Pfiffe beim Sieg gegen Wild Wings
Straubing Tigers mit Luft nach oben
25. Oktober 2022, 22:36 Uhr aktualisiert am 25. Oktober 2022, 23:00 Uhr
Dienstagsspiele stehen in der Deutschen Eishockey Liga nicht zwingend im Verdacht, stets spielerische Leckerbissen zu sein. Die Heimpartie der Straubing Tigers gegen die Schwenninger Wild Wings demonstrierte, dass dieser Ruf nicht gänzlich unberechtigt ist. Mit einem 3:1 (1:0, 0:1, 2:0)-Erfolg stimmte für die Tigers, die zum fünften Mal in Folge am Pulverturm punkteten, zwar das Ergebnis, doch die Leistung des Teams von Head Coach Tom Pokel offenbarte reichlich Luft nach oben.
Vor nicht einmal 3.100 Zuschauern dauerte es keine drei Minuten bis zum Straubinger Führungstor. Die Wild Wings hatten bereits nach 59 Sekunden in Person von Alex Trivellato die erste Strafzeit der Partie kassiert, die Tigers sich im darauffolgenden Powerplay allerdings lange schwergetan. Als der Schwenninger Verteidiger schon fast wieder zurück auf dem Eis war, setzte Marcel Brandt jedoch einen harten Schuss an das Gestänge des Gäste-Gehäuses. JC Lipon konnte den Abpraller noch nicht verwerten, doch Travis St. Denis staubte zum 1:0 für die Gäubodenstädter ab.
Zäher Auftaktabschnitt
Die Tigers verpassten es indes, die frühe Führung zu nutzen, um das Match zu kontrollieren. Vielmehr entwickelte sich ein ausgeglichenes erstes Drittel, das die Besucher am Pulverturm nicht mitzureißen vermochte. Beide Teams gingen zwar ein passables Tempo, doch spielerisch war es ein zäher Auftaktabschnitt, dem es an der allerletzten Intensität ebenso mangelte wie an prickelnden Torszenen. Folgerichtig blieb St. Denis' Treffer der einzige des ersten Durchgangs.
Wie das Startdrittel begannen allerdings auch die zweiten 20 Minuten mit einem schnellen Tor. Sebastian Uvira behauptete den Puck auf der rechten Schwenninger Angriffsseite und legte die Scheibe zurück an die blaue Linie, wo Ville Lajunen direkt abzog. Der Schuss des Wild-Wings-Defenders war für Florian Bugl, der den verletzten Hunter Miska im Straubinger Gehäuse vertrat, schwer zu sehen und nicht zu kontrollieren, Brandon DeFazio schaltete am schnellsten und erzielte mit guter Hand-Augen-Koordination aus kurzer Distanz das 1:1 - und zwar ganze 21 Sekunden nach dem Eröffnungsbully des zweiten Abschnitts.
Viele Fehlpässe und Ungenauigkeiten: Unzufriedene Tigers-Fans pfeifen die Mannschaft aus
Wahrscheinlich lag es auch an diesem schnellen Gegentreffer, dass die Tigers im zweiten Durchgang noch weniger an die vorangegangenen Heimpartien anknüpfen konnten als im ersten Drittel. Stattdessen war das Straubinger Spiel nun noch stärker von Fehlpässen und Ungenauigkeiten geprägt. Die Niederbayern waren deshalb immer wieder in ihrer eigenen Zone gefangen, hätten sich über einen Rückstand nicht beschweren dürfen - und hätten diesen wohl auch hinnehmen müssen, wenn die Wild Wings offensiv sauberer agiert hätten. Erst in der Schlussphase der zweiten 20 Minuten meldeten sich die Tigers selbst wieder vermehrt im Angriff zu Wort, unter anderem durch den bis dahin erneut blass gebliebenen Jason Akeson. Dies änderte jedoch nichts daran, dass Teile der heimischen Fans die in den ersten beiden Dritteln gesehene Darbietung der Tigers mit Pfiffen sowie "Wir wollen Euch kämpfen sehen!"-Rufen quittierten.
Ob die Unmutsbekundungen des Publikums einen Nerv getroffen hatten? Jedenfalls blieb festzuhalten, dass die Tigers den dritten Durchgang mit ihrer bis dahin druckvollsten Fünf-gegen-Fünf-Sequenz des Abends begannen - und dafür prompt belohnt wurden, wenn auch in etwas glücklicher Manier: Einen Schlenzer von Verteidiger Mario Zimmermann fälschte Lajunen mit seinem Schlittschuh ins eigene Tor ab, Straubing führte mit 2:1 (43.).
Tigers auch nach 2:1 unpräzise
Souverän präsentierten sich die Tigers allerdings auch nach Zimmermanns Treffer nicht. Zwar spielte das Pokel-Team nun ein wenig geradliniger nach vorne als noch in den ersten 40 Minuten und war zumindest bemüht, das dritte Tor nachzulegen, doch nach wie vor waren viele Aktionen zu unpräzise und die Befreiungen aus der eigenen Zone zu unkoordiniert. So hatten die Wild Wings den Ausgleich nicht nur einmal auf dem Schläger, doch eine Kombination aus dem tadellosen Bugl und der bekannten Schwenninger Harmlosigkeit im Abschluss verhinderte das 2:2. Stattdessen setzte Mike Connolly mit einem Empty-Net-Goal den 3:1-Schlusspunkt (60.), es war der erste Treffer des Straubinger Spielmachers seit Ende September.
Tom Pokel (Head Coach der Straubing Tigers): "Wir waren nach Schwenningens starkem Sieg in München gewarnt. Es war ein starkes erstes Drittel von uns, während das zweite von unserer Seite abzuhaken ist. Da mussten wir uns auf Florian Bugl verlassen. Wir haben aber mit einem guten dritten Drittel geantwortet. Wenn wir mehr Pucks zum Tor bringen, sind wir erfolgreich. Es sind wichtige drei Punkte für uns."
Harold Kreis (Head Coach der Schwenninger Wild Wings): "Das Spiel hat aus unserer Sicht nicht gut begonnen. Straubing hatte im ersten Drittel ein Übergewicht. Danach war es ein Spiel, das auf- und abwärts ging. Meine Mannschaft hat viel Laufarbeit geleistet und gekämpft, um einige Torchancen zu kreieren. Letztendlich ist es eine ärgerliche Niederlage, aber über die 60 Minuten hat Straubing in der Offensive ein bisschen mehr getan."
Straubing Tigers - Schwenninger Wild Wings 3:1 (1:0, 0:1, 2:0)
Straubing Tigers: Bugl - Bourque, Daschner; Manning, Lampl; Zimmermann, Brandt; Klein - Leier, Zengerle, St. Denis; Schönberger, Brunnhuber, Turnbull; Tuomie, Samanski, Lipon; Adam, Connolly, Akeson.
Schwenninger Wild Wings: Cüpper - Trivellato, Lajunen; Spornberger, Ramage; F. Elias - DeFazio, Olimb, Uvira; Tys. Spink, Tyl. Spink, P. Hungerecker; Indrasis, Pfaffengut, Ullström; Bassen, Wahl, Feist.
Tore: 1:0 (02:56) St. Denis (Lipon, Brandt - PP1), 1:1 (20:21) DeFazio (Lajunen, Uvira), 2:1 (42:40) Zimmermann (St. Denis, Zengerle), 3:1 (59:18) Connolly (Adam, Manning); Strafminuten: Straubing 2, Schwenningen 2; Hauptschiedsrichter: Martin Frano/Lasse Kopitz; Zuschauer: 3.094.