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Julia Simic im AZ-Interview: "Für Bayern ist jetzt alles drin"

Ex-Bayern-Profi und TV-Expertin Julia Simic spricht in der AZ über das Rückspiel gegen Arsenal und Double-Triple-Partys am Marienplatz.


Schüllerts in London erneut? Lea Schüller traf im Hinspiel zum entscheidenden 1:0. Für TV-Expertin Julia Simic ist die Bayern-Stürmerin im Frauen-Fußball eine echte Rarität

Schüllerts in London erneut? Lea Schüller traf im Hinspiel zum entscheidenden 1:0. Für TV-Expertin Julia Simic ist die Bayern-Stürmerin im Frauen-Fußball eine echte Rarität

Von Krischan Kaufmann

AZ-Interview mit Julia Simic. Die 33 Jahre alte Ex-Nationalspielerin war von 2005 bis 2013 beim FC Bayern aktiv, von 2018 bis 2020 spielte sie in England bei West Ham United. Seit ihrem Karriereende 2021 arbeitet sie als TV-Expertin.

AZ: Frau Simic, Tabellenerster in der Bundesliga, im DFB-Pokal auch noch aussichtsreich im Rennen und heute steht das Viertelfinal-Rückspiel in der Champions League bei Arsenal London (21 Uhr/DAZN) an. Man könnte meinen, dass an der Säbener Straße fürs berühmte Mia-san-Mia-Gefühl gerade eher die Bayern-Frauen zuständig sind. . .

JULIA SIMIC: (lacht) Na ja, die Männer sind ja auch noch in allen drei Wettbewerben vertreten - aber eben nicht ganz so erfolgreich (aktuell nur Platz zwei, d. Red.). Wobei sich das beim Bundesliga-Gipfel am Samstag gegen Borussia Dortmund ja schon wieder ändern kann. Grundsätzlich halte ich es aber für die einzig logische Entwicklung der Bayern-Frauen, dass sie in dieser Phase der Saison noch Chancen auf alle drei Titel haben. Außerdem: So ein Sieg gegen Wolfsburg gibt einen richtigen Schub, da ist jetzt eigentlich alles möglich.

Man sollte also in München jetzt schon mal für eine Double-Triple-Party am Marienplatz planen?

So weit würde ich mich jetzt nicht aus dem Fenster lehnen. Aber ich kann mir schon vorstellen, dass beide Mannschaften den ein oder anderen Titel in dieser Saison noch gewinnen - und dann kann man ja zusammen auf dem Rathausbalkon feiern.

Zwei Spielerinnen stehen mit ihren Leistungen gegen Arsenal und Wolfsburg beinahe exemplarisch für die Entwicklung der Münchnerinnen in den letzten Monaten: Georgia Stanway und Lea Schüller. Was macht die beiden aus Ihrer Sicht zu Unterschiedsspielerinnen?

Mit Georgia hat Bayern einen riesen Coup gelandet - vor allem, weil man sie ja bereits vor der EM im letzten Sommer verpflichtet hatte. Das war finanziell ein sehr guter Deal. Ich finde, dass sie der beste ausländische Transfer ist, der jemals in die Bundesliga gekommen ist. Sie ist aktuell der Bayern-Motor, hat zudem noch eine Peitsche in ihrem rechten Fuß. Sie kann unglaublich prägend für Bayern sein, das Team auf das nächste Level heben und sie fühlt sich auch schon sehr wohl in München, spricht sogar schon ein bisschen deutsch.

Und Schüller? Die Stürmerin hat ja nicht nur im Hinspiel gegen Arsenal das entscheidende 1:0 erzielt - mittlerweile schüllert es ja sogar auf dem Cover der Vouge!

Lea ist eine Tormaschine. Sie hat etwas, was es im Frauenfußball so nicht so häufig gibt und nach dem sich eigentlich die komplette Fußballwelt sehnt: Sie steht immer im richtigen Moment an der richtigen Stelle, sie ist eine echte Knipserin.

Was ist das Erfolgsgeheimnis von Trainer Alexander Straus?

Er hat nicht stur seinen Plan durchgezogen, sondern seine Vorstellungen an das vorhandene Team angepasst. Und wenn er dann noch den ein oder anderen Transfer realisiert, damit das Team dann auch wirklich seine Mannschaft ist. . . Natürlich muss er noch die Frage beantworten, ob er Bayern zu Titeln verhelfen kann.

Und was denken Sie: Kann er?

Ich denke schon. Er kann gut mit den Mädels, er nimmt sich viel Zeit, erklärt immer viel und lange. Man hat sich gefunden, also der Trainer und seine sehr, sehr gute Mannschaft. Und das ist ja neuerdings auch der Anspruch der Bayern-Frauen: Man will und man muss Titel gewinnen!

Wie gehen Straus und seine Spielerinnen nun mit diesem Druck um?

Da ist sicher noch ein kleiner Unterschied zu Wolfsburg, alsozu diesem Selbstverständnis Titel zu gewinnen, wie es die Wölfinnen haben. Das musste bei Bayern erst wachsen. Das merken die Spielerinnen natürlich schon noch. So abgezockt ist bei Bayern keine, dass dieser Anspruch wirklich gar keinen Druck auslösen würde. Aber diese Entwicklung ist jetzt eben der nächste Schritt, den die Frauen-Abteilung gehen muss und will. Jetzt ist Crunchtime, jetzt wird man sehen, wie die Mädels diesem Druck standhalten können.

Als ehemalige Spielerin von West Ham United kennen Sie die Verhältnisse im fußballverrückten London nur allzu gut. Was erwartet die Bayern-Frauen im Emirates Stadium?

Der Fußball ist in London und in ganz England ja fast schon eine Religion. Arsenal, Chelsea, Tottenham oder West Ham und viele andere Klubs - die Rivalität in dieser Stadt ist riesig. Ich hatte zu meiner Zeit in London eine Nachbarin, die Tottenham-Fan war, die konnte mir nicht mal "Guten Tag" sagen. (lacht) Ich habe Arsenal zuletzt beim Conti-Cup-Finale (FA Cup der Frauen, d. Red.) gegen Chelsea live in England gesehen. Da kommt ein ganz schönes Brett auf die Bayern zu.