Bayern
Stadtspaziergänger unterwegs in der Herzogspitalstraße: Altstädtisches Allerlei
15. Januar 2023, 15:06 Uhr aktualisiert am 15. Januar 2023, 15:06 Uhr
Altstadt - Kurz hinterm Sommer Sigi biege ich rechts ab in den Färbergraben. Der Name entstand bereits 1517 und geht auf den Wassergraben der ersten Stadtmauer zurück, an dem die Wollfärber ihr Handwerk betrieben haben. Gleich links der Eingang zur Hofstatt, gegenüber der Georg-Kronawitter-Platz, vielleicht noch besser bekannt als ehemaliger "Post-Parkplatz".
Ein Stück weiter, am Altheimer Eck geht dann nichts mehr. Ein Lkw wird ausgeladen und direkt daneben hält ein Müllwagen. Der Korken ist in der Flasche. Das Ganze begleitet vom Hupkonzert der Autofahrer, die gerne weiterfahren würden.
Ein Mann lehnt rauchend an der Hauswand, schaut dem Treiben zu, orange gekleidete Müllfahrer jonglieren die Mülltonnen mittendurch. Eine moderne Theaterinszenierung auf einer kleinen Freiluftbühne mitten in der Stadt. Irgendwann ist Pause, alles löst sich auf, aber das Stück wird in vielen weiteren Akten den ganzen Tag über gespielt. Kein Zweifel, es ist Leben in der Altstadt. Aber halt auch verdammt eng an manchen Stellen.
Das Altheimer Eck, freilich stark verbaut, ist ein Stück Ur-München und wurde vermutlich nach der Siedlung Altheim benannt, die sich schon vor 1369 hier befand.
Am Joseph-Pschorr-Haus, ein monströser Geschäftsgebäude-Riegel mit unterirdischem Parkhaus, steht Merkwürdiges. Hier wurde am 11. Juni 1864 der Komponist Richard Strauss geboren. Damals war das das Rückgebäude der Pschorr-Brauerei.
Die ursprünglichen Gebäude wurden nur in Teilen im Krieg zerstört, der Rest dann abgerissen und mehrfach durch Neubauten ersetzt. So mutet die Inschrift heute doch etwas verloren an.
Vorbei geht's an der Iberlbühne, dem rückwärtigen Bau vom alten Augustiner und dem Weinhaus Neuner, dem ältesten Weinhaus Münchens mit seiner einmaligen Innenausstattung und vorbei am ehemaligen Gregorianischen Seminar (dem ehemaligen Palais Woronzow), einem Teppichhaus, das bereits 1950 seine Pforten öffnete, einem Antiquitätengeschäft und einer Bar.
Man streift vorbei an sehr viel Geschichte, denn auch der Name Herzogspitalstraße geht zurück auf das Jahr 1555, in dem Herzog Albrecht V. hier ein Spital für sein Hofpersonal errichtete, welches Herzogspital genannt wurde. Die Kirche gibt's noch (sehr sehenswert!) und ein kleines Kloster auch.
Irgendwann bin ich dann an der Sonnenstraße - und hier endet mein Altstadtspaziergang. Was man zwischen haltenden Lkw und der Müllabfuhr so alles finden kann ...
In diesem Sinne eine schöne Woche
Ihr
Sigi Müller