Preissteigerung
Warnstreik fördert teils deutlich teurere Alternativen
24. März 2023, 12:34 Uhr aktualisiert am 25. März 2023, 4:21 Uhr
Der für Montag angekündigte große Verkehrs-Warnstreik hat zu einem Run auf Alternativen geführt. Sowohl bei Mietwagen als auch bei Fernbussen stiegen die Buchungen und Suchanfragen deutlich, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur bei mehreren Anbietern ergab. Bei Mietwagen kam es zudem teilweise zu deutlichen Preissteigerungen.
So berichten die Portale billiger-mietwagen.de und Check24 von einem deutlichen Anstieg bei der Mietwagensuche. Bei billiger-mietwagen.de zeigte sich für die größten deutschen Städte eine Zunahme der Benutzeranfragen um 120 Prozent zum Vergleichszeitraum vor einer Woche.
In Berlin betrug das Plus sogar 220, in Frankfurt 180 und in München 164 Prozent. Check24 stellte vom Zeitpunkt der Streikankündigung am Donnerstag bis zum Freitagmorgen einen Anstieg der Mietwagenbuchungen um 39 Prozent fest. Betrachtet man nur Buchungen die - passend zum Warnstreik - von Samstag bis Montag abgeholt werden, zeigt sich sogar fast eine Vervierfachung.
Die Nachfrage schlägt sich in einzelnen Städten auch auf die Preise nieder. Bei billiger-mietwagen.de zeigte sich für Fahrzeuge, die am Montag abgeholt werden sollen, teils ein kräftiger Preisanstieg. In Berlin kostete ein Kompaktwagen im Schnitt nun 83 Euro und damit 90 Prozent mehr als vor einer Woche.
In Frankfurt sind es 92 Euro (plus 73 Prozent). In Hamburg fiel der Anstieg mit 27 Prozent auf 58 Euro deutlich geringer aus. In München blieb er sogar gänzlich aus. Beim Portal geht man davon aus, dass sich hier die entspanntere Situation bei den Vermietflotten in München und Hamburg bemerkbar macht.
Der Fernbusanbieter Flixbus berichtete ebenfalls von einer "deutlich gestiegenen Nachfrage" - insbesondere seit Donnerstagnachmittag. Man habe bereits in den vergangenen Tagen zusätzliche Busse auf zentralen Strecken für den Streiktag eingeplant, "um dem erhöhten Buchungsaufkommen gerecht zu werden und möglichst viele Reisende am Montag an ihr Ziel zu befördern", sagte eine Sprecherin.
Für Montag ist ein bisher beispielloser bundesweiter Warnstreik angekündigt, der Fern-, Regional- und S-Bahnverkehr auf der Schiene, den kommunalen Nahverkehr, viele deutsche Flughäfen, die Wasserstraßen und Häfen sowie Autobahnen betrifft. Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) und Verdi kämpfen für mehr Einkommen in unterschiedlichen Tarifrunden.
Die Deutsche Bahn sieht keine Möglichkeit für einen Notfahrplan im Fernverkehr für den Warnstreiktag. "Es nützt ja nichts, eine kurze Strecke mit einem Intercity oder einem ICE zu fahren, weil man einen Lokführer hat, und der Zug dann irgendwo stehen bleibt, weil das Stellwerk bestreikt wird", sagte ein Konzernsprecher in Berlin. Die Bahn geht auch von starken Einschränkungen im Schienengüterverkehr aus.
Lufthansa-Passagiere müssen sich zudem bereits am Sonntag auf erhebliche Ausfälle einstellen. Am Flughafen München finden wegen der Ausstände schon an dem Tag - abgesehen von humanitären Flügen - keine Lufthansa-Flüge statt, wie die Airline mitteilte. Hinzu kommt am Montag Deutschlands größter Flughafen Frankfurt. Am Stuttgarter Flughafen wird es ebenfalls keinen regulären Flugbetrieb geben.
Die Folgen der Warnstreiks im Luftverkehr könnten Passagiere nach Einschätzung der Luftverkehrswirtschaft noch bei Reisen in den Osterurlaub zu spüren bekommen. "Die andauernde Kette sogenannter Warnstreiks an immer neuen Stellen unserer Flughäfen trifft den gesamten Flugbetrieb auch da, wo gar keine Tarifverhandlungen geführt werden", kritisierte Jost Lammers, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL).