Verpflichtung fix
TSV 1860: Warum Erdmann wohl der einzige Neu-Löwe bleibt
26. Juni 2019, 6:00 Uhr aktualisiert am 26. Juni 2019, 6:25 Uhr
Die Verpflichtung von Verteidiger Dennis Erdmann beim TSV 1860 München ist fix. Ist er der erste und letzte Neuzugang? "Wir können nichts mehr machen", sagt Sportchef Gorenzel.
München - Ein Löwe brüllt zähnefletschend auf seinen volltätowierten Armen. Kurz nach 13 Uhr marschierte am Dienstag Sechzigs neuer Innenverteidiger mit zwei Rollköfferchen auf Giesings Höhen, bevor er einen Zweijahresvertrag unterschrieb und sein weißes Oberteil mit rot-grüner "Gucci"-Aufschrift durch ein Löwen-Trikot mit der Nummer 13 ersetzte.
Mister X ist endlich da! Der TSV 1860 hat mit Dennis Erdmann seinen ersten Neuzugang verpflichtet. "Ich beobachte Sechzig in meinem Fußballerdasein schon seit Jahren. Man müsste blind sein, um über Sechzig hinwegzuschauen", erklärte der 28-Jährige am Nachmittag, nachdem er Medizincheck, Vertragsunterschrift und ein erstes Foto abgehakt hatte: "Ich brauche keinen Verein, wo Opa und Oma an der Seitenlinie mit dem Schirm wedeln. Ich brauche Action, ich brauche Trouble - hier bin ich genau richtig."
Gorenzel über Erdmann: "Ein Sechser im Lotto"
Das ist mal eine Ansage von einem Typen, der laut Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel ein "Sechser im Lotto" ist. Glücksgriff Erdmann, neuer Vollblut-Löwe! Die sportliche Leitung war sich auf der Suche nach einem gestandenen Akteur schnell einig: Der Ex-Magdeburger sei eine "Persönlichkeit" (Zitat Daniel Bierofka), ein "absoluter Stabilisator" (Gorenzel).
Erdmann selbst, vor zweieinhalb Wochen von Gorenzel trotz höherklassiger Angebote aus Deutschland und England "attackiert", sei nach einem Treffen mit Bierofka endgültig überzeugt gewesen: "Wenn du bei so einem Verein arbeitest, kannst du keine tote Maus sein. Du musst so sein wie Biero."
Erdmann: "Mir liegt das Herz auf der Zunge"
Nach dem Date mit Sechzigs Coach habe er "zu meiner Frau gesagt: 'Huch, der brennt.'" Wie der 1,88 Meter große Abwehr-Mann tickt, erklärt er so: "Ich bin jetzt nicht so der planbare Typ. Eher spontan. Wie die Emotionen aus einem rausbrechen, ist es bei mir mit dem Gerede: Mir liegt das Herz auf der Zunge."
Sechzigs Saisonziel ("nur" Klassenerhalt), wirtschaftliche Probleme? Egal für Erdmann, denn: "Als Fußballer muss ich am Wochenende Gas geben, damit der Verein seine Ziele schafft. Für alles andere bin ich nicht zuständig, sonst wäre ich technischer Direktor."
Sportchef Gorenzel schwärmt zwar von Erdmann, der für Sechzigs Scouting-Team zunächst als schier unerreichbar galt. Er erklärte zum Leidwesen der Löwen aber auch, dass der 28-Jährige wohl der erste und letzte Neuzugang ist. "Wir können nichts mehr machen. Stand jetzt nicht einmal einen Leihstürmer oder Sascha Marinkovic holen."
Gorenzel: "Ich hafte persönlich für den ganzen Zirkus"
Der Grund? "Im Saisonverlauf drohen Strafen in Höhe einer mittleren sechsstelligen Summe aufgrund des negativen Eigenkapitals, wenn es auf Gesellschafterebene keine Lösungen gibt." Um die positive Fortführungsprognose zu gewährleisten, habe 1860 das Zwei-Millionen-Darlehen von Hauptsponsor "die Bayerische" ziehen müssen.
Zudem müsse Investor Hasan Ismaik zu Jahresende Darlehen in Genuss-Scheine umwandeln. Erst bei entsprechenden Zusagen könne der TSV nochmal zuschlagen. Erdmann und sonst nix, wenn man so will.
Immerhin: Nach AZ-Informationen könnte Verteidiger Aaron Berzel von einer Gruppe von Löwen-Gönnern fremdfinanziert werden und somit einen neuen Vertrag erhalten. Trotzdem lässt folgende Aussage von Gorenzel tief blicken: "Die Geschäftsführung kann nicht weiter ins Risiko gehen. Ich hafte persönlich für den ganzen Zirkus." Stand jetzt kostet dieser Sechzigs so dringend benötigten Stürmer.
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