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FC Bayern: Der 70-Millionen-Plan mit João Cancelo
5. Februar 2023, 15:12 Uhr aktualisiert am 5. Februar 2023, 20:00 Uhr
München - Es ist erst eine Woche her, als sich plötzlich eine Tür innerhalb des Transferfensters für den FC Bayern und Sportvorstand Hasan Salihamidzic öffnete. João Cancelo war urplötzlich zu haben, konnte auf kurzem Dienstweg zu den Verantwortlichen von Manchester City für den Rest der Saison ausgeliehen werden - ohne Leihgebühr, nur das (freilich üppige) Gehalt des Portugiesen muss von den Münchnern übernommen werden.
Ein echter Coup, wie schon das Debüt von Cancelo im DFB-Pokal-Achtelfinale letzten Mittwoch beim FSV Mainz zeigte. Beim 4:0 bereitete der 28-Jährige den Führungstreffer von Eric Maxim Choupo-Moting mit einer Top-Flanke perfekt vor. Dass der Deal so schnell abgewickelt wurde, hatte damit zu tun, dass die Bayern mit Cancelos Agenten Jorge Mendes schon seit Jahren in Kontakt waren.
"Nachdem der Transfer in trockenen Tüchern war, haben wir uns tatsächlich noch mal überlegt, wie lange wir uns schon mit João beschäftigen", erzählte Salihamidzic in "BamS": "Wir kamen auf über vier Jahre."
Im Sommer 2019 war der offensive Außenverteidiger für 65 Millionen Euro von Juventus Turin zu Manchester City gewechselt. "Ein Transfer war vorher nie möglich. Entweder war die Position bei uns gerade besetzt, oder wir hatten kein Geld dafür", gestand Salihamidzic. Der lange Atem zahlte sich also aus.
Auch in Sachen endgültige Verpflichtung? Was passiert im Sommer mit dem absoluten Wunschspieler von Julian Nagelsmann? Die Bayern sicherten sich im Zuge des Januar-Deals eine Kaufoption in Höhe von 70 Millionen Euro für Cancelo. Aber ist diese Summe überhaupt zu stemmen für den Fall, dass sich der Kandidat weiter so gut entwickelt und dann nach vier Monaten aus dem Team nicht mehr wegzudenken wäre? "Wir haben ihm klar gesagt, dass diese Summe in den nächsten Jahren für uns schwer vorstellbar ist", sagte Salihamidzic: Dennoch gibt es wie immer im Leben auch hier eine Hintertüre: "Wenn alle Seiten unbedingt eine gemeinsame Lösung wollen, kann man das am Ende auch managen. Er weiß, dass er seit Jahren einer unserer Wunschspieler ist."
Dazu kommt, dass eine Rückkehr zu den Skyblues aus Manchester trotz Vertrages bis 2027 durch das offenbar zerrüttete Verhältnis zu City-Trainer Pep Guardiola kaum vorstellbar ist. Doch was könnte eine 70-Millionen-Euro-Investition in Cancelo für die bajuwarischen Transferpläne des Sommers bedeuten? Einerseits erhofft man sich eine rund 30 bis 40 Millionen Euro schwere Ablösesumme für Verteidiger Benjamin Pavard, der die Bayern ein Jahr vor seinem Vertragsende verlassen möchte - der FC Barcelona hat bereits Interesse signalisiert.
Neben Cancelo müssen die Münchner Bosse über eine Vertragsverlängerung im Fall von Daley Blind (32/bisher lediglich bis Ende Juni 2023) nachdenken - und sie wollen das Arbeitspapier von Angreifer Choupo-Moting (33) um ein weiteres Jahr plus eine mögliche Option verlängern - inklusive Gehaltserhöhung. Der wegen eines Kreuzbandrisses bis zum Start der kommenden Saison ausfallende Lucas Hernández soll als wichtiger Mannschaftsbaustein der Zukunft seinen Vertrag bald über 2024 hinaus verlängern. Alles kostspielige Angelegenheiten. Und da ist ja noch der Traum von Englands Mittelstürmer-Star Harry Kane. Der 29-jährige soll die Lücke von Robert Lewandowski (seit Sommer beim FC Barcelona) endgültig schließen. Kanes Marktwert beträgt rund 90 Millionen Euro, sein Vertrag bei den Tottenham Hotspurs läuft noch bis 2024. Falls er nicht verlängert, wollen ihn die Londoner in diesem Transfersommer verkaufen. Bayerns Ehrenpräsident Uli Hoeneß hatte in Sachen Kane kürzlich bei Sport1 gesagt: "Das ist eine Größenordnung - ich weiß, dass Manchester City letztes Jahr bei 140 oder 150 Millionen ausgestiegen ist und kann mir nicht vorstellen, dass das Beträge sind, die der FC Bayern bezahlen will oder kann."
Eins scheint damit klar: Entweder Cancelo - oder Kane.