"Faszinierendes Talent"
Baseball-Youngster Kepler vor großer Zukunft
9. Oktober 2015, 11:49 Uhr aktualisiert am 9. Oktober 2015, 11:49 Uhr
Im letzten Spiel dieser Saison gelang Max Kepler der große Schlag: Das deutsche Baseball-Talent scheint in der besten Liga der Welt, der MLB in den USA, angekommen zu sein. Experten prophezeien dem ehemaligen Regensburger eine große Zukunft.
Hochkonzentriert schreitet Max Kepler zum Schlagmal. Das Baseball-Ausnahmetalent kämpft mit den trickreichen Würfen seines Gegenübers Johnny Cueto. Den siebten Versuch schlägt er schließlich ins Feld. Als der Profi der Minnesota Twins die erste Base erreicht, bläst er die Backen auf und pustet kräftig durch. "Ich konnte endlich wieder atmen", beschreibt Kepler später die Situation, mit der er am vergangenen Sonntag wohl endgültig ankam in der besten Liga der Welt, als erst zweiter deutscher Spieler überhaupt.
Debüt-Ball als Erinnerungsstück
Es war der erste Hit des gebürtigen Berliners in seiner Karriere in der Major League Baseball. Nach der Partie überreicht ihm Twins-Coach und MLB-Legende Paul Molitor den Debüt-Ball als Erinnerungsstück. "Das ist eine Ehre. Ich werde diesen Tag nie vergessen", sagte Kepler. Seine Teamkollegen spendeten dem Jungstar Applaus, er hielt eine kurze Rede und bedankte sich für die Aufnahme in die Mannschaft.
Geht es nach den Baseball-Experten in den USA, steht dem ehemaligen Bundesligaspieler aus Regensburg eine große Zukunft bevor. Die Aufregung vor dem erhofften Durchbruch streitet Kepler nicht ab, an die Momente im Spiel gegen Vizemeister Kansas City (1:6) erinnerte er sich nur vage. "Für mich war das alles wie ein Filmriss. Erst als ich den Hit bekommen habe, ging es mir wieder besser", erzählte er.
2009 nach Amerika
Die Chance zum Debüt in der MLB bekam der Sohn eines professionellen Balletttänzer-Paares aus Berlin nur, weil die Minnesota Twins die Playoffs verpassten. Der Youngster, der 2009 nach Amerika ging und seither in unterklassigen Ligen für Furore sorgte, wurde ins Elite-Team berufen und war im letzten Saisonspiel sogar Starter, nachdem er in zwei Partien zuvor nur zu Kurzeinsätzen gekommen war.
Dann kam der Hit im dritten Inning. Für das einstige Rekordtalent war es die Krönung einer perfekten Saison: Beim sogenannten Farmteam der Twins in Chattanooga gewann Kepler die Meisterschaft und wurde mit Preisen überhäuft, als Wertvollster Spieler (MVP) der Liga und der Finalserie sowie in der Organisation der Twins als bester Akteur aller Nachwuchsligen. Die Beförderung war die logische Konsequenz.
"Ich hatte Tränen in den Augen"
"Als ich die Nachricht erfahren habe, hatte ich Tränen in den Augen. Ich hätte zu diesem Zeitpunkt nicht mehr damit gerechnet", erinnerte sich Kepler. Der 22-Jährige ist nach Donald Lutz, der 2013 für die Cincinnati Reds sein MLB-Debüt gab, erst der zweite Deutsche in der beinahe 140-jährigen Geschichte der nordamerikanischen Profiliga.
Während Lutz nach einer schweren Verletzung um sein Comeback kämpft, startet Kepler durch. Experten in den USA prophezeien ihm eine große Karriere. "Max wurde vom ersten Moment an als faszinierendes Talent gesehen", sagte der Fach-Journalist Mike Berardino.
Investition hat sich bezahlt gemacht
2009 hatten die Minnesota Twins Kepler für ein Handgeld von 800.000 Dollar unter Vertrag genommen - damals Rekord für einen europäischen Baseballer. Diese Investition scheint sich bezahlt zu machen. "Er war der MVP in einer mit Talenten gespickten Liga. Außerdem haben Max' Mannschaften in den letzten vier Jahren vier Meisterschaften gewonnen. Und er war immer einer der Leistungsträger. Das ist kein Zufall", glaubt Berardino von der "Pioneer Press" in Minnesota.
Nun will sich Kepler akribisch auf das nächste Jahr vorbereiten. Zeit für einen Besuch in Deutschland bleibt deshalb nur kurz. "Ich habe vor, an Weihnachten meine Eltern zu besuchen. Ansonsten will ich in den USA bleiben und weiter an mir arbeiten", sagt er. Der Deutsche wittert seine Chance. "Ich würde sagen, die letzten Wochen sind ein guter Start fürs nächste Jahr. Ich weiß jetzt ungefähr, was ich zu erwarten habe und werde mich darauf vorbereiten."