Freizeit

Frierend schwimmen lernen: Gibt es bald mehr Nichtschwimmer?

Wenn Kinder schwimmen lernen, sollten sie im besten Fall Spaß am Seepferdchen-Kurs haben. Wegen der Energiekrise ist das Wasser in einigen Bädern allerdings kälter als so manchem lieb. Doch die dramatischen Nichtschwimmerzahlen rühren woanders her.


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Kinder nehmen an einem Schwimmkurs teil.

Der Weg vom Planschen in der heimischen warmen Badewanne zum kühlen Schwimmbecken des Hallenbades kostet manche Kinder Überwindung. Angesichts von Energiekrise und Gasmangel haben einige Schwimmbäder ihre Temperaturen schon vor Monaten gesenkt. Seitdem sind mancherorts Kinder im Neoprenanzug statt Badehose zu sehen und Eltern beschweren sich in Leserbriefen über zu kaltes Wasser. "Die Nachfrage nach Anfängerschwimmkursen ist deshalb nicht merklich zurückgegangen", teilte allerdings die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Bayern mit.

Die DLRG empfiehlt nach Worten ihres Sprechers Michael Förster 28 Grad warmes Wasser für die Anfängerschwimmausbildung. Dass die Zahl der Nichtschwimmer wegen kälterer Becken steigen könnte, befürchtet der Verband nicht. "Nur wenn längerfristig, also zum Beispiel in jedem Winter oder sogar ganzjährig, die Temperaturen auch in den Lehrschwimmbecken gesenkt würden, kämen eventuell weniger Interessenten", sagte Förster.

"Seniorenkurse werden bei gesenkten Temperaturen wohl beeinträchtigt sein. Dazu haben wir aber keine fundierte Kenntnis", sagte Förster. Das Temperaturempfinden der Menschen zwischen Aschaffenburg und Garmisch ist natürlich subjektiv - Sportschwimmer haben andere Bedürfnisse als Kleinkinder und Senioren.

"Die niedrigste Wassertemperatur in unseren Bädern liegt bei 26 Grad", heißt es bei den Stadtwerken Regensburg. "Dennoch sollte die Temperatur ausreichend sein, um auch ohne Neopren ins Wasser gehen zu können." Um Energie zu sparen, sei in den Becken in Regensburg die Temperatur leicht gesenkt worden. Das warme Außenbecken werde nicht betrieben, die große Rutsche im Westbad sei unter der Woche geschlossen. "Wir sehen ob der getroffenen Maßnahmen keinen Rückgang der Badegäste", sagte ein Sprecher. "Vielmehr erfahren wir großes Verständnis für die Maßnahmen und auch viel Freude darüber, dass unsere Bäder weiterhin geöffnet sind."

Dass eine niedrigere Wassertemperatur auch Badegäste abhalten könnte, befürchtete allerdings die Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH, Badbetreiber in der Stadt am Main. "Wir hatten die Temperatur in unseren Bädern nur minimal gesenkt, um möglichst keinen Besucherrückgang beziehungsweise keine Beeinträchtigungen unserer Badegäste zu verursachen", erklärte eine Sprecherin.

Mancherorts öffnen nun auch wieder bisher geschlossene Thermen und Saunas, Bäder kehren peu à peu zu ihren ursprünglichen Wassertemperaturen zurück. Ein Badbetreiber im oberfränkischen Hof hat den Weg zum kälteren Wasser nie beschritten. "Aus unserer Sicht war das Einsparpotenzial, das diese Maßnahme gebracht hätte, eher gering", sagte eine Sprecherin der HofBad GmbH. "Lediglich im Bereich der Sauna haben wir unsere Öffnungszeiten seit Herbst 2022 reduziert: An den Wochentagen öffnen wir erst ab 14.00 Uhr, um Energie einzusparen."

In München wurden die Wassertemperaturen im vergangenen Sommer gesenkt. Seitdem kamen im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2019 knapp 20 Prozent weniger Besucher. "Ob dies allein auf die Temperaturabsenkungen zurückzuführen ist, können wir nicht beurteilen", sagte eine Sprecherin. Wem es zu kalt ist, der dürfe gerne im Neoprenanzug in die Bäder kommen. "Das gechlorte Wasser wirkt jedoch auf das Material ein."

Die Zahl der Nichtschwimmer in Bayern sei nicht wegen der energetischen Maßnahmen dramatisch hoch, sondern bedingt durch die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen. "Unter den Grundschulkindern gibt es seit Corona doppelt so viele Nichtschwimmer wie vor Corona, nämlich 20 statt 10 Prozent der Grundschulkinder", erläuterte Förster. "Diese deutschlandweiten Zahlen gelten in ihrer Größenordnung auch für Bayern und für die anderen einzelnen Bundesländer." Denn während der Corona-Zeit habe wegen der Bäderschließungen und Abstandsregeln nahezu niemand schwimmen gelernt. "Das waren 200.000 Kinder allein in Bayern."

Bayernweit gibt es nach Angaben der Bäderallianz Deutschland - ein Zusammenschluss von Interessensvertretern der Branche - rund 450 Hallen-, Freizeit- und Schulbäder. Hinzu kommen Hunderte Freibäder.