich die Gesellschafter oder der ein oder andere Löwen-Gönner nicht doch noch durchringen, dürfte sogar manch Leistungsträger noch dazu kommen.

Trauriger Schlusspunkt einer Saison, die für 1860 mit 47 Punkten und Platz zwölf endet. Ach ja, übrigens: "Liebe Löwen-Fans. Bitte entschuldigt, dass sich die Mannschaft heute nicht mehr bei euch für die Unterstützung bedanken konnte", schrieben dankende Giesinger in den Sozialen Medien: "Wir sehen uns 19/20!" Fragt sich nur, inwieweit Jena schon ein Vorgeschmack auf die kommende Saison war.

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