Wegen Corona-Partys
Händler stoppt Bierverkauf an Jugendliche
23. März 2020, 18:00 Uhr aktualisiert am 3. April 2023, 12:32 Uhr
Die Feierlaune vieler Jugendlicher scheinen selbst die aktuell geltenden Regelungen im Kampf gegen das Coronavirus nicht zu dämpfen. Vielerorts steigen "Corona-Partys". Diese Unvernunft mancher Partywütigen beobachtet auch ein Lebensmittelhändler aus dem Südwesten Deutschlands. In seinen Märkten sollen nun als Konsequenz unter anderem Alkohol nicht mehr an Jugendliche verkauft werden. Wie kommt diese Maßnahme bei anderen Händlern an?
Lebensmittelhändler Dieter Hieber hat mehrere Edeka-Märkte im Südwesten Deutschlands. In einem Facebook-Post von letzter Woche verleiht er seinem Frust Ausdruck: "Aktuell sind viele von Euch leider sehr unvernünftig, kaufen gruppenweise in unseren Märkten ein und machen kleine Privatpartys." Weil ihm das Verhalten der jungen Generation ein Dorn im Auge ist, kündigt er in dem Post Konsequenzen an.
Ab sofort sollen nämlich in seinen Märkten "Party-Utensilien" wie Energy Drinks, Alkohol oder Chips nicht mehr an Jugendliche verkauft werden. In dem Post heißt es weiter: "Jetzt gilt es die Lebensmittelversorgung für die nächsten Wochen aufrechtzuhalten und nicht für Euren FUN zu sorgen. Unsere Mitarbeiter gehen jeden Tag ein Risiko ein und machen Überstunden ohne Ende. Das machen sie gerne und sie wissen, wie wichtig dies für die nächsten Wochen ist. Aber wir werden keine Waren mehr an Party-People verkaufen. Ich hoffe, die anderen Lebensmittel-Geschäfte schließen sich mir an."
Problem wird nur verlagert
Ein Edeka-Marktleiter in Regensburg ist zwiegespalten, was die Maßnahme betrifft. Der Marktleiter wisse zwar um das Einkaufsverhalten mancher Jugendlicher, auch während Corona, die Krise an sich lasse sich aber so auch nicht mehr aufhalten. Der Händler sieht das Problem dadurch nur verlagert. "Wenn ich den jungen Erwachsenen keinen Alkohol verkaufe, dann gehen die zur Tankstelle oder bestellen übers Internet." Alkohol könne der Händler gerade für junge Menschen nicht vorübergehend aus dem Sortiment nehmen. Immerhin würden auch Tausende Studenten in seinem Markt einkaufen.
Mittlerweile gängige Hygienemaßnahmen setze man dagegen lieber in dem Markt um. Es werde stattdessen auf den vorgeschriebenen Sicherheitsabstand geachtet. Auch habe man zum Schutz der Mitarbeiter überlegt, Plexiglasscheiben vor den Kassen einzubauen. Da aber Baumärkte mittlerweile geschlossen haben, konnte die Vorsichtsmaßnahme zumindest in Eigenregie bis jetzt noch nicht umgesetzt werden.
Plexiglas und Klebestreifen
Auch bei Netto Marken-Discount setze man wohl eher auf die üblichen Hygienemaßnahmen, als darauf, den Jugendlichen gerade jetzt keine Partyartikel mehr zu verkaufen. Laut Netto-Unternehmenskommunikation werden den Mitarbeitern an der Kasse beispielsweise Einweghandschuhe zur Verfügung gestellt. Ebenso bringe der Discounter derzeit Fußbodenmarkierungen im Abstand von zwei Metern in den Kassenbereichen an. Weitere Schutzmaßnahmen für das Personal sollen nach und nach folgen.
Bei Aldi Süd sind Maßnahmen, wie Dieter Hieber sie trifft, derzeit ebenfalls nicht geplant. Das teilte die Pressestelle auf Nachfrage mit. Aktuell werden aber in vielen Filialen Plexiglasscheiben an den Kassen installiert. Die Kunden bittet der Discounter auf die Hygiene- und Abstandsregeln zu achten. Dafür kommen auch bei Aldi Süd vor allem im Kassenbereich Klebestreifen auf dem Boden zum Einsatz.
"Fridays for Future" und "Corona-Partys"
Dieter Hiebers Post ging viral und ist nun auf vielen Facebook-Seiten zu lesen. Der Original-Post ist allerdings nicht mehr verfügbar. Zu unterschiedlich fielen wohl die Reaktion auf seinen Post aus. Nicht wegen des emotionalen Aufrufs an die Einzelhändler, sondern weil Hieber sich im Original-Text an die "Fridays for Future"-Bewegung richtet, ganz als seien eben die jungen Klimaaktivisten diejenigen, die gegen die Ausgangsbeschränkung oder das Kontaktverbot verstoßen und unermüdlich Corona-Partys feiern.