"Hundertprozentige Leidenschaft" fehlt

Aus, Ende, Schluss! Laura Dahlmeier beendet ihre Karriere


Beendet ihre Karriere: Laura Dahlmeier

Beendet ihre Karriere: Laura Dahlmeier

Von Bernhard Lackner

Rekord-Weltmeisterin Dahlmeier beendet mit nur 25 Jahren ihre Biathlon-Karriere. "Es ist Zeit, Platz für neue Abenteuer zu schaffen".

Sie, der große Freigeist, diese freiheitsliebende Rebellin, hat noch ein letztes Mal in ihrer Karriere alle Sport-Konventionen gesprengt. Laura Dahlmeier, die Rekord-Weltmeisterin (sieben Titel), die Doppel-Olympiasiegerin, der Biathlon-Superstar. Mit nur 25 Jahren wirft Dahlmeier die Flinte ins Korn.

"Liebe Fans, Freunde, Partner und Wegbegleiter - es ist Zeit, Servus zu sagen! Nach einer unfassbar harten Saison voller Höhen und Tiefen verspüre ich nicht mehr die hundertprozentige Leidenschaft, die für den Profisport erforderlich ist. Aus diesem Grund habe ich nach längerem Überlegen entschieden, meine Biathlon-Karriere zu beenden", schrieb Dahlmeier auf ihrer Facebook-Seite. "Vielen Dank für all die Jahre, die ich in diesem Sport verbringen durfte - sie haben mich zu dem gemacht, was ich bin! Um Platz für neue Abenteuer zu schaffen, ist es nun für mich an der Zeit, das Kapitel Biathlon zu schließen."

Laura Dahlmeier freut sich über Karriere-Ende

In den letzten Wochen hatte sich Dahlmeier zurückgezogen, war ihrer anderen großen Leidenschaft, dem Extrembergsteigen, nachgegangen. Sie wollte Zeit für sich, den Kopf durchlüften, die Gedanken sortieren und tief in das eigene Selbst horchen. Ist mein Herz noch voll dabei? Ist all das, was um mich abgeht, eigentlich noch ich? Am 22. April hatte sie den 5.671 Meter hohen Berg Damavand im Iran bestiegen. Frei sein, bei sich selbst sein. Und vor allem selbstbestimmt sein.

Am allermeisten freue sie sich darauf, sich nicht mehr jede Minute an- und abmelden zu müssen, "um meinen genauen Aufenthaltsort anzugeben beziehungsweise täglich zwischen 6 bis 23 Uhr für Antidoping-Kontrollen zur Verfügung zu stehen. Dies war schon ein sehr großer Eingriff in die Privatsphäre", sagte Dahlmeier. Servus, Karriere! Servus, Kontrolle! Willkommen, Abenteuer! Willkommen, Freiheit!

Michael Greis ist überrascht von Dahlmeiers Rücktritt

"Ich war sehr überrascht von dem Rücktritt, habe erst mal gecheckt, ob es eine Falschmeldung ist", sagte Biathlon-Ikone Michael Greis, Triple-Olympiasieger von Turin, der AZ: "Das ist eine sehr mutige und spannende Entscheidung. Wenn man Zweifel hat, diese Entscheidung konsequent durchzuziehen, Respekt. Denn da reden ja alle auf dich ein, wollen dich umstimmen. Aber wer die Laura kennt, der weiß, es wird auch keinen Rücktritt vom Rücktritt geben. Ich bewundere die Entscheidung. Und sportlich ist sie eigentlich nicht zu ersetzen. So eine Ausnahmeathletin wird es nicht so schnell wieder geben."

Eine andere Ausnahmeathletin, Biathlon-Queen Magdalena Neuner, hatte 2012 mit ebenfalls 25 Jahren ihre Karriere beendet und damit die Spur für Dahlmeier frei gemacht, sagte im "Merkur" über das "Wunderkind" Dahlmeier: "Ich bin die Letzte, die das nicht nachvollziehen könnte. Ich hatte immer bei ihr auch das Gefühl: In den Tiefen ihres Herzens würde sie lieber auf einem Berg als in einem Biathlonstadion sein." Servus also Laura, viel Spaß mit der neuen Freiheit.

Lesen Sie auch: Die NHL-Perspektiven der deutschen WM-Spieler