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Selbst Brusts Aussetzer finden die Fans spitze - Nach dem achten Heimsieg in Folge grüßt Straubing von Platz sechs
13. Dezember 2011, 10:20 Uhr aktualisiert am 13. Dezember 2011, 10:20 Uhr
(mr). You're my dancing queen", hätte man Bruno St. Jacques am Sonntagabend nach dem Spiel am liebsten aufs Eis gerufen. Denn wenn der Verteidiger tanzt, heißt das, die Straubing Tigers haben gewonnen - gegen die Augsburger Panther war es das achte Mal in Folge am Pulverturm.
Abgesehen vom Freitagsderby in Ingolstadt eilt das Team von Dan Ratushny weiterhin von Sieg zu Sieg und überzeugt dabei nicht nur mit seiner Show nach jedem Heimsieg, sondern vor allem auch mit seiner Art von Eishockey. Nach der Auswärtsniederlage mit insgesamt drei Spieldauerstrafen besannen sich die Tigers zwei Tage später daheim gegen Augsburg wieder auf ihre alten Tugenden und kassierten lediglich drei Strafzeiten. Zwar verlief der Anfang etwas holprig, aber im Laufe der Partie fand Straubing immer besser ins Spiel und war für Ratushny auch die überlegene Mannschaft: "Die ersten Minuten waren wir nicht gut, da hätte der Gegner auch schon mit 1:0 oder 2:0 in Führung gehen können. Dann drehte sich das Blatt allerdings. Wir standen gut in der Defensive, haben den Puck kontrolliert, Barry Brust hatte einige tolle Saves und wir konnten die Panther teilweise in ihrem Verteidigungsdrittel einschnüren." Dabei fehlten mit Calvin Elfring und Markus Hundhammer gleich zwei Feldspieler. Letzerer bekam am Freitag einen Puck auf die Innenseite seines Fußes und hat nun einen gewaltigen Bluterguss. "Im Moment passe ich in keinen Schlittschuh. Man muss abwarten, bis die Schwellung zurückgeht. Dann kann man auch erst weitere Untersuchungen machen", so der Stürmer.
Einziges Manko, sofern man beim achten Heimsieg in Folge überhaupt Grund zu Kritik hat, ist derzeit die mangelnde Effektivität im Powerplay. "Wir wissen, dass es auch an diesem Wochenende wieder verbesserungswürdig war. Daher wird das Überzahl bis zum nächsten Spiel ein großes Thema im Training sein", verspricht der Trainer. Dass man bereits sechs Gegentore in Überzahl kassierte, blieb auch ihm nicht verborgen: "Wenn es im Powerplay nicht läuft, probiert man es mit einem vierten Stürmer. Dieser verhält sich aber nun mal anders als ein Verteidiger, und dann kann es passieren, dass der Gegner plötzlich viel Platz hat und bei uns hinten nur noch Barry Brust steht."
Sofern Brust dann nicht gesperrt ist, möchte man Ratushny entgegen. Denn nachdem der Keeper nach seiner dritten großen Strafe am Freitag in Ingolstadt hatte zuschauen müssen, brannten bei ihm am Sonntag erneut die Sicherungen durch und er kassierte die nächste Spieldauerstrafe. Allerdings ist auch sein "Opfer" kein unbeschriebenes Blatt. Augsburgs Rauhbein Sean O'Connor hat aktuell die zweitmeisten Strafzeiten aller DEL-Spieler auf seinem Konto (102 Strafminuten) - dicht gefolgt vom Tigers-Keeper (95). So haben sich nach dem Schlusspfiff also "die zwei Richtigen gefunden", wie es im Volksmund so schön heißt. Brust hatte sichtlich Spaß daran und zeigte zum ersten Mal Emotionen in Richtung der Fans: Er ließ sich von den Zuschauern mit Standing Ovations feiern und kam nach der Ehrenrunde, die er schon fast traditionell dem Rest des Teams überlässt, noch einmal aus der Kabine und winkte in die Menge.
Bernie Englbrecht wundert sich
"Das ist schon erstaunlich", wunderte sich Co-Trainer und Ex-Torhüter Bernie Englbrecht nach dem Spiel und schwelgte in Erinnerungen: "Ich bin ja früher auch oft durchgedreht, aber bei mir haben die Leute immer geschimpft. Wenn Brusty so etwas macht, finden es alle super."
Vermutlich liegt das aber auch einfach daran, dass die Tigers ihre Fans derzeit wahrlich verzaubern, so dass diese dem Torhüter selbst solche unnötigen Aussetzer verzeihen. Zu gut schmecken die Erfolge der letzten Wochen, zu schön klingt "Platz sechs" in den Ohren - und vor allem zu schön sind die Showeinlagen des Teams nach den Spielen. Seit Wochen verlässt kein Zuschauer mehr schon vor oder gleich nach dem Abpfiff das Stadion. Alle warten auf die Ehrenrunde der Spieler und die anschließende "St. Jacques-Dancing-Show". "Die letzten Male hat er ja zu Michael Jackson getanzt. Damit es für die Fans nicht langweilig wird, hat er sich dieses Mal etwas Neues überlegt", weiß Hundhammer. Und der Verteidiger konnte mit Hussey, Bakos, Brückner und Daoust auch gleich vier Teamkollegen zum Mitmachen animieren."Eine Tanzschule brauchen wir schon mal nicht bei diesen Talenten", scherzte Ratushny angesichts des "big entertainments", das seine Spieler ablieferten. Aber Bruno St. Jacques braucht vielleicht bald einenChoreographen - nicht dass ihm bei den hoffentlich noch vielen weiteren Heimsiegen die Ideen ausgehen...