Leere Wasserspeicher, trockene Böden

Die Juni-Hitze und die Nachwirkungen des Rekordsommers 2018


Sommer, Sonne satt. Bereits der heiße Sommer 2018 hat der Natur schwer zugesetzt, die wochenlange Hitzewelle im Juni 2019 hat die Lage noch einmal verschärft.

Sommer, Sonne satt. Bereits der heiße Sommer 2018 hat der Natur schwer zugesetzt, die wochenlange Hitzewelle im Juni 2019 hat die Lage noch einmal verschärft.

Von Matthias Jell und Redaktion idowa

Zu wenig Regen, zu lange Hitzeperioden. Bereits 2018 machte das insbesondere vielen Landwirten zu schaffen. Wie sieht es in diesem Jahr aus? Erste Analysen lassen wenig Grund für Optimismus. Durch die seit Frühjahr 2018 unterdurchschnittlichen Niederschlagsmengen entstand in einigen Regionen Deutschlands eine Trockensituation, die durch die wochenlange Gluthitze im Juni 2019 noch verschärft wurde - auch in Bayern.

Nehmen die Wetterextreme immer größere Dimensionen an? In dieser Frage scheiden sich die Geister. Landläufig hört man nicht selten die ganz lapidare Antwort, "heiß war's im Sommer schon immer". Doch was sagen die nackten Zahlen? "An den Absolutwerten erkennt man, dass insbesondere die jüngsten Jahre wieder sehr trocken waren, wenngleich der langjährige Trend für den Niederschlag seit 1881 immer noch positiv ist", berichtet Dr. Andreas Becker, Leiter des Referates Niederschlagsüberwachung und des Weltzentrums für Niederschlagsklimatologie, gegenüber idowa.

So war das Jahr 2018 im Deutschlandmittel das wärmste Jahr seit Beginn der regelmäßigen Temperaturaufzeichnungen. Damit einhergehend war der Boden vielerorts knochentrocken. Im Mittel lag das Niederschlagsdefizit im Jahr 2018 bei 200 mm. Erst leicht überdurchschnittliche Niederschläge im Januar und März 2019 sorgten zumindest für etwas Entspannung. Dadurch konnten einige Bodenwasservorräte zwar teilweise wieder aufgefüllt werden, allerdings war dies nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. In Zahlen ausgedrückt: das Niederschlagsdefizit aus dem Vorjahr konnte dadurch noch nicht einmal auf unter 150 mm reduziert werden.

Gebietsmittel Niederschlag Bayern ab dem Jahr 2000

Gebietsmittel Niederschlag Bayern ab dem Jahr 2000

Und dann kam der Juni - der heißeste Juni seit Beginn der Aufzeichnungen, aber auch deutlich trockener als im vieljährigen Vergleich. Bedingungen, unter denen vor allem die Landwirte ächzten. Die Wasserspeicher waren nur unterdurchschnittlich gefüllt, die Bodenfeuchtwerte schlecht. "In den Regionen Nord- und Ostbayern gab es im bisherigen Sommer 2019 zu wenig Niederschläge. Hier wirkt aber auch zusätzlich noch die Trockenheit von 2018 nach", erklärt Markus Drexler, Pressesprecher des Bayerischen Bauernverbandes (BBV).

Vor ziemlich genau zwölf Monaten wurde wegen der extremen Dürreperiode bereits von der Industrie Alarm geschlagen. Vor allem bei der Kartoffelernte wurden massive Qualitätsmängel und Engpässe befürchtet. Zumindest nicht ganz so angespannt scheint die Lage im Sommer 2019 zu sein. In einer ersten Wasserstandsmeldung des BBV heißt es: "Erste Ernteergebnisse von Frühkartoffeln sind durchaus nicht schlecht, wenngleich die Größe der Knollen insbesondere wegen der Hitzeperiode im Juni dieses Jahr etwas kleiner ausfällt." Entscheidend seien hier aber die Witterungsbedingungen der kommenden Tage und Wochen.

Seit jeher sind Landwirte den Witterungsbedingungen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Dabei müssen die Bauern freilich auch mit der Zeit gehen. Drexler: "Die Landwirtschaft muss sich mit den zunehmenden Wetterextremen auseinandersetzen. Im Zentrum steht dabei die Pflanzenzüchtung mit modernen Sorten, die mit Wetterextremen besser umgehen können." Außerdem würden sich Anbau und Fruchtfolge verändern. "Mit möglichst wenig Eingriffen in die Bodenstruktur wird versucht, möglichst wenig Wasser aus dem Boden verdunsten zu lassen. Gleichzeitig helfen Mulchauflagen dabei, die Erosion bei starken Niederschlägen zu verringern", so Drexler. Landwirte würden darüber hinaus aber auch neue Früchte in die Fruchfolgen mit aufnehmen, wie zum Beispiel Soja, um das Risiko von Wetterereignissen zu streuen.

Doch gibt es auch einen Ansatz, um die Schäden bei Ernteausfällen zu minimieren? Drexler: "Der Bauernverband setzt sich zum einen für die Absenkung der Versicherungssteuer bei der Mehrgefahrenversicherung gegen Dürre und Trockenheit ein. Noch wesentlich wichtiger wäre jedoch eine steuerfreie Risikoausgleichsrücklage, die es Landwirten ermöglichen würde, sich in guten Jahren einen Teil des Gewinns für schlechte Jahre zurückzulegen."