"Es tut mir furchtbar weh"
TSV 1860: Löwenstüberl-Wirtin Christl Estermann blickt wehmütig zurück
28. Dezember 2018, 6:55 Uhr aktualisiert am 28. Dezember 2018, 6:55 Uhr
Nach mehr als einem Vierteljahrhundert wird Christl Estermann am Montag ein letztes Mal das Löwenstüberl abschließen. Die Kult-Wirtin des TSV 1860 blickt mit Wehmut zurück.
München - "Der Abschied ist die Geburt der Erinnerung", lautet ein Zitat des spanischen Künstlers Salvador Dalí. Er musste es wissen, er kannte sich aus mit Surrealem wie dieser Stille, die kommende Woche im Löwenstüberl einkehren wird.
Christa Estermann, die von allen nur Christl gerufen wird, sagt endgültig "Servus" - und verabschiedet sich in den wohlverdienten Ruhestand. Eine Institution geht, Erinnerungen bleiben.
Nun, da sich der Abschied engültig nähert, blickt die Kult-Wirtin der Löwen mit Wehmut zurück: "Es tut mir furchtbar weh, dass ich aufhöre. Und es arbeitet in mir, weil ich sehr viele Freunde hier gewonnen habe", sagt Christl. Anfang der 90er Jahre übernahm die heute 75-Jährige die Gaststätte auf dem Vereinsgelände an der Grünwalder Straße. Von der 3. Liga waren die Löwen damals noch ganz weit entfernt.
Werner Lorant: "Das war noch echtes Vereinsleben"
"Ja, jetzt ist es soweit: Die Zeit ist gekommen. Ich bin jetzt 75, habe in fast 27 Jahren hier im Stüberl so viel gesehen: 27 Trainer hab' ich überlebt, Aufstiege gefeiert und bei Abstiegen geweint", sagte die Kult-Wirtin kürzlich im AZ-Interview.
"Das war noch ein echtes Vereinsleben", erinnerte sich der frühere Trainer der Münchner, Werner Lorant. Presserunden fanden früher am Stammtisch der Stube statt, Spieler aßen Schinkennudeln, die Spezialität des Hauses. (Lesen Sie auch: Das sagen die Löwen-Legenden zum Abschied von Christl)
Nach mehr als 25 Jahren als Chefin sperrt Estermann am Montag ein letztes Mal das Löwenstüberl zu. "Mama, es reicht, du hast lange genug gearbeitet, mach es dir jetzt schön", hätten ihr ihre beiden Töchter geraten. Richtig schön sei es aber eben nur im Löwenstüberl. "Ich denke doch, dass das Leben für mich weitergeht", sagte Estermann dennoch. Immerhin die Erinnerungen bleiben.