Volleyball
(Kein) Neuland: TV Dingolfing in der 2. Liga
30. September 2019, 15:00 Uhr aktualisiert am 1. Oktober 2019, 9:21 Uhr
Aufsteiger TV Dingolfing ist in die neue Saison gestartet. Die 2. Liga ist für Vorstand, Trainer und zahlreiche Spielerinnen kein Neuland. Dennoch gilt es, sich wieder an die neue Umgebung zu gewöhnen.
Toni Kiebler war am Sonntagnachmittag "gar nicht so unzufrieden", wie er sagte. 0:3 hatten die Volleyballerinnen des TV Dingolfing, dem Kiebler als Vorstand vorsteht, gerade ihre Heimpremiere nach dem Zweitliga-Aufstieg verloren. Mit dem Ergebnis könne man freilich nicht zufrieden sein, sagte Kiebler, um es aber sogleich auch einzuordnen: "Wir sind Neuling in dieser Liga. Da wird es auch mal solche Niederlagen geben." Die Mannschaft habe "teilweise recht gut mitgehalten", fand er. Und auch, dass über 200 Zuschauer den Weg in die Halle gefunden hatten, freute ihn.
Gegen den VCO Dresden bezahlte der Aufsteiger aber auch ein Stück weit Lehrgeld. Aufschlag, Annahme, Block - in allen Situationen präsentierten sich die Gäste den entscheidenden Tick besser. "Dresden war in allen Elementen besser", sagte auch Dingolfings Trainer Andreas Urmann. Nun ist der Tabellenfünfte aus der vergangenen Saison aber auch nicht der Gradmesser für die Niederbayern. "Sie haben letzte Saison schon gezeigt, was sie können und so ein Jahrgang entwickelt sich ja auch weiter. Die Geschwindigkeit und Physis, die Dresden auf das Feld gebracht hat, war für uns etwas Neues", erklärte Urmann. Das Spiel sei eine "wichtige Erfahrung" gewesen: "Dadurch können wir sehen, wo es bei uns noch fehlt."
Größenunterschied
Ein Faktor war beispielsweise auch die Größe. "Wir sind eine kleine Mannschaft", sagt Urmann. Ein Beispiel gefällig? Während Dingolfings Außenangreiferin Franziska Liebschner 1,74 Meter groß ist, misst ihr Gegenüber Julia Wesser 1,95 Meter - das sind mehr als 20 Zentimeter Unterschied. "Dann ist es nicht so einfach für uns", sagt Urmann.
Der TVD-Trainer ist aber überzeugt, dass sich sein Team weiter steigern wird. Denn der Kader kann zwar eine Menge Erfahrung und auch zahlreiche Erstliga-Spiele vorweisen. "Aber die Spielerinnen haben entweder letzte Saison in der 1. Liga nicht viel gespielt oder waren bei uns in der 3. Liga", sagt Urmann. Deshalb gehe es darum, sie wieder an das Niveau heranzubringen. "Das ist ein Lernprozess und dauert noch ein bisschen", gibt der Trainer der Entwicklung die nötige Zeit. Was möglich ist zeigte die Mannschaft aber bereits beim ersten Saisonspiel in Grimma, als ein 3:2-Erfolg gelang.
Urmann: "Brief und Siegel auf den Klassenerhalt"
Für Urmann selbst ist es eine Rückkehr in die 2. Liga. Straubing hat er hier schon als Trainer durch einige Spielzeiten geführt und sogar den Aufstieg in die 1. Bundesliga geschafft. Die Ziele in Dingolfing sind nun aber ganz andere. "In erster Linie geht es um den Klassenerhalt", sagt der 37-Jährige. Das Ziel geht er aber selbstbewusst an und formuliert: "Ich gebe Brief und Siegel darauf, dass wir das mit dieser Mannschaft auch schaffen."
Um das zu erreichen, fordert Urmann, der in seine dritte Saison als Dingolfinger Trainer gestartet ist, in erster Linie Einsatz von seinem Team: "Ich erwarte gar nicht das perfekte Spiel. Aber ich will, dass wir in jedes Spiel mit viel Herzblut gehen, dass wir kämpfen. Wenn uns das gelingt, dann werden wir oft als Sieger vom Feld gehen."
Kiebler: "...dann höre ich sofort auf"
Die Dingolfinger verfolgen sportlich eine klare Philosophie, wie Toni Kiebler erklärt: "Wir spielen nur mit Spielerinnen aus Dingolfing und der Region." Sich extern, etwa mit ausländischen Spielerinnen, zu verstärken, ist für ihn keine Option. Ihm gefällt die regionale Struktur des Teams. "Wenn sich dieses Gefüge ändert, dann höre ich sofort auf", sagt er. Die Mannschaft hat derzeit einige erfahrene Spielerinnen dabei wie zum Beispiel Kapitänin Natascha Niemczyk, Zuspielerin Marta Haladyn oder Libera Michaela Bertalanitsch. Dazu kommen Spielerinnen, für die die 2. Liga völliges Neuland ist. Wie zum Beispiel Mittelblockerin Lena Großmann, die zuletzt unterklassig gespielt hat.
Was durch diesen Weg entsteht, ist eine familiäre Atmosphäre, die auch Trainer Urmann an Dingolfing schätzt. Die Spielerinnen spielen nur für eine kleine Aufwandsentschädigung und Fahrtkosten. Weit weg also von Halbprofis oder Profis. Auch Trainer Urmann arbeitet auf Minijob-Basis. "Anders wäre die 2. Liga für uns auch nicht finanzierbar", betont Kiebler. Rund 70 Sponsoren habe man derzeit und wohl den kleinsten Etat der Liga.
Dingolfing spielte in den 90er-Jahren sogar zweimal in der 1. Liga. Toni Kiebler war damals auch schon dabei, entsprechend ist für ihn der Spitzenvolleyball kein Neuland. Die Anforderungen, sagt er, seien allerdings stetig gewachsen. Man sei aber gut aufgestellt, findet der Vorstand - sportlich wie organisatorisch und finanziell.
Anruf von der Liga
Rund um die Mannschaft wird alles auf ehrenamtlicher Basis gemacht. Als der Verein seinen Haushaltsplan an die Liga geschickt hatte, bekam Toni Kiebler einen Anruf. "Sie haben gefragt, ob wir die Verwaltungskosten vergessen haben", erzählt er. Diese waren nämlich bei null. "Die Liga konnte es nicht glauben, dass bei uns alles ehrenamtlich abläuft", sagt er nicht ohne einen gewissen Stolz in seiner Stimme. "Das ist für mich eine schöne Sache."
Auch wenn das heißt, dass Kiebler selbst viel anpacken muss. Rund 20 Helfer gebe es rund um ein Heimspiel, die Ballrollerinnen schon mitgezählt. Ansonsten machen die Arbeit vor allem Kiebler und Abteilungsleiter Hans Böhm. "Aber auch die Mannschaft und der Trainer machen vieles, nehmen uns Arbeit ab", sagt Kiebler, der hilft wenn Not am Mann ist und bei den Heimspielen auch als Hallensprecher am Mikrofon ist. "Aber das mache ich gerne. Das mache ich schon so lange und es macht mir Spaß", sagt er. Und Spaß, das ist beim Zweitliga-Aufsteiger aus Dingolfing ohnehin das Wichtigste.