Überblick
Tuchels Meisterelf
14. Mai 2023, 16:10 Uhr
München - Aus dem Schneckenrennen um die Meisterschaft ist mittlerweile ein Scheibenschießen geworden. Der FC Bayern 6:0 gegen Schalke, Borussia Dortmund wenig später am Samstagabend 5:2 gegen Borussia Mönchengladbach. Und das ganz ohne Nervenflattern (siehe auch S. 19). Die Münchner wissen: Auf einen Ausrutscher des formstarken BVB, der nur einen Punkt zurückliegt, sollten sie besser nicht mehr hoffen.
"Es ist nur noch Finale jetzt! Ich gehe davon aus, dass wir zwei Siege brauchen", sagte Bayern-Trainer Thomas Tuchel zum Fernduell um die Schale. Tuchels Mannschaft empfängt kommenden Samstag RB Leipzig und beendet die Saison eine Woche später beim 1. FC Köln.
Der BVB muss am Sonntag beim FC Augsburg antreten und spielt zum Abschluss gegen Mainz 05. Wer packt's?
"Ich fühle das, dass wir das Ding holen", sagte Thomas Müller, der gegen Schalke nach zwei Liga-Partien als Edeljoker wieder in der Startelf stand - und den Sieg mit dem Tor zum 1:0 (21. Minute) einleitete. Außerdem trafen noch Joshua Kimmich (29., Elfmeter), Serge Gnabry (50./65.), Mathys Tel (80.) und Noussair Mazraoui (90.+2).
"Der Trend stimmt, wir haben eine kleine Entwicklung in den letzten Spielen hingelegt", ergänzte Müller: "Es war schon ein kleines Fest heute. Und ich bin überzeugt, dass wir die letzten beiden Spiele auch noch gewinnen - und dann hamma's."
So einfach ist die Rechnung. In der Theorie. Doch speziell die Partie gegen die Leipziger, die um den Einzug in die Champions League kämpfen, wird knifflig. Vorteil der Münchner: Tuchel scheint endlich seine Meisterelf gefunden zu haben. "Wir steigern uns gerade, das ist gut", sagte der Coach. "Man sieht, dass Sachen zurückkommen, Selbstverständnis zurückkommt, das verschüttet war."
Im Angriffszentrum etwa brilliert Gnabry mit vier Toren aus den vergangenen drei Spielen, sein Selbstvertrauen ist zurück. In der Defensive lässt die Viererkette um Mazraoui (rechts), João Cancelo (links), Matthijs de Ligt und Benjamin Pavard (beide zentral) kaum noch Chancen zu. Auf den offensiven Außenbahnen haben Kingsley Coman und Leroy Sané ihr Formtief überwunden. Und in der Mittelfeldzentrale harmonierte gegen Schalke das Trio Kimmich, Müller und Jamal Musiala prächtig.
"Der Druck von euch wurde so groß, dass er einfach spielen musste", scherzte Tuchel am Sky-Mikrofon über die Müller-Nominierung in der Startelf.
Dabei genügt ja ein Blick in die Statistik, um den Wert des Fan-Lieblings zu erkennen. Mit Müller auf dem Platz schoss Bayern in den zehn Partien unter Tuchel 18:6 Tore, ohne Müller 1:7. Noch Fragen? Es wäre eine große Überraschung, würde Tuchel Müller gegen Leipzig wieder aus der Mannschaft nehmen. Leon Goretzka und Ryan Gravenberch haben wohl im Saisonfinale das Nachsehen, genauso Dayot Upamecano in der Innenverteidigung und Sadio Mané im Angriff. Doch Einzelschicksale interessieren jetzt nicht. "Wir haben noch zwei Spiele, die müssen wir gewinnen", forderte Sportvorstand Hasan Salihamidzic: "Wir schauen nicht links oder rechts. Wir wollen das zu Ende spielen."