Tennis

Australian Open: Riesiger Aufwand für ein "kleines Wunder"


Großen Belastungen ausgesetzt sind bei den Australian Open nicht nur die Athleten wie hier Angelique Kerber. Auch die Organisatoren müssen in diesem Jahr einen enormen Aufwand betreiben.

Großen Belastungen ausgesetzt sind bei den Australian Open nicht nur die Athleten wie hier Angelique Kerber. Auch die Organisatoren müssen in diesem Jahr einen enormen Aufwand betreiben.

Von SID

Mit Charterflügen aus aller Welt beginnen die Tennisstars ihr Australien-Abenteuer. Zunächst warten strenge Restriktionen - doch dann könnten die Australian Open das normalste Turnier seit langem werden.

Angelique Kerber saß mit Trainer Torben Beltz frohen Mutes im Flugzeug von Abu Dhabi nach Melbourne, Kevin Krawietz verdrückte eine letzte Zimtschnecke daheim: Während sich die deutschen Tennisstars auf die Australian Open einstimmten, wurde dieses Mammutprojekt andernorts vor zahlreiche Probleme gestellt. So stieg ein Spieler trotz positiven Coronatests in den Flieger nach Down Under, ein Grand-Slam-Champion bangt in Quarantäne um die Turnierteilnahme und ein Topfavorit steht ohne seinen Coach da.

Ein kleines Drama spielte sich dabei am Flughafen von Los Angeles ab, US-Profi Tennys Sandgren durfte das Flugzeug aufgrund eines positiven Coronatests nicht betreten. Nach langem Hin und Her machten die Behörden des australischen Bundesstaates Victoria aber eine Ausnahme, der Grund: Da Sandgren bereits im November an COVID-19 erkrankt war, besteht trotz des erneut positiven Tests offenbar keine Ansteckungsgefahr mehr.

Murray muss auf Ausnahmeerlaubnis hoffen

Andere hatten da weniger Glück. So muss der zweimalige Wimbledonsieger Andy Murray nach einem positiven Coronatest laut britischen Medien auf eine Ausnahmeerlaubnis hoffen, um als Nachzügler nach Melbourne reisen zu dürfen. Gleiches gilt für Nicolas Massu, den Trainer von US-Open-Champion Dominic Thiem.

Der Aufwand der australischen Organisatoren ist enorm, um das erste Grand-Slam-Turnier des Jahres (ab 8. Februar) inmitten der Pandemie über die Bühne zu bringen - und dabei nach wochenlangem Lockdown das Virus nicht wieder massenweise ins Land zu tragen. Rund 1300 Spieler und Begleitpersonen werden dieser Tage mit 18 Chartermaschinen aus aller Welt eingeflogen, danach wartet eine zweiwöchige Quarantäne. Über 25 Millionen Euro kostet das strenge Bubble-Konzept - vor Kritik schützt das aber noch lange nicht.

Unterschiedliche Voraussetzungen - Backgammon gegen die Langeweile

Denn die Topstars Thiem, Novak Djokovic, Rafael Nadal sowie Serena Williams oder Naomi Osaka verbringen aufgrund Platzmangels in den Hotels ihre Quarantäne nicht in Melbourne, sondern in Adelaide. "Das ist eigenartig für einen Sport, in dem alle dieselben Voraussetzungen haben sollten", monierte der Franzose Jeremy Chardy in der Zeitung L'Equipe die Sonderbehandlung, da die Stars vom separaten Fitnessbereich in ihrem Hotel profitieren würden.

Doch egal ob in Melbourne oder Adelaide - für Training und Behandlungen dürfen die Spieler nur fünf Stunden am Tag aus dem Hotel. Die Einhaltung der Regeln wird unter Androhung von empfindlichen Strafen überwacht: Sicherheitspersonal patrouilliert in den Hotels, die Notausgänge sind alarmgesichert. Den Kampf gegen die Langeweile bestreitet Deutschlands Nummer zwei Jan-Lennard Struff mit Büchern, der ein oder anderen Serie oder Backgammon-Partien mit seinem Fitnesscoach, wie er dem SID sagte.

Spiele vor zahlreichen Zuschauern - "So nah wie möglich an 2020"

Die Einschränkungen dürften sich lohnen - wartet doch danach eine halbwegs heile Tenniswelt. Nach absolvierter Quarantäne dürfen sich die Spieler nicht nur frei bewegen, sondern sogar wieder vor zahlreichen Zuschauern spielen. Bei den Australian Open würden laut der britischen Zeitung Guardian 35 Prozent der normalen Auslastung angestrebt - es wäre die mit Abstand größte Zuschauerzahl seit Beginn der Pandemie.

"Wir tun alles, was wir können, um die Australian Open unter Bedingungen zu organisieren, die so nah wie möglich an 2020 sind", sagte Turnierdirektor Craig Tiley - und räumte direkt ein, dass es "aus logistischer Sicht ein kleines Wunder wäre, wenn wir es schaffen".