Bayern

Pläne für Tram und U-Bahn in München: Das tut sich beim ÖPNV

Ein großes Tram-Bauprogramm, aber auch weitere U-Bahn-Linien wollte die Rathaus-Koalition angehen. Was ist aus diesen Plänen geworden?


Die Trasse dauert auch länger im Bau, als ursprünglich geplant.

Die Trasse dauert auch länger im Bau, als ursprünglich geplant.

Von Christina Hertel

München - Dass immer mehr Münchner auf ein eigenes Auto verzichten, ist Grünen und SPD besonders wichtig. Sogar ein Mobilitätsreferat haben sie dafür Anfang 2021 gegründet. Chef ist der Grünen-nahe, aber parteilose Georg Dunkel, der vorher im Planungsreferat für Verkehr zuständig war.

Großes Ziel ist eigentlich, dass bis 2025 80 Prozent des Münchner Verkehrs emissionsfrei (also zu Fuß, mit dem Rad oder dem Elektro-Auto) oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln abgewickelt werden. Ob die Stadt da weiter gekommen ist, weiß keiner. Denn erst vor Kurzem startete das Mobilitätsreferat eine Befragung. Klar ist aber: Um es zu erreichen, muss der ÖPNV ausgebaut werden. Diese Versprechen macht der Koalitionsvertrag - und das wurde draus:

Die Tram Westtangente, hier Visualisierungen von der Fürstenrieder Straße, bekommt von Anwohnern viel Gegenwind.

Die Tram Westtangente, hier Visualisierungen von der Fürstenrieder Straße, bekommt von Anwohnern viel Gegenwind.

Massiver Ausbau? Weit gefehlt: Vergangenes Jahr stand sogar im Raum, dass die Stadt die Takte massiv zusammenstreicht, weil so viel Geld fehlte. Am Ende beschloss die Stadt einen größeren Zuschuss. Damit kann laut MVG zumindest das bestehende Angebot ohne Einschränkungen aufrechterhalten werden.

Allerdings stimmt das nur halb: Personalmangel macht der MVG zu schaffen. Mehr Kapazität schafft die MVG durch größere Fahrzeuge - in die neuen U-Bahn-Züge passen zum Beispiel zehn Prozent mehr Fahrgäste, in die neuen Trams sogar 20 Prozent mehr.

Auch das ist gescheitert. Verglichen mit Ende 2019 ist die Gesamtlänge an Busspuren um gerade mal drei Kilometer gewachsen. An zwölf Straßen fahren Busse zwischen 30 und 600 Meter weiter. Auch ein paar Schulen werden besser angebunden. Allerdings musste die MVG ihren Bus-Takt wegen Personalmangel bei zehn von 94 Buslinien ausdünnen. Manche Busse kommen jetzt sogar bloß noch alle 20 Minuten.

Es dauert länger. Bis die gesamte Flotte umgestellt ist, braucht es laut MVG bis 2035, die "operative Flotte" soll bis 2032 emissionsfrei fahren. Heuer schafft die Stadt 35 Elektrobusse an. Dann ist die Bilanz: 360 Dieselbusse, davon 92 Hybrid- sowie 61 Elektrobusse.

Dass die gesamte 8,25 Kilometer lange Tram-Westtangente (vom Romanplatz bis zur Aidenbachstraße) bis Ende der Legislatur, also bis 2026, fertig wird, klappt auf keinen Fall. Zwischen 2025 und 2027 soll nun wenigstens noch ein Abschnitt vom Romanplatz bis zum Waldfriedhof realisiert sein.

Gründe für die Verzögerung: Die Tram muss in Laim in einem neuen Tunnel unter der Zweiten Stammstrecke durch - und deren Bau dauert länger. Womöglich muss außerdem die Lindauer Autobahnbrücke saniert werden, die die Tram überqueren muss. Noch ist unklar, wie das genau abläuft. Und auch Verbesserungen für den Radverkehr wurden laut MVG eingearbeitet. Im zweiten Halbjahr 2023 sollen die ersten Bauvorbereitungen für die Tram-West-Tangente beginnen.

Zumindest der Abschnitt nach Johanneskirchen soll bis Ende 2025 fahren. Allerdings wird es mit dem Rest der Linie in dieser Legislatur wohl nichts mehr. Den Abschnitt vom Elisabethplatz über die Leopoldstraße bis zur Münchner Freiheit muss die Stadt noch einmal komplett neu planen.

Denn ursprünglich sollten sich Autos und die Tram eine Spur auf der Leopoldstraße teilen. Das hätte dafür gesorgt, dass alle miteinander im Stau gestanden wären. Jetzt soll es auf der Leopoldstraße ein eigenes Gleisbett für die Tram geben. Doch ob es klappt, dass die Tram dann weiter durch den Englischen Garten fährt? Ganz klar ist das noch nicht.

Auch hier sind die Pläne geschrumpft: Gebaut wird erst einmal der Abschnitt von Schwabing Nord bis zum Kieferngarten. Mit der Fertigstellung rechnet das Mobilitätsreferat 2027.

Die Tram 24 soll vom Neubaugebiet Bayernkaserne bis zur U-Bahn-Station Am Hart führen. Das Mobilitätsreferat rechnet mit einer Fertigstellung 2029.

Die Planungen für eine Tram Y-Nord hat die Stadt zurückgestellt. Sie sollte eigentlich vom Hauptbahnhof aus in den Norden führen und sich dort aufteilen. Richtung Westen nach Feldmoching, Richtung Osten zur Bayernkaserne. Wann die Tram einmal fährt, ist unklar. Ende der Legislatur könnte gerade mal die Machbarkeitsstudie fertig sein.

Bis in München im großen Stil U-Bahn-Tunnel gebohrt werden, dauert es noch sehr, sehr lange. Die Stadt baut gerade bloß die Verlängerung der U5 - aber erstmal nur bis Pasing. Wann die U-Bahn bis nach Freiham gebaut wird, ist unklar. Der Wille ist aber da: Der Stadtrat hat 100 Millionen für ein Vorhaltebauwerk genehmigt, aus dem später einmal ein U-Bahnhof werden soll.

Ein solches Vorhaltebauwerk plant die Stadt auch am Hauptbahnhof für die U9. Es kostet über eine Milliarde Euro. Die U9 soll etwa zehn Kilometer lang sein und Sendling und Schwabing miteinander verbinden. Fünf neue U-Bahnhöfe müssen dafür gebaut werden. Seit diesem Jahr führt die Stadt dafür Vermessungsarbeiten durch. Die MVG rechnet damit, dass der Bau 2030 beginnt und die ersten U-Bahnen 2040 fahren.

Die U4-Verlängerung vom Arabellapark nach Englschalking hingegen stockt: Vor einem Jahr beauftragte der Stadtrat das Mobilitätsreferat, die Stellen, die es für die Planung braucht, zu ermitteln. Angemeldet hat das Referat die Stellen allerdings noch nicht. Abhängig ist die U-Bahnverlängerung auch von der Frage, wie und wann das neue Stadtquartier im Münchner Nordosten gebaut wird.

Juhu - einen richtig schönen Erfolg gibt's auch beim ÖPNV: Schüler und Azubis zahlen seit August 2020 nur einen Euro am Tag.