Noch ist nichts sicher
TSV 1860: Löwen-Umzug nach Unterhaching - Ein Berg an Fragen
26. September 2019, 7:00 Uhr aktualisiert am 26. September 2019, 7:00 Uhr
Der Umbau des Grünwalder Stadions sei "nicht der Nockherberg, sondern eher der Mount Everest" für die Löwen, sagt Präsident Reisinger. Schon gibt es Kritik am geplanten Ausweichspielort Unterhaching.
München - Der 11. Oktober. Der 1. Dezember. Und ein Termin im Mai 2020: Der TSV 1860 hat in der laufenden Saison mit dem Totopokal-Viertelfinale und den beiden Ligavergleichen gleich drei Dates mit der SpVgg Unterhaching.
Offensichtlich haben die Löwen während des geplanten Umbaus des Grünwalder Stadions auch Pläne, künftig öfter im Hachinger Sportpark vorbeizuschauen. Pläne, die manche Sechzger gutheißen, einem Meisterlöwen missfallen - und eine Gruppierung gar in Aufruhr versetzen.
Die Worte von Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) am Dienstagabend auf dem Oktoberfest kamen überraschend:. "Ich glaube, es ist die realistischste Variante, dass die Sechzger für ein, zwei Saisonen in Unterhaching spielen", erklärte Reiter beim traditionellen Wiesn-Besuch der Löwen.
Vergangene Woche habe sich der Stadtchef mit Präsident Robert Reisinger, Geschäftsführer Michael Scharold und Vertretern großer Fanklubs getroffen, um über zwei Stunden über Sechzigs Stadionfrage zu debattieren. Der Plan: Im Sommer 2020 den Stadtratsbeschluss eines Umbaus fassen. "Dann muss man mit einer zweijährigen Bauzeit rechnen. Realistisch gesehen ist der Umbau 2023/24 fertig", erklärte Reiter und ließ durchblicken, dass die 1860-Vertreter allesamt gegen das Olympiastadion und weitere Spielorte wie Augsburg oder Ingolstadt votiert hätten. Vielmehr wären bereits Verhandlungen angelaufen - über das Ausweich-Stadion Alpenbauer Sportpark.
Reisinger: "Es ist nicht in trockenen Tüchern"
Reisinger, als Vereinsoberhaupt neben KGaA-Boss Scharold Reiters Haupt-Ansprechpartner, stützt dessen Aussagen und witzelte, dass man Hachings Spielstätte - im Gegensatz zur Spielvereinigung - voll bekommen würde. Der Oberlöwe drückte aber vorerst auf die Bremse: "Es ist nichts in trockenen Tüchern. Der Stadtrat muss noch entscheiden: Vorbescheid, Baugenehmigung - das Ganze ist nicht der Nockherberg, sondern eher der Mount Everest." Umbau und Umzug würden noch an "einigen Hürden" hängen, etwa an besagtem Beschluss, Kosten oder Klagen.
Kurios, aber irgendwie auch erwartbar: Mit einer Stimme sprechen die Sechzger nicht. "Von der ARGE war niemand dabei. Wir sind über dieses Gespräch gar nicht informiert worden. Das ist wieder mal ein Alleingang gewesen. So viel zum Thema vereinen statt spalten", erklärte ein enttäuschter Allesfahrer Franz Hell der AZ.
Der Kult-Fan engagiert sich als Beisitzer in Sechzigs Fanklub-Dachverband, der eher dem Investorenlager zuzuordnen ist - und wohl genau deshalb außen vor geblieben ist. Dort ist der Aufschrei nun groß. Geldgeber Hasan Ismaik dürfte ebenfalls nicht erbaut sein über das Vorpreschen der e.V.-Seite.
Meisterlöwe Grosser favorisiert Olympiastadion
Einer, der mit 1860 größte Erfolge feierte und zudem bei Haching wirkte, ist Peter Grosser. Der Meisterlöwe und langjährige SpVgg-Trainer (1977-87, 1993) kritisiert zunächst den von e.V.-Vertretern forcierten Auszug aus der Allianz Arena: "Schon das war tödlich für die Weiterentwicklung des ganzen Vereins." Anstelle von Haching, mit 15.053 Zuschauern kaum größer als das Grünwalder, würde er "das Olympiastadion favorisieren, weil dann endlich die vielen ausgeschlossenen Fans, speziell aus der weiteren Umgebung, wieder ins Stadion gehen könnten".
Bleibt zu klären, was Hachings Präsident Manfred Schwabl dazu sagt: gar nichts. Schwabl wollte auf AZ-Nachfrage keine Stellungnahme abgeben. Dafür erklärte Unterhachings Bürgermeister Wolfgang Panzer der AZ: "Manni Schwabl hat mich am Dienstag darüber informiert, dass es eine lose Anfrage von den Sechzgern gibt."
Über weitere Verhandlungen, die 1860 mit beiden Parteien führen müsste, sagte er: "Ich kann weder Ja noch Nein sagen. Die Gemeinde ist Eigentümer des Stadions, aber die Verfügungsberechtigung liegt bei der SpVgg als Betreiber."
Fazit: Die Löwen sollten besser noch viele Gespräche mit der Stadt, der Gemeinde und den Hachingern führen - und nicht zuletzt miteinander, damit der Mount Everest nicht zum unüberwindbaren Hindernis wird.
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